Freitag, 11. August 2017

[Coverinterview] Das Gift der Schlange von Barbara Drucker

 

Wann kam das Cover? Vor oder nach dem Titel?
Nach dem Titel.

Hattest du eine genaue Vorstellung, was sich auf dem Cover befinden sollte?
Ursprünglich wünschte ich mir eine Schlange, die sich um einen Degen windet, das ließ sich mit Stockfotos aber nicht realisieren. Mir war der Degen als Attribut des Marchese extrem wichtig, und ich briefte Alexander Kopainski sehr sorgfältig in Bezug auf das Genre und die Atmosphäre. In der Gestaltung ließ ich ihm aber weitgehend freie Hand, denn ein guter Designer kommt auf Ideen, die einem Autor nicht einmal im Traum einfallen ;-) Natürlich stimmten wir uns zwischendurch immer wieder ab und er baute Vorschläge von mir ein. Die Mauer im Hintergrund zum Beispiel oder den Mörser.

Welche Bedeutung haben für dich die Schlangen, das Schwert und der Mörser auf dem Cover?
Der Degen ist das Attribut des Marchese, der Mörser das der Gräfin, die ja auch Heilkundige und Giftmischerin ist. Die Schlangen stehen für den Geheimbund, den Schlangenorden, dessen Mitglieder die Große Schlange verehren. Historische Genauigkeit war mir vor allem beim Degen wichtig, dieses Stockfoto suchte ich selbst. Es ist ein Hofdegen, die Waffe, mit der der Marchese ficht.

Wolltest du etwas Besonderes mit dem Cover ausdrücken?
Der Marchese hat ja viele Gegenspieler, die Gräfin ist aber eine der wichtigsten, und diese Konstellation wollte ich zeigen. Gift und Degen sind zwei starke Waffen, die Schlangen sind gefährlich und allgegenwärtig. Mir war die dunkle, geheimnisvolle und latent gewalttätige Stimmung wichtig. Es ist eine sehr dynamische Geschichte, kein Kuschelroman ;-) Trotzdem sollte es unbedingt ästhetisch sein und keine Blutorgie und nicht reißerisch werden.

Gift und Schlange…. Diese Wörter kommen beide auch im Titel und auf dem Cover vor. Haben diese eine besondere Bedeutung in deiner Geschichte?
Ich mag subtile Wortspiele und Mehrdeutigkeiten. Die Schlange kann die Gräfin sein, dann ist es auch das Gift, mit dem sie ins Geschehen eingreift. Steht die Schlange jedoch für den Orden, dann sind das Gift die Geheimnisse und Intrigen. Beides verdichtet sich in einer Schlüsselszene.

Hast du ein Lieblingszitat oder eine Lieblingsszene, welche das Buch und auch das Cover perfekt wiederspiegelt?
Ich habe mehrere Lieblingsszenen. Eine davon ist auf jeden Fall die große Konfrontation zwischen Marchese und Gräfin und ihr Versuch, ihn zu vergiften.

Bist du zu 100% zufrieden mit dem Cover oder würdest du heute noch etwas ändern wollen?
Ich bin ganz verliebt in dieses Cover! Ein winziges Detail bei den Schlangenwindungen ließ ich für den zweiten Band ändern, aber ich glaube, außer mir fällt das niemandem auf ;-)

                  

[Buchvorstellung einmal anders] Das Gift der Schlange von Barbara Drucker

 

Ich treffe mich heute mit Riccardo Visconti Marchese della Motta um mit ihm über das Buch „Das Gift der Schlange“ von Barbara Drucker zu sprechen.

Herzlichen Dank, dass Sie heute Zeit für mich haben die Fragen bezüglich des Buches zu beantworten.
Ich danke Ihnen für diese Einladung! Korrespondenz zu führen gehört für einen Mann meines Standes zu den täglichen Beschäftigungen, doch ich habe leider viel zu selten Gelegenheit, mich über Bücher auszutauschen.

Wie würden Sie das Buch „Das Gift der Schlange“ in max. 5 Sätzen beschreiben?
Das Buch ist eine Tour de force durch die gewaltigsten Gefühle. Es zeigt auch die Schattenseiten des Heldentums, die Einsamkeit, das überlebensnotwenige Misstrauen und die Ruhelosigkeit, Bedingungen, unter denen Liebe nur mit einem sehr starken Partner möglich ist. Überhaupt wimmelt es darin an starken Charakteren, sie zu unterschätzen wäre absolut tödlich. Man hört als Leser die Degen klirren, stemmt sich selbst gegen die Klingen oder flieht mit mir außer Atem über Hintertreppen oder durch Geheimgänge. Man taucht ein in eine faszinierende Zeit, die viel spannender ist, als in Schulbüchern beschrieben.

Welches ist ihre Lieblingsstelle in diesem Buch, welche sie uns unbedingt vorstellen möchten?
Wie soll ich Ihnen die Stelle nennen, ohne allzu viel zu verraten? Mir mangelte es nie an der Gesellschaft schöner Frauen, doch die eine zu finden, die ich nicht nur verführen, sondern tatsächlich lieben kann, war ein Privileg, an das ich längst nicht mehr glaubte. Am liebsten erinnere ich mich an die Nacht, in der wir uns gegenseitig unsere Liebe gestanden. Und ja, sie fand in ihrem Schlafzimmer statt ;-)

Die Themen rund um Politik, Macht und Liebe zur Zeit der Wittelsbacher sind sehr interessant, warum wählte die Autorin ausgerechnet diese Zeitepoche?
Zunächst einmal muss ich klarstellen, dass es in dem Roman nicht um die Wittelsbacher geht, lediglich der ermordete Gemahl einer Prinzessin entstammt diesem Geschlecht. In welchem  Fürstentum die Ereignisse stattfinden und welchem Adelsgeschlecht die Beteiligten angehören, lässt die Autorin auf meine Bitte hin im Dunkeln. Die Epoche ist der Mehrheit wahrscheinlich als Vorabend der Französischen Revolution bekannt, literarisch Gebildeten als die Goethe- und Schillerzeit. Barbara Drucker beschäftigte sich intensiv mit Schiller und war als Literaturwissenschaftlerin fest in dieser Periode verankert. Zum einen minimierte das den immer noch erheblichen Rechercheaufwand, zum anderen findet sie diese Zeit aber auch ungemein interessant. Ich kann das verstehen: In Europa gärt es, das Bürgertum verlangt nach Mitsprache, und die Festen des Adels wanken. Die Menschen beginnen, sich von religiösen Dogmen zu lösen und ihre Vernunft zu gebrauchen, Literatur und Philosophie tragen reiche Früchte. Wir glaubten an den Fortschritt, an das Gute im Menschen und an das Individuum. In dieser Zeit wurden die Grundlagen für Ihre heutige Gesellschaft gelegt.

Steckt in der Geschichte oder in dem einen oder anderen Protagonisten sogar ein wenig echte Barbara?
Am meisten Barbara steckt sicherlich in mir selbst, aber auch in die Gräfin von Rostow gingen wesentliche Anteile ihrer Persönlichkeit ein. Auch den verschmitzten Humor meines Dieners erkenne ich an ihr wieder. Die Versöhnung von Emotion und Vernunft spielt für sie eine große Rolle und ist neben der Frage, welchen Partner ein starker Charakter an seiner Seite braucht, der heimliche Leitgedanke dieses Bandes. Nur in zwei Punkten sind wir grundverschieden: Was körperliche Ertüchtigung anbelangt ist sie äußerst faul,  und ihr Mut erstreckt sich nicht auf physische Bedrohung. Tollkühn muss nur ich sein ;-)

Was ist Ihr Lieblingszitat im Buch, welches es auch am besten beschreibt um was es darin geht?
Es stammt aus einem Wortwechsel zwischen mir und meinem Diener:  "Du würdest dich für die Liebe entscheiden? Liebe, Giacomo, Liebe ist nur eine Illusion." Mittlerweile weiß ich, dass ich unrecht hatte ;-)

Leser sind immer auch neugierig. Wie würden Sie Barbara Drucker meinen Lesern und Leserinnen beschreiben?
Was sie macht, macht sie leidenschaftlich und ganz, sie brennt für eine Sache. Sie stellt hohe Ansprüche an sich selbst und ihre Umwelt, umgibt sich gerne mit schönen Dingen und hat einen unbändigen Spieltrieb.

Herzlichen Dank für das Gespräch!