Samstag, 1. Juni 2024

[Buchvorstellung einmal anders] Åsa Stryg - Winterblume von Silke K. Weiler


 
Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Åsa Stryg und Reid aus „Åsa Stryg - Winterblume“, um mit ihnen über das Buch und ihre Autorin zu sprechen.

Danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um für das Buch zu antworten.
Reid (lächelt gewinnend und streicht sein rotes Haar aus der Stirn): „Sehr gerne, Claudia, stets zu Diensten.“
Åsa (schüttelt unmerklich den Kopf und verdreht leicht die Augen): „Wir haben zu danken und freuen uns, an diesem Interview teilnehmen zu dürfen.“
Könntet ihr euch meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Reid: „Selbstverständlich. Ich bin so frei und mache den Anfang. Meine Name ist Reid Learham, Graf von Mittel-Althegon. Landadel. (zieht ein gerolltes Dokument aus einer Westentasche) Verarmter Landadel, das gebe ich offen zu, aber-“
Åsa (reißt ihm das Dokument aus der Hand, zerknüllt es und wirft es über die Schulter hinter sich): „Wie viele von diesen Dingern hast du? Glaubt ihm kein Wort, diese Urkunden bekommt Ihr in Nelcoe für ein paar Schilling an jeder Straßenecke nachgeschmissen. Bis auf den Namen alles ausgemachter Blödsinn.“
Reid: „Ich muss doch sehr bitten!“
Åsa (spricht unbeirrt weiter und weist mit dem Daumen auf Reid zu ihrer Linken): „Das ist Reid Learham, ein untalentierter Hochstapler, Hütchenspieler und notorischer Weiberheld. Müsste ich nicht übers Drachenhorngebirge und bräuchte einen Führer, wäre ich sicher nicht in seiner Begleitung. Mein Name lautet Åsa Stryg. Ich bin Söldnerin und … da will ich ehrlich sein, noch nicht so ruhmreich, wie ich es gerne wäre. Das wird sich jetzt ändern! Ich kann ich nicht offen darüber sprechen, nur so viel: Ich bin einem Schurken auf den Fersen, dem unaussprechliche Gräueltaten nachgesagt werden. Dieser Auftrag wird mich unsterblich machen!“
Beschreibt uns bitte das Buch in maximal 5 Sätzen.
Reid: „Ha, fünf Sätze reichen gar nicht aus, zu beschreiben, was ich alles-“
Åsa: „In Åsa Stryg – Winterblume bin ich auf der Jagd nach einem ruchlosen Mörder, die mich über einen eisigen Gebirgspass in einen Wüstenstaat führt, wo ich mitten in eine tödliche Verschwörung gerate. Der Roman steckt voller Abenteuer und Gefahr, Schwertkämpfe, Lawinen, Prügeleien, ein Sandsturm, das ein oder andere Bier, Wendungen, Humor, aber auch Tragik und Tiefe. Es geht um Selbstakzeptanz und darum, inwieweit uns Ereignisse und Tragödien der Vergangenheit im Heute beeinflussen, wann wir uns vergeben können oder ob wir daran scheitern und verzweifeln.“
Reid: „Moment mal, wo werde ich in diesem Zusammen-?“
Åsa: „Fünf Sätze, Reid … ups!“ (grinst)
Glaubt ihr, macht es der Autorin Spaß euch in so manche schwierige Situation zu stoßen?
Åsa: „Nein, ich-“ - Reid: „Ja, auf-!“ (sagen es gleichzeitig und verstummen)
Reid nickt in Åsas Richtung.
Åsa: „Nein, das glaube ich nicht. Wir können uns nur durch die Abenteuer, die wir bestehen, weiterentwickeln und an ihnen wachsen. Ohne Herausforderungen würden wir als Figuren auf der Stelle treten, blieben blass und konturlos. Irgendwie muss sie ja das Beste aus uns herauskitzeln. Oder das Schlechteste, je nachdem. Das geht nur durch Konflikte, Gefahren und (seufzt) … Verluste.“
Reid (mustert Åsa misstrauisch von der Seite): „Klingt wie auswendig gelernt. Hat sie dir Geld gezahlt, damit du das sagst?“
Åsa: „Nein. Siehst du das etwa anders?“
Reid. „Ja, auf jeden Fall! Von wegen, das Beste aus uns herauskitzeln … Es macht ihr Spaß und ich kann mir lebhaft vorstellen, wie sie hinter ihrem magischen Kasten sitzt, ihre diabolische Fratze in bläuliches Licht getaucht mit Klauenfingern in die Tasten hämmert und sich ins Fäustchen lacht, während sie uns quält und in die Verdammnis stößt.“
Åsa: „Du weißt schon, dass sie mitliest?“
Reid: „Soll sie doch …“
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch?
Åsa: „Und ob ich die habe. Das Teehaus in Zahr al-Ahub, Reid, wo du dich mit dem Falschen anlegst, der dich so richtig in die Mangel nimmt, du grandioser Hütchenspieler!“ (kichert und verpasst Reid einen Stoß mit dem Ellenbogen)
Reid (hebt eine Augenbraue, lehnt sich zurück, schlägt würdevoll die Beine übereinander und faltet die Hände auf den Knien): „Ich mag die Stelle an dem Abend, nachdem du dich erst mit Karun und anschließend mit mir gestritten hast. Du musst dich bei mir entschuldigen, dann sitzen wir beisammen, trinken etwas und reden die ganze Nacht.“
Åsa (runzelt die Stirn): „Diese Stelle ist kein bisschen lustig!“
Reid: „Dein Beispiel ja auch nicht! Dafür markiert meines einen Wendepunkt.“
Åsa: „Na ja … wenn du meinst. Ich kann dir deine Lieblingsstelle nicht vorschreiben. Leider … Mir gefallen die Kampfszenen, besonders die in der Karawanserei, wo ich die drei Kerle aufmische, die das hinkende Muaghani geschlagen haben. Auch wenn ich dabei ein paar Federn lasse.“
Reid: „Auf den Burldagangriff hätte ich wiederum gerne verzichtet.“
Åsa: „Es gibt einige Szenen, auf die ich gerne verzichtet hätte.“ (ein Schatten gleitet über ihr Gesicht)
Was glaubt ihr, wie viel von eurer Autorin steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Reid (sein Zeigefinger fährt rechthaberisch durch die Luft): „Åsas Flucherei! 1:1 Silke, wenn ich es sage!“
Åsa: „Sie flucht weit mehr als ich, besonders wenn sie in dieser brummenden und stinkenden Kutsche ohne Pferd sitzt. Aber ich glaube, dass sie ihre Abenteuerlust durch uns auslebt, mit uns Gefahren übersteht, denen sie im wahren Leben gar nicht trotzen könnte.“
Reid (schüttelt entschieden den Kopf): „Sie hätte es niemals über das Drachenhorn geschafft!“
Åsa: „Keine zehn Schritte! Dennoch steckt in uns beiden vermutlich mehr von ihr, als sie zuzugeben bereit wäre, würde sie selbst mit dieser Frage konfrontiert werden.“
Reid (lächelt maliziös): „Wurde diese Frage nicht gerade uns gestellt?“
Åsa (beugt sich zu Reid hinüber und hält ihm den Mund zu): „Wir berufen uns auf unser Auskunftsverweigerungsrecht als Buchfiguren. Auf jeden Fall steckt all ihr Herzblut in unserem Roman.“
Wie würdet ihr eure Autorin beschreiben?
Reid: „Eme Mamipfpim … (schiebt Åsas Hand von seinem Mund) … eine Sadistin, die Freude dabei empfindet, Leben zu zerstören und andere in tödliche Gefahr zu bringen.“
Åsa (verdreht die Augen): „Das ist doch gar nicht wahr! Sie gibt uns ein Zuhause zwischen den Buchseiten und tut alles, damit wir dort eine Geschichte erleben, die es uns erlaubt, als Figur über uns hinaus zu wachsen, die uns Tiefe verleiht und unsere Leser und Leserinnen hoffentlich mitreißt. Jede freie Minute feilt sie an unseren Abenteuern. Beim Schreiben ist sie zielstrebig und hartnäckig. Bei vollen Wäschekörben … eher nicht so.“
Reid: „Eine chaotische, flatterhafte Sadistin, die nur beim Quälen ihrer Figuren Ausdauer beweist, während sich die Bügelwäsche türmt.“
Åsa: „Ach, hör doch auf!“
Wisst ihr wie es zum Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Oder hattet ihr sogar Mitspracherecht?
Reid: „Zu meinem Leidwesen handelt es sich dabei um den Arbeitstitel, der sich früh zum endgültigen Titel gemausert hat. Dabei finde ich es bedauerlich, dass er sich nur auf die Titelheldin (setzt das Wort in Anführungszeichen) konzentriert und meine Figur überhaupt nicht repräsentiert.“
Åsa: „Du kannst es bloß nicht ertragen, nicht im Mittelpunkt zu stehen! Was schwebt dir denn Glorreiches vor, hm?“
Reid (zieht einen gefalteten Zettel aus der Westentasche): „Tatsächlich bin ich auf diese Frage vorbereitet und habe zusammen mit ChatG- (räuspert sich) … quasi völlig selbständig und ohne Hilfe folgende Vorschläge erarbeitet: ‚Reid und die Winterblume: Eine Legende des Mutes‘ wäre eine passable Alternative oder ‚Die Winterblume: Reids Aufstieg zum unvergesslichen Helden‘ oder-“
Åsa: „Aufhören! (hebt brüsk eine Hand, Reid verstummt) Woher stammen diese unsäglichen Titel?“
Reid (zerknüllt den Zettel kleinlaut): „Das … Schwamm drüber! Jedenfalls, der Titel stand schon früh fest. Er ist klasse. Wirklich.“ (hüstelt)
Gefällt euch das Cover zu 100% oder hättet ihr noch einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Reid: „Das Cover ist wiederum toll. Ich mache selbst als Silhouette eine gute Figur. Oder? Du musst doch zugeben, Åsa, ich ziehe alle Blicke auf mich.“
Åsa (ignoriert Reid): „Das Cover ist großartig geworden. Die Farben, das Motiv, der sich zusammenbrauende Sandsturm, der im Hintergrund die Stadt belauert – für mich spiegelt es genau die Atmosphäre des Buches wieder, das Abenteuer, die drohende Gefahr! Das hat Silkes Coverschneider Renee Rott genial eingefangen. Und welche der Figuren ist bereit, der Gefahr angemessen zu begegnen? Ich, wer sonst! Und wer kaspert herum und versucht sich in den unmöglichsten Situationen an seinen Taschenspielertricks?“ (Sie nickt verstohlen nach links.)
Was ist euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch?
Åsa: „Darf ich für dich antworten?“
Reid nickt gemessen.
Åsa (lächelt süffisant): „Verschwinde, bevor sie aufwachen, und lass mindestens einen Wertgegenstand mitgehen.“
Reid: „Ich wusste, dass du mich auf dieses Zitat reduzieren würdest. Dabei stammen aus meinem Mund solch wunderbare Aphorismen wie: ‚Das Glück ist ein Schmetterling, versucht man ihn zu packen, bricht man ihm die Flügel‘, oder ‚Du bist der Beginn deiner eigenen Reise.‘“
Åsa (klopft sich prustend auf die Schenkel): „Reid, der wandelnde Abreißkalender. Köstlich!“
Reid: „Was glaubst du, kommt dabei raus, wenn ich für Dich antworte? ‚Ich passte in dieses Drecksloch wie der Finger in die Nase, die Faust aufs Auge und der Fuß in den Arsch.‘ Unflat, meine Liebe, reinster Unflat.“
Åsa (räuspert sich unbehaglich): „An dem Abend war ich schlecht gelaunt, weil ich mittellos in einer heruntergekommenen Taverne gestrandet bin. Komm, lass uns zum Abschluss ein schönes Zitat finden. Oder wenigstens ein versöhnliches.“
Reid: „Wie wäre es mit: Die Tür zum Neubeginn stand offen und wir stolperten unbeholfen über ihre Schwelle.“
Åsa: „Ja, das mag ich.“
Danke für das Gespräch.
Reid: „Immer wieder gerne. Ich muss hinzufügen, dass ich gegen entsprechende Bezahlung durchaus auch in einem Einzeltermin bereit wäre, aus dem Nähkästchen-“
Åsa: „Reid!“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.