Montag, 28. Februar 2022

[Reiheninterview] Amrum-Reihe von Rosita Hoppe

 







   


Reihenvorstellung

Heute treffe ich mich mit Franzi, Lukas, Jule, Greta, Pauline und Ben, um mit ihnen über ihre Reihe „Amrum“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt, um mit mir über die Reihe zu reden.

Ben: Sehr gerne, komm setz dich zu uns. Schön, dass du extra nach Amrum gekommen bist, um uns zu interviewen. Wir hoffen natürlich, dass du dich hier in der Pension Jule und auf der Insel wohlfühlen wirst.
Könnt ihr uns die Reihe, bestehend aus den Teilen „Glück am Meer“, „Träumen am Meer“, „Küsse am Meer“ und „Herzleuchten am Meer“ mit wenigen Worten vorstellen?
Pauline (schaut in die Runde): Darf ich anfangen? Immerhin beginnt der erste Teil mit mir. Also „Küsse am Meer“ ist der erste Teil, der schon 2014 erschienen ist. Da der Verlag, bei dem meine Geschichte zuerst veröffentlicht wurde, inzwischen abgetaucht ist, bin ich total glücklich, dass der Verlag, wo die anderen Teile erschienen sind, nachträglich auch mein Buch unter Vertrag genommen hat. Ich wäre untröstlich, wenn es mich und meine Geschichte nicht mehr geben würde.
Jule: Genauso ist es. Ich bin auch heilfroh, denn immerhin kommt Pauline dank meiner Einladung nach Amrum und auch für mich würde ein entscheidender Teil fehlen, wenn es das Buch nicht mehr gäbe. Denn immerhin sorgt Pauline dafür, dass ich endlich die Wahrheit erkenne in Bezug auf Jan-Eriks Unglück. Ups, ich glaub, mehr darf ich nicht verraten, sonst ist mir Rosita böse. 😉
Greta: Und dann gefiel Rosita die Idee, noch mehr Amrumgeschichten zu schreiben. Damit kam ich, beziehungsweise meine und Peters Geschichte ins Spiel. Ehrlich gesagt, hatte es Peter, der in „Glück am Meer“ ziemliches Pech hatte und nicht bei Jule landen konnte, verdient, auch mal Glück zu haben. (Greta grinst.) Das hat er ja dann mit mir bekommen.
Lukas: Und dann kam der Vorschlag vom Verlag, sie solle doch weiterschreiben, die Inselreihe komme gut an. Doch das fiel Rosita nicht leicht. Corona kam genau mit der Veröffentlichung von „Träumen am Meer“ und dem Lockdown. Rosita stürzte in eine Sinn- und Schreibkrise. Eigentlich war Franzis und meine Geschichte gar nicht als Amrumroman geplant, aber irgendwann machte es klick bei Rosita und sie versetzte erste Ideen zu unserer Geschichte auf die Insel und weitete sie dann damit aus, dass Franzi dort auf Familiengeheimnisse stößt.
Franzi (energisch): Lukas, willst du mal still sein, du verrätst noch alles und dann kaufen die Leser unser Buch nicht, weil du schon alles ausgeplaudert hast.
Ihr Charaktere wachst mit euren Aufgaben, entwickelt euch weiter, besteht so manche Situation. Was glaubt ihr? Fällt es der Autorin leichter euch durch einfache, lustige oder durch schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Jule: Gute Frage, da müsstest du am besten Rosita selbst fragen. Ich denke aber, jede Situation fällt ihr manchmal leichter, manchmal schwerer. Sicher kommt das auf ihre Tagesform an.
Franzi: Das glaube ich auch. Ich wüsste übrigens zu gern, wie sie auf die Idee kam, mich am Leuchtturm buchstäblich durch die Hölle gehen zu lassen. Das nehme ich ihr jetzt noch ein bisschen übel, aber ich vermute, dass genau das ihr höllischen Spaß bereitet hat.
Ben: Also ich bin froh, dass Rosita „Glück am Meer“ so geschrieben hat, wie sie es tat, ob ihr das immer leicht fiel, oder nicht. Fakt ist, dadurch habe ich Jule kennen und lieben gelernt. Ich hoffe sehr, dass ihr unsere Annäherung und die romantischen Szenen am leichtesten fielen.
Jule: Es hat Rosita bestimmt viel Spaß gemacht, das Kapitel vom Biike-Brennen zu schreiben und als ich später total neben mir stand. Und das war dann ganz und gar nicht romantisch.
Greta: Ich bin mir sicher, es hat Rosita diebische Freude bereitet, mich das Schicksal aus meiner Jugend noch einmal erleben zu lassen, als ich so plötzlich nach Nürnberg zurückmusste.
Habt ihr Lieblingsstellen in der Reihe, die ihr uns gerne vorstellen würdet?
Greta: Es ist schwer, sich für eine Lieblingsstelle zu entscheiden. Mir gefiel zum Beispiel der Anfang von „Träumen am Meer“ gut, weil er meine Zerrissenheit zeigt, als ich nach so vielen Jahren auf dem Weg zurück in meine Heimat war:
Wie hatte sie diesen atemberaubenden Blick auf die Silhouette der Insel, wenn man mit dem Schiff langsam, aber stetig näherkommt, vergessen können? Oder hatte sie das früher so nicht empfunden, einfach darüber hinweggesehen, weil es damals etwas total Normales gewesen war? Lag es vielleicht daran, dass sie der Insel so verdammt lange ferngeblieben war?
Greta atmete tief durch und sah sich um. Links am Horizont die kleinen, wie an einer Perlenschnur aufgereihten Warften der Hallig Langeness. Rechts hinter sich die Insel Föhr, die sie eben passiert hatten.
Seit sie dieses Fährschiff betreten hatte, spürte sie ihn - diesen dicken, fiesen Knoten, der ihre Eingeweide zusammenkrampfte und der so schwer wie ein Felsbrocken wog. Der Druck stärkte sich, je mehr sie sich ihrer Heimatinsel näherte. Amrum – wie lange war sie nicht mehr dort gewesen? Genau siebzehn Jahre, vier Monate und dreiundzwanzig Tage. Seit sie sich zu der Entscheidung durchgerungen hatte, diese Reise anzutreten, die ihr alles abverlangte, flackerten die Bilder von damals auf und ließen ihr Herz wieder weinen. Wieso hatte sie sich von Merle überreden lassen? Mit Sicherheit hatte ihre Schulfreundin überhaupt keine Vorstellung davon, was sie ihr damit antat.
Sie könnte immer noch umkehren. In Wittdün einfach auf dem Schiff bleiben und zurück zum Festland fahren. Zwar würde sie damit Merle und auch Ole vor den Kopf stoßen, aber sie würde sich nicht mit dem konfrontieren müssen, vor dem sie seit so vielen Jahren davonlief.
Greta suchte nach einem Punkt, auf den sie sich konzentrieren konnte, damit die Erinnerungen nicht überhandnahmen. Sie fixierte den Fähranleger. Das blaue Stahlgebilde wirkte wie ein Tor, das jeder Reisende passieren musste, der das Fährschiff verlassen und auf die Insel wollte. „Herzlich willkommen auf Amrum“ konnte sie inzwischen entziffern. Der Willkommensgruß galt für alle anderen Ankommenden, nur nicht für sie, denn sie konnte die Insel einfach nicht betreten. Vor einigen Tagen noch hatte sie geglaubt, die Vergangenheit ausblenden zu können. Wie hatte sie so naiv sein können?
Ein Poltern riss sie ins Hier und Jetzt zurück. Die Fähre hatte angelegt und vor ihr hob sich bereits die Reling. Erste Passagiere hasteten von Bord, sicher froh, endlich angekommen zu sein.
Was bist du für eine Trauzeugin, wenn du jetzt kneifst? Das wird dir Merle nie verzeihen. Mit einer harschen Armbewegung versuchte Greta diesen kleinen Teufel, der ihr die Worte ins Ohr flüsterte, zu vertreiben. Doch er blieb hartnäckig auf ihrer Schulter sitzen. Und du dir wahrscheinlich auch nicht. Also los, sieh zu, dass du von Bord kommst.
Greta starrte den Menschen nach, die vom Schiff strömten, den Autos, die langsam an Land rollten.
„Huhu Greta!“, wehte der Wind eine Stimme zu ihr herauf. Irritiert glitt ihr Blick über den Anleger. Merle! Sie hatte total ausgeblendet, dass ihre Freundin versprochen hatte, sie abzuholen, und nun stand sie dort unten und winkte ihr mit beiden Armen zu. „Nun mach schon, es sind fast alle von Bord.“
Greta konnte sich nicht rühren. Ihre Schuhsohlen schienen wie festgeklebt, ihre Beine steif wie ein Brett. Plötzlich begannen ihre Knie zu zittern und sie ließ sich kraftlos auf die Bank hinter sich sinken. Ihre Hände krampften sich ineinander. Plötzlich fasste sie jemand von hinten an den Schultern, schüttelte sie.
„Greta, warum kommst du nicht? Was ist denn los?“
Franzi: Es gab so viele Stellen, die mir gefallen. Eine fällt mir gerade ein, die so wunderbar widerspiegelt, wie ich früher auf Lukas zu sprechen war. Das war, als er versuchte, mich für den Job auf Amrum anzuheuern.
Der geht so: Lukas stieß einen Seufzer aus. „Das sind die Freuden der Familie. Jedenfalls soll ich unbedingt nach Amrum kommen, mich dort als Gast einmieten und bestenfalls mit dem Paar Kontakt aufnehmen und mich anfreunden. So ihre Vorstellung. Ich gestehe, ich könnte mir schlimmere Aufträge vorstellen. Immerhin wäre ich nebenbei auf einer Urlaubsinsel.“ „Und wo käme ich ins Spiel? Also nur mal so gefragt, falls ich überhaupt interessiert wäre.“ „Sie sollten als meine Begleitung mitkommen. Als Paar kann man doch viel schneller Freundschaften schließen.“ „Sie denken tatsächlich darüber nach, mich als Ihre …“ sie konnte es kaum aussprechen, „… als Ihre Freundin mitzunehmen?“ „Genaugenommen ja.“ Erwartungsvoll sah er sie an. „Niemals! Sie spinnen ja komplett!“ Sie hatte ja schon immer geahnt, dass er nicht ganz richtig im Kopf war, aber das hier setzte dem Fass wirklich die Krone auf, wie ihre Oma sagen würde. „Natürlich könnte ich auch jemand anderen mitnehmen, aber mir war zu Ohren gekommen, dass Sie dringend Aufträge gebrauchen können. Außerdem sind Sie vom Fach, das macht die Ermittlungsarbeit einfacher.“ „Vergessen Sie’s. Suchen Sie sich jemand anderes. Außerdem, wer sollte mich dafür bezahlen? Ihre Mutter, wo sie doch den Detektiv in den eigenen Reihen hat? Oder etwa Sie, wo sie für den Auftrag vermutlich keinen Cent sehen? Oder hat der Herr, der die Brieftasche vermisst, einen Auftrag erteilt?“ „Das soll nicht Ihre Sorge sein. Die Hauptsache ist doch, dass Sie für Ihre Arbeit bezahlt werden.“ „Nochmal, ich bin nicht interessiert. Würden Sie nun mein Büro verlassen, ich habe zu tun.“ „Schade. Sehr schade. Ich hätte Ihnen sehr gern aus Ihrer Misere geholfen.“ „Aus was für einer Misere?“ „Mangelnde Aufträge, keine Einnahmen. Aber wenn Sie nicht wollen …“ Lukas erhob sich und tippte sich an einen imaginären Hut. „Also dann Kollegin. Viel Erfolg weiterhin.“ Franzi atmete tief durch, als Lukas Bertram durch die Tür verschwand. Mit wenigen Schritten hastete sie hinterher und schloss die Wohnungstür hinter ihm. Zugegebenermaßen ziemlich geräuschvoll. Aber total unabsichtlich. Die Tür war ihr einfach aus der Hand geglitten.
Lukas: Mir gefällt die Stelle besonders gut: „Für mich kommen nur getrennte Zimmer infrage.“ „Abgelehnt.“ „Ich schlafe doch nicht mit Ihnen im gleichen Zimmer. Dann sehe ich mich nach Ankunft auf der Insel nach einem anderen Quartier um.“ „Ich bezahle Ihnen kein anderes Zimmer. Und Sie werden es sich wohl schwerlich leisten können.“ Ihre Augen sprühten Funken, doch das spornte ihn eher an. Er freute sich schon darauf, ein paar Tage mit ihr zu verbringen. Es würde Kabbeleien geben, das war ihm klar, aber genau das konnte er kaum abwarten. „Wir mimen ein Paar, um uns mit diesem Pärchen leichter anfreunden zu können. Mal ehrlich, welches junge Paar schläft getrennt?“ Er sah ihr an, dass sie ihre Optionen durchkalkulierte. „Wir werden das Appartement neben dem des Pärchens beziehen. Es ist das einzige, das gerade frei ist und für unsere Zwecke könnte es perfekter nicht sein.“ „Getrennte Betten und ich gehe zuerst ins Bad.“ „Damit kann ich leben.“ „Keine Annäherungsversuche, keine dummen Sprüche bezüglich meiner Figur oder meiner Klamotten. Keine gemeinsamen Aktivitäten außerhalb unseres Jobs.“ „Es wird mir schwerfallen.“ Franzi sprang auf. „Dann wars das.“ „Das war ein Scherz.“ „Ich steh nicht auf solche Scherze.“ Sie pustete sich eine ihrer krausen Haarsträhnen aus dem erhitzten Gesicht. Ihre grünen Augen wirkten viel dunkler, als er in Erinnerung gehabt hatte. Ihr Anblick berührte etwas in seinem Innern. War es nur, weil sie ihn ständig reizte?
Wisst ihr wie viel echte Rosita in den Büchern oder dem ein oder anderen Charakter steckt?
Jule: Zuerst ist da ihre Liebe zu Amrum, die spürt man in jedem der Bücher, die neben unseren Geschichten auch jede Menge Urlaubsflair vermitteln. Ich bin mir sicher, dass es da auch die eine oder andere typische Eigenheit von der echten Rosita in den Geschichten gibt.
Pauline: Natürlich! Sie hat mich zur Autorin gemacht, die letztendlich sogar auf Amrum eine Lesung machen durfte. Das habe ich definitiv mit Rosita gemein. Und ich glaube, sie ist genauso gern ein Leckermäulchen wie ich.
Wisst ihr, wann die Idee stand eine Reihe zu schreiben? Stand es von vornherein fest, dass es ein Mehrteiler wird, oder haben die Protagonisten ein Eigenleben entwickelt?
Pauline: Ich weiß, dass Rosita, als sie „Küsse am Meer“ schrieb, nicht vorhatte, eine Serie zu produzieren. Erst, als nach Veröffentlichung erste Anfragen bei ihr eintrudelten, ob es einen weiteren Teil geben würde, hat sie sich überlegt, „Glück am Meer“ zu schreiben.
Jule: Und ich weiß ganz genau, dass sie von Beginn an wollte, dass ich meine eigene Geschichte erhalte und endlich mein Glück finde. (schaut liebevoll zu Ben)
Ben: Das war auf jeden Fall ihre beste Idee. Sonst wäre ich niemals hierhergereist und hätte niemals Jule kennengelernt. Das war Rositas beste Idee ever.
Greta: War es nicht! Sie hat immerhin in „Träumen am Meer“ dafür gesorgt, dass ich endlich in meine Heimat zurückkehre.
Franzi: Ben, da muss ich dir entschieden widersprechen. Rosita hat mich mit Jule zusammengeführt – das war ihre beste Idee ever.
Wann kamen die Titel? Standen die im Vorfeld schon fest, oder entwickelten sie sich im Laufe des Schreibprozesses?
Jule: „Küsse am Meer“ stand von Beginn an fest. Bei den anderen Titeln musste Rosita während des Schreibens erst suchen, weil es erste Titelideen schon gab. Ich stelle es mir echt schwer vor, immer neue Titel zu finden, bei all den Büchern, die es auf dem Markt gibt.
Lukas: Soweit ich mich erinnere, kam die Idee zu „Herzleuchten am Meer“ von einer Amrumerin, als Rosita in einem Forum eine Umfrage zu Titelvorschlägen fragte.
Wer ist denn der Coverdesigner?
Jule: Ich weiß genau, dass Rosita schon mal von der fantastischen Arbeit des Grafikers vom Niemeyer Verlag, wo alle Bücher erschienen sind, geschwärmt hat. Er kreiert tolle Cover und ich finde, die von unseren Büchern passen wunderbar zu den Geschichten.
Pauline, Greta und Franzi (wie aus einem Munde): Stimmt, die sind allesamt klasse.
Seid ihr mit den Covern zu 100% zufrieden, oder würdet ihr nachträglich noch etwas ändern wollen?
Franzi und Lukas: Wie eben schon erwähnt, sie sind total toll, machen Lust auf die Insel, auf unsere Geschichten. (Allgemeines zustimmendes Nicken)
Zum Abschluss würden mich noch eure Lieblingszitate aus den Büchern interessieren.
Ben: Es gibt da so ein Zitat, das von mir stammt und das Rosita sogar vorn ins Buch von „Glück am Meer“ gesetzt hat. Darauf bin ich sehr stolz. „Spuren, die das Leben zeichnet, lassen sich nicht einfach wegwischen. Sie machen einen Menschen aus. Sie machen dich aus.“
Franzi: Voll schön und irgendwie passt das doch auf uns alle, oder?
Greta: Dieses Zitat finde ich auch klasse: „Manchmal muss man ein Wagnis eingehen. Und vielleicht ist es der beste Schritt, den man gehen kann.“
Danke für das Gespräch.
Allesamt: Vielen Dank liebe Claudia, dass du uns ein bisschen ausgequetscht hast. Es bereitet uns immer viel Freude, von unseren Erlebnissen zu erzählen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.