Autoreninterview
N.Jakob
Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Ich bin eine neurodivergente, queere Pflegefachperson mit Hobbys (Garten, Aquaristik, Hund) und Kindern. Das beschäftigt mich neben dem Schreiben ausreichend.Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Kann ich so genau ehrlich gesagt gar nicht mehr sagen, weil ich schon als Teenager damit angefangen habe und inzwischen fast vierzig Jahre alt bin.Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Im Selbstverlag erschienen sind „Auf Esbras Fährte“ (Queere Fantasy, mit angedeuteten Sexszenen, die dann ausblenden), sieben Bände von „Blaue Augen“ (abgeschlossen, sehr spicy) und ein Band „Hellblaue Augen“ (Vorgeschichte zu „Blaue Augen, die man aber besser erst liest, wenn man „Blaue Augen“ bereits gelesen hat, weil ich sie auch in der Reihenfolge geschrieben habe, wird im Verlauf spicy)Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Das tue ich tatsächlich. Ich schreibe an einem in sich abgeschlossenen Science-Fiction-Roman, der völlig ohne Spice auskommen wird. Aber ich muss auch noch Band 2 und Band 3 von „Hellblaue Augen“ in eine Form bringen, die sich veröffentlichen lässt.Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Wenn ich meine spärliche Freizeit nicht gerade zum Schreiben nutze, findet man mich draußen im Garten, bis zum Ellenbogen im Aquarium oder beim Lesen. Falls mein Freundeskreis einen Termin vereinbart bekommt, spielen wir aber auch gelegentlich einmal Pen&Paper (Vampire: The Masquerade)Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Ich lese derzeit ganz gerne Sachen von An Brenach und habe leider auch ein mich vorwurfsvoll anguckendes Regal mit ungelesenen Büchern, weil ich nicht wie gewünscht zum Lesen komme. Aufgrund gewisser Parallelen, die mich schmunzeln ließen, lese ich aber auch gerade die „The Blue Eyes“-Serie von Lilly Schwarz.Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Im Frühjahr 2023 habe ich mir den Wunsch nach einem Arbeitszimmer erfüllt. Ich habe einen Eckschreibtisch mit drei Monitoren, von denen einer Hochkant ist. Rechts davon steht mein großes Aquarium mit der Wasserschildkröte, hinter mir links auf dem Schreibtisch steht ein Nano Cube mit 20l, in dem man außer Schnecken und Garnelen nicht viel beobachten kann. Diagonal hinter mir in der Ecke neben einem großen Bücherregal mit gelesenen, ungelesenen und zum Nachschlagen gedachten Büchern steht nochmal ein Aquarium mit Garnelen, Schnecken und Fischen.
Das kommt sehr auf, welcher Schicht im Dienstplan steht oder ob ich frei habe. Von daher kann ich das nicht verbindlich beantworten. In der Regel sind meine Tage sehr strukturiert und durchgeplant, weil’s anders gar nicht geht. Zwei von drei Kinder verlassen Montag-Freitag gegen 7 Uhr das Haus, um in die Schule zu gehen. Das Jüngste geht noch in den Kindergarten. Habe ich Frühdienst, klingelt der Wecker gegen 4:30 und ich verlasse gegen 5:30 nach zwei Tassen Kaffee das Haus. An solchen Tagen schreibe ich in der Regel auch nicht, weil ich dann völlig gar bin.Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?„Queere Fiktion“. Ich mag progressive Phantastik, hätte sie mir als Kind gewünscht, um mehr als die heteronormative Weltsicht kennenzulernen, und lese und schreibe deshalb viel zu diesen Themen. Es gibt allerdings auch einige Tropes, die ich dermaßen oft gelesen habe, dass ich sie unerträglich finde. Deswegen breche ich toxische Beziehungen lieber auf, anstatt sie durchgehend zu romantisieren und dadurch auch zu normalisieren. Das Thema Konsens wird bei mir auch nicht grundlos immer wieder in den Fokus gerücktBeispielsätze wären hier: "Nichts, was du nicht willst" und "Darf ich dich küssen?"
„Triff Entscheidungen und lebe mit den Konsequenzen“ ist mein Motto und deswegen ist es auch Grundtenor von „Auf Esbras Fährte“. Das war übrigens auch der erste Roman, bei dem ich es geschafft habe, bis zum Ende zu kommen, auch wenn er deutlich besser hätte werden können.Hast du ein Lieblingsland und warum?
Ich glaube, wenn man mich zwingt, mich festzulegen, ist es Kanada.Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Ich persönlich halte mich durchaus für kritikfähig und auch relativ reflektiert, aber es kommt sehr darauf an, wie die Kritik formuliert wird und von wem sie kommt. Es gibt Menschen, von denen kann ich aufgrund vorher gezeigten Verhaltens keine Kritik annehmen und das äußere ich durchaus auch mal sachlich neutral mit klaren Worten und Begründung. Allerdings gehe ich davon aus, dass die meisten Menschen Kritik, die sie persönlich angreift, im ersten Moment ablehnen oder sie von Leuten, die schon negativ durch Hetzereien gegen Einzelne aufgefallen sind, eher ungern annehmen.Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Also, es ist nicht so, dass ich es nicht versucht hätte, aber gefühlt kommt man nirgendwo mehr rein. Bei „Auf Esbras Fährte“ war’s damals der unbändige Wunsch, die Geschichte endlich rauszubringen, bevor sie vom Zeitgeschehen überholt wird, obwohl es rückblickend vielleicht klüger gewesen wäre, es anderswo weiter zu versuchen. Mir sind die Löffel ausgegangen. Ich gebe es ehrlich zu. „Blaue Augen“ hat lang genug gebraucht, um dann endlich einmal fertig zu werden. Es hat bestimmt zwanzig Jahre gedauert, bis ich die Geschichte der Figuren in eine Form gebracht habe, in der sie sich erzählen ließ. Jetzt gibt es nicht viele Verlage, die das Genre abdecken und überhaupt noch etwas angenommen hätten. Ich hatte es versucht und dann im Februar 2022 kurz nachdem Russland die Ukraine erneut angegriffen hat, eine Absage mit der Begründung es passe nicht ins Programm bekommen. Hier gehe ich anteilig von einem kausalen Zusammenhang aus, weil ein nicht geringer Teil der Handlung inklusive ein Großteil der Figuren einen russischen Hintergrund hat.Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Wenn Aufgeben keine Option ist, bleibt nur Beharrlichkeit.
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