„Nein!“, knurrte sie das störrische Grünzeug an und zog noch
mal mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte. Es fühlte sich an, als hätte
sie es fast geschafft! Der Strauch kam ihr entgegen, die Wurzeln lösten sich
aus dem feuchten, aber noch gefrorenen Erdreich. Und dann rutschten Graces
Hände an den dünnen Ästen ab. Sie sah noch, wie der Strauch zurückfederte, dann
landete sie auch schon mit dem Hintern auf dem Boden.
„Was verdammt tun Sie da?“ Plötzlich waren da starke Arme,
die ihr aufhalfen. Blaue Augen, die sie mit einer Mischung aus Irritation und
Reserviertheit anblickten. Blonde Haare, die wirr vom Kopf abstanden. Ein Duft
nach frisch geduschtem Mann. Automatisch atmete sie tief ein. Oh Gott, sie war
genauso verrückt wie die Protagonistinnen in ihren Geschichten aus der
Vor-Annabelle-reitet-meinen-Freund-Zeit!
Grace entwand sich seinen Armen, richtete sich endgültig auf
und klopfte den Schmutz an ihrem Hintern ab. Sie stockte, krallte ihre Hand in
den erstaunlich weichen Stoff der Hose und stellte mit Erschrecken fest, dass
sie noch immer ihren Schlafanzug trug. Sie schluckte. Wo war ein Tornado, wenn
man ihn brauchte? Der Pyjama war wunderbar weich. Aber auch rosafarben mit
lachenden Regenbögen drauf. „Unkraut jäten“, sagte sie mit so viel Stolz, wie
sie aufbringen konnte und hob den Kopf ein Stückchen höher.
„Unkraut … jäten? Das sind Stachelbeeren und kein Unkraut!“
Ihr Nachbar blickte sie noch immer derart irritiert an, dass Grace nur mühsam
ein Lachen unterdrücken konnte. Die Wut auf Bob flaute ab und sie schämte sich
nur noch ein kleines bisschen für ihren Aufzug. Diesmal war sie auch nur ein
wenig erschrocken, dass dieser Mann sich schon wieder angeschlichen hatte.
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