Brief einer Verstorbenen an ihren
Ehemann:
„Für Alex“, las er – ihre
Handschrift.
Anmutig strich er mit dem Daumen
darüber, bevor er ihn umdrehte und zu öffnen begann: diesmal würde er ihn
lesen. Hier oben auf dem Berg. Da, wo sie glücklich sein sollten, genau hier,
im Strandkorb. Hier war der richtige Ort.
Seine Hände zitterten so sehr,
dass er eine gefühlte Ewigkeit brauchte, bis das zusammengefaltete Blatt Papier
aus dem Briefumschlag in seinen Händen lag. Die Buchstaben und Worte vor seinen
Augen wackelten. Für einen Moment schloss er die Lider, versuchte sich auf
seinen Atem zu konzentrieren, bevor er sie öffnete
und zu lesen begann…
»Liebster Alex,
vermutlich ist bereits einige
Zeit seit meinem Tod vergangen. […] Ich bin stolz auf dich. Du bist ein
wundervoller Vater und du schaffst es jeden Tag ohne mich zu leben.«
Alex schluckte, atmete tief aus.
Immer noch zitterten seine Hände. Er hatte das Gefühl, als würde e direkt neben
ihm sitzen, als höre er ihre Stimme, die mit ihm sprach. Sie war ihm so nah.
»Ich weiß, dass du große Angst
davor hattest, existenzielle Angst. Aber du hast nicht aufgegeben. Und wenn du
diesen Brief nun liest, dann weiß ich, dass du auf einem guten Weg bist… ich
bin froh, dass du dein Versprechen gehalten hast: Dass du die Frau, die ich dir
geschickt habe, in dein Leben gelassen, ihr eine Chance gegeben hast. […]
Sicher seid ihr schon zu lauter Musik durchs Wohnzimmer getanzt. Vielleicht
habt ihr schon einen Berg bestiegen. Sie wird dir gesagt haben, dass sie in
dich verliebt ist, dass du ihr wichtig bist, dass sie dich liebt…. Und du…«
Alex konnte das Lächeln, das in
dem Moment, wo sie diese Worte niedergeschrieben hatte, auf ihrem Gesicht
gelegen hatte, förmlich vor sich sehen. Sie kannte ihn gut. Besser als jeder
andere.
»Du wirst geschluckt und
automatisch an mich gedacht haben, richtig?... Hör zu, Alex: Es ist okay. Es
ist gut, was du fühlst und es macht mich überglücklich.«
Eine Träne trat aus seinem Auge
hervor, floss heiß über seine Wange, langsam… er konnte sie jeden Millimeter
auf seiner Haut spüren, bis sie an seinem Kinn kurz zum Stehen kam und dann
hinunterfiel.
»Du warst die Liebe meines
Lebens. Du warst der Mittelpunkt meiner Welt. Meine Liebe zu dir wird niemals
enden, über den Tod hinaus, über die Grenze zwischen hier und dort. Und ich
weiß, dass auch du mich immer lieben wirst. Ich habe keinerlei Zweifel daran,
denn das, was uns verbindet, ist unantastbar, unberührt - das verspreche ich
dir.
Alex…
Ich werde immer bei dir sein.
Wenn die Sonnenstrahlen dein
Gesicht wärmen, streichelt meine Hand sanft deine Wange.
Wenn du einen Berg besteigst,
nicht weiter weißt und plötzlich doch einen Weg findest,
werde ich dich darauf aufmerksam
gemacht haben.
Wenn du am Meer bist und den
Wellen lauscht, werde ich neben dir sein und den Klang intensivieren.
Wenn du einen Sonnenuntergang
siehst, werde ich ihn für dich in noch wunderschöneren Farben leuchten lassen.
Wenn der Wind durch dein Haar
fegt, wird es meine Hand sein, die dein Haar zerzaust und lächelnd `schon
besser´ sagt.
Und wenn ein Regentropfen dein
Gesicht streift, werde ich dir sanft einen Kuss geben. Und dir zuflüstern:
`Ti amo, Alex. Ti amero per
sempre.´«
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