Samstag, 18. Februar 2023

[Schnipseltime] Do You Love Me von Doris E. M. Bulenda


 

»Also Dämon, – auch wenn ich nicht glaube, dass es Dämonen überhaupt gibt –, wie lange liegst du denn schon hier?«

»Warte, lass mich nachdenken. Der Magier hat gesagt, als er mich hierhergebracht und angekettet hat, dass Friedrich II. der Staufer sein König ist. Wer ist jetzt euer König, Menschenfrau?«

Friedrich der Staufer? Das war im Hochmittelalter, wenn ich mich richtig erinnerte. Um das Jahr 1150 ungefähr …

»Dämon, ich habe schlechte Nachrichten für dich. Du liegst schon eine Ewigkeit hier drin, wenn das mit dem König stimmt. Aber es ist doch nicht möglich, dass du schon fast neunhundert Jahre hier angekettet bist?«

»Doch, das ist schon möglich. Die Lebensspanne von Dämonen ist sehr lang. Aber sag mir lieber, wo der Magier jetzt ist.«

»Tot. Mit Sicherheit tot, der ist schon lang gestorben. Menschen leben nicht so lang. Deinen Magier gibt es ganz gewiss seit mehreren Jahrhunderten nicht mehr. Du wartest vergeblich auf ihn.«

»Er wird nie mehr kommen? Ich werde demnach für immer und ewig hier liegen müssen, wenn du mich nicht losmachst, Menschenfrau.«

»Ja, aber … wenn ich dich befreie, was ist dann? Ich weiß nicht, ob ich dir trauen kann, wenn du wirklich ein Dämon bist. Wenn du sagst, dass du schon neunhundert Jahre alt bist, könnte ich zwar glatt daran glauben, dass du wirklich dämonisch bist, aber …«

»Hör zu Menschenfrau, mach mich los. Dann gebe ich dir etwas, was du mögen wirst. Ich werde mit dir Liebe machen, ich werde dich voll und ganz zufriedenstellen. Alle deine Lüste werde ich stillen, du wirst deine geheimsten Wünsche von mir erfüllt bekommen. Danach gehe ich dahin zurück, wo ich hingehöre.«

Sex mit einem Dämon? Der hatte sie wohl nicht mehr alle. Darauf konnte ich gern verzichten. Hatte sein Gehirn in den vergangenen neunhundert Jahren gelitten? Das waren bestimmt nur seine eigenen Wünsche und Hoffnungen, die er mir als Belohnung anbot.

»Nein danke, Dämon, kein Interesse«, lehnte ich brüsk ab.

Mittlerweile hatte ich den Körper vor mir ziemlich genau betrachtet und war überzeugt davon, dass er wirklich einem Dämon gehörte. Die Unterschiede zu einem Menschenkörper wurden bei näherer Betrachtung immer deutlicher. Er trug nur einen Lendenschurz, der nicht viel von seiner Figur und seinen Gliedmaßen verbarg.

»Warte, Menschenfrau, warte.« Mit diesen Worten begann er, seinen Körper zu verändern. Es war, als hätte er in meinen Gedanken gelesen und wurde langsam zu meinem absoluten Idealbild eines Mannes. Er sah dem Sänger einer bekannten Rockband sehr ähnlich, er strahlte gewaltige Erotik und puren Sex aus. Doch, doch, das war durchaus verlockend … aber trotzdem … Wollte ich wirklich Sex mit einem Dämon haben? Außerdem war mir bei diesem Anblick ein anderer Gedanke durch den Kopf geschossen, den ich ziemlich unbedacht aussprach.

»Dämon, wenn du deinen Körper so sehr verändern kannst, warum bist du dann überhaupt noch angekettet?«

»Was meinst du damit, Menschenfrau?«

»Wenn du deinen Körper ganz einfach umändern kannst, kannst du deine Arme und Beine doch dünn genug machen, sodass du aus den Fesseln schlüpfen kannst. Damit kannst du dich selbst befreien und brauchst keine Hilfe von mir. Du hättest dich schon vor Jahrhunderten losmachen können.«

(Sollte der Schnipsel zu lang sein, kannst du ihn natürlich gerne kürzen)

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