Donnerstag, 2. Februar 2023

[Buchvorstellung einmal anders] Besessen - Du gehörst mir von Sabine Baumgartner


 

Buchvorstellung einmal anders

Nach dem Autoreninterview drückt mir Sabine ihren Kindle in die Hand und verlässt einfach das Zimmer. Da mir das schon öfter passiert ist in letzter Zeit, erahne ich, was da kommen wird.

Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das Buch der Autorin „Besessen – Du gehörst mir“, um schon ein bisschen hineinzulesen. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Jetzt ist sie weg, dann interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. Doch da kommt die Autorin wieder in den Raum und setzt sich zu uns.

Wollen wir das Interview nun zu dritt machen?
Gerne.
Hallo, danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um mit mir zu reden.
Hallo Claudia. Schön, dass ich hier endlich mal reden darf. Manchmal ist es ganz schön anstrengend, nichts sagen zu dürfen, auch wenn Sabine mich immer gut vorstellt. Aber ich kenne mich nun mal am besten.
Kannst du dich als Buch meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Gerne, also ich bin 388 Seiten lang, habe ein wunderschönes mattes Cover und kann über allen Buchshops gekauft werden. Mir gefällt mein Cover. Sabine hat sich direkt darin verliebt, als Michael Barth ihr seine Premade Cover gezeigt hat. Es passt zu einer der Protagonisten, die eine wichtige Schlüsselrolle im Buch hat. Ich mag da nicht zu viel verraten, denn sonst würde ich vielleicht spoilern. Aber soviel kann ich sagen: Die Frau auf dem Cover soll nicht Valerie sein.
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihm leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen? Siehst du es als Autorin genau so?
Oh, da kann ich antworten, darf ich Sabine?
Sabine nickt und lächelt.
Das Buch war tatsächlich eine schwierige Geburt.
Sabine fing im Dezember 2020 an mich zu schreiben. Es lief gut, wir kamen beide gut zurecht. Sabine hatte sich durch „Verletzte Seelen“ ganz viel umfangreiches Wissen über die psychischen Folgen von Mobbing angeeignet. Unter anderem kam sie so auf das Thema Depression und Posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS. Ihr war es wichtig, auf diese Themen auch unabhängig vom Mobbing einzugehen, weil nicht nur Personen, die gemobbt werden, unter ihrem Trauma leiden. Es gibt viele unterschiedliche Auslöser für ein Trauma.
Sabine ist leider selbst betroffen und konnte hier aus eigener Erfahrung schreiben. 2021 erlebte sie dann extremes Cybermobbing.
Buch guck kurz Sabine. Sabines Gesichtszüge verkrampfen sich, aber sie nickt dem Buch aufmunternd zu.
Sabine redet nicht gerne über diese Zeit. Vieles was da passiert ist, hat ihre persönliche PTBS verstärkt und daher musste ich lange Zeit auf dem Rechner pausieren, obwohl das Ende bereits geschrieben war.
Sabine räuspert sich.
Danke Buch. Ich weiß es war eine sehr schwierige Zeit und auch eine sehr unsichere. Ich gebe zu, ich habe das Buch sogar in den elektronischen Papierkorb geworfen. Ich war nicht in der Lage die Geschichte in der Form zu veröffentlichen. Anfang 2021 ging es mir nicht gut. Nachdem die ersten Drohungen und Beleidigungen eintrafen, war ich ziemlich am Boden. Drohungen und Beleidigungen sind nie schön. Aber mir ging es besonders nahe. Ich zog mich komplett aus Social Media zurück. In dieser Zeit hatte ich nur Kontakt zu meiner Familie und drei guten Freunden. Eine dieser Freunde hat mir Mut gemacht, dass ich das Buch nochmal komplett überarbeite. Meine beste Freundin war live dabei, wie ich mich von Kapitel zu Kapitel vorgearbeitet habe, bis ich soweit war das Buch meiner Lektorin zu übergeben. An dieser Stelle muss ich Kerstin Barth einen großen Dank aussprechen, die so wahnsinnig viel Geduld mit mir und meinem Text hatte mich mein Tempo hat machen ließ. Ohne sie und meiner Freundin Claudia, wäre das Buch niemals veröffentlicht worden.
Sabine lächelt ein wenig, als sie endet und das Buch übernimmt.
Ich danke Sabine. So ausführlich war ich bisher auch nicht informiert, aber ich gefalle mir in der Form, wie ich jetzt bin.
Habt ihr eine Lieblingsstelle, die ihr uns gerne vorstellen würdet?
Die haben wir tatsächlich. Die Stelle passiert im ersten Teil der Geschichte. Valerie hat eine schwere Zeit durchgemacht und kommt zum ersten mal seit langer Zeit dazu sich zu entspannen. Sie ist bei ihrer alten Jugendliebe und die beiden schwelgen in Erinnerungen.
Nicht die typische Stelle für einen spannenden Psychothriller, aber eine, die wir beide sehr emotional und schön finden. Als Kontrast zur ganzen Dramatik in der Geschichte.
Hier mal ein kurzer Ausschnitt:
»Wir rocken das schon!« Euphorisch hob er seine Hand und Valerie schlug grinsend ein. »Weißt du, woran ich gerade denken musste?« Michael hob fragend die Augenbraue und schüttelte den Kopf. »Du erinnerst mich an mein Lieblingsbuch Das Bild von Stephen King. Die Protagonistin Rose Madder wird von ihrem Ehemann misshandelt und hat in ihrem neuen Leben einen Freund, der Motorrad fährt und für sie da ist.« Michael strahlte. »Natürlich kenne ich das. Das ist auch mein Lieblingsbuch. Du hast mich damals mit King infiziert. Dank dir habe ich alle verschlungen. Das Bild war mein erstes Buch von ihm und ich habe es heimlich gelesen, damit mich die anderen nicht für uncool halten.« Valerie riss die Augen auf. »Uncool? Du? Niemals! Nicht mal als Bücherwurm mit dicker Hornbrille. Allein dass du deine Vespa hattest, war mehr als cool. Außerdem warst du der Einzige in der Clique, der so ein Ding fuhr. Darum haben dich alle beneidet.« Michael grinste. »Tja, und heute bin ich erheblich älter und meine Freunde haben ebenfalls einen Führerschein. Ich kann sie dir gern bei Gelegenheit vorstellen, vielleicht verstehst du dich mit denen besser.« »Hey, deine Freunde waren mir nie unsympathisch.« Verärgert boxte sie ihm in die Seite. »Keine Ahnung, wie du darauf kommst.« Sie schmollte ein paar Sekunden, doch bald legte sich ein Lächeln um ihre Mundwinkel. »Klasse, dass du King magst.« Michael setzte sich aufrechter hin und reckte sein Kinn in die Höhe. »Also, wenn du das schon toll findest, solltest du erst mal meinen Schrank sehen, ich habe alle King-Bücher. Bin ich jetzt noch attraktiver?« Valerie lachte und boxte ihn diesmal in den Bauch. »Blödmann!« Es tat gut, so herumzublödeln, und es nahm ihr die Anspannung. Dann wurde sie wieder ernster und schaute ihn nachdenklich an. »Ich muss dir etwas beichten.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, obwohl sie Michaels Nervosität wahrnahm. »Ich habe damals dank dir angefangen, Raumschiff Enterprise zu gucken, und liebe es bis heute.« Ein breites Grinsen zog sich über Michaels Gesicht. Er erhob sich, schaltete den Fernseher ein, der gegenüber des Sofas stand, und öffnete einen Schrank, den Valerie bisher für den Kleiderschrank gehalten hatte. Sprachlos bestaunte sie die riesige Sammlung an VHS-Kassetten, einige der neueren Filme waren sogar auf DVDs. Michael nahm zielstrebig eine Kassette heraus und hielt sie triumphierend in die Höhe. »Ich habe sämtliche Staffeln hier stehen. Lust auf einen Serien-abend?« Valeries Augen leuchteten auf. »Das fragst du noch? Natürlich! Beam me up, Scotty.«
Weißt du wie viel Sabine tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt? Hast du dazu noch etwas hinzuzufügen oder stimmst du deinem Buch zu?
Die Geschichte ist rein fiktiv, dennoch kann kein Autor behaupten, dass er oder sie nicht ein reales Vorbild oder eine reale Erfahrung für seine Geschichte hatte. Ein Lied von Bon Jovi ist diese Parallele, die Sabine und ich als Buch gemeinsam haben. Genauso die Liebe zu „Das Bild“ von Stephen King. Aber welche Bedeutung es für Sabine hat, hat sie mir bisher nicht verraten wollen.
Sabine lächelt geheimnisvoll
Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?
Sabine und das Buch gucken sich an und antworten gleichzeitig:
Das können die Protagonisten sicher selber.
Sabine blättert ein wenig im Buch und es erscheinen zwei Frauen und zwei Männer.
Hi, also das sind Valerie, Michael, Leo und Christina. Hey ihr vier, das ist Claudia, die uns gerade kennenlernen will und uns neuen Lesern vorstellen will. Habt ihr Zeit ein wenig über euch zu plaudern?
Eine Frau mit braunen Mandelaugen und langen schwarzen Haaren tritt vor.
Klar gerne, also ich bin Valerie. Ich bin 33 Jahre alt und wohne zusammen mit Michael in Baierbrunn. Das ist in der Nähe von München. Wir haben einiges hinter uns. Ich hatte einen gewalttätigen Freund. Damals habe ich mich dafür geschämt. Dachte immer ich hätte etwas falsch gemacht. Das mag vielen merkwürdig vorkommen, aber ich bin halbe Asiatin und meine Mutter hat mir viele ihrer Werte vermittelt. So auch den, dass ich mich als Frau um den Haushalt und meinen Mann kümmern muss.
Sie schenkt dem Mann neben ihr ein lächeln.
Michael hat mir geholfen wieder Vertrauen zu fassen. Auch wenn dieses Vertrauen auf eine harte Probe gestellt wurde.
Michael nimmt ihre Hand und spricht weiter. Der große Mann hat eine tiefe angenehme Stimme.
Vertrauen ist das wichtigste. Ich wollte meine Valerie niemals verletzten. Leider haben Lügen und Intrigen das genaue Gegenteil geschafft und fast auch meinen besten Freund ins Unglück gestürzt.
Er schaut auf den Mann neben sich, der sich räuspert. Er trägt einen attraktiven gepflegten Bart und an den Falten seiner Augen kann man sehen, dass er schon einiges im Leben durchmachen musste.
Hi ich bin Leo. Michael und ich kennen uns aus seiner Werkstatt. Die Liebe zu Oldtimern eint uns und nach ein zwei Bierchen haben wir schnell gemerkt, dass wir auch sonst sehr ähnliche Interessen haben.
Niemand hätte Ahnen können, dass unsere Vergangenheit uns so verbindet. Das Leben schreibt eben die besten Geschichten. Viele werden sich beim lesen vermutlich denken ‚Ach komm, dass ist doch alles an den Haaren herbeigezogen.‘ So haben meine Christina, auch gedacht, wenn wir so manches Buch gelesen haben. Ich bin mir sicher, dass irgendwo auf der Welt ein Mensch sitzt, der sich wiedererkennt. Jemand der genau so eine Geschichte erzählen kann und sie eigentlich für total verrückt hält.
Christina? Magst du dich noch kurz vorstellen?
Eine Frau Mitte vierzig tritt vor. Ihre blauen Augen haben etwas warmes. Sie lächelt leicht während sie erzählt.
Also ich bin Christina und Anwältin. Genauso habe ich meinen Leo kennengelernt. Ich war seine Scheidungsanwältin. Natürlich haben wir uns erst nach der offiziellen Scheidung verabredet. Seit ich Leo kenne ist mein Leben vollkommen. Auch ich konnte nicht ahnen, dass ein Teil meiner Vergangenheit sich mit der von Leo, Michael und Valerie kreuzt. Zu spät habe ich erkannt, welches Spiel man mit mir spielt. Ich dachte es wäre gut ein paar Dinge ohne Leo zu klären. Wusste ich doch, wie schwer er es in seiner ersten Ehe hatte. Heute hätte ich vieles anders gemacht. Aber wie sagt man so schön? Hinterher ist man immer klüger.
Sabine nickt.
Danke ihr vier. Ihr wart für mich sehr spannende Charaktere. Vor allem Michael, dem ich überraschend eine Hauptrolle gegeben habe.
Michael schaut Sabine entsetzt an.
Schau nicht so. Eigentlich hätte Valerie dich nur kurz getroffen und wäre dann ihren Weg in Baden-Württemberg gegangen.
Valerie unterbricht.
Du meinst doch nicht etwa…
Bevor Valerie weiterspricht hebt Sabine die Hand.
Doch genauso. Aber seien wir einfach froh, dass Michael deine Rettung war. Ich habe beim Schreiben immer ein genaues Bild von meinen Protagonisten und doch entwickeln sie sich alle Selbstständig und am Ende bin ich überrascht, wie sehr ihr mir mit eurem Schicksal ans Herz gewachsen seid. Mehr sollten wir nicht verraten, die Leute wollen doch noch das Buch lesen.
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Beim Titel habe ich mich tatsächlich schwer getan. Das Buch war schon längst im Lektorat, als ich immer noch überlegt habe, wie das Buch heißen könnte. Ein Ereignis im August 2021, bei der einer Freundin vorgeworfen wurde, sie sei von einer fixen Idee besessen und würde stalken, war mir klar, wie ich mein Buch nenne.
Seid ihr zu 100% zufrieden mit dem Cover / Outfit oder würdet ihr nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Ich liebe dieses Cover. Danke an Michael Barth von www.mbarth-design.de
Als ich das Cover gesehen habe, war mir klar, dass es meins ist. Die Frau ist leicht bekleidet und geheimnisvoll. Genau wie eine Gegenspielerin von Valerie.
Das Cover hatte ich noch vor dem Titel gefunden. Lange vor dem offiziellen Lektorat war mir klar, das wird mein Cover.
Zum Abschluss würde mich noch euer Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Es ist tatsächlich mehr eine Zeile aus dem Lied Always von Bon Jovi: „It‘s been raining since you left me. Now I‘m drowning in the flood…“
Es beschreibt am besten den Konflikt in dem Valerie steckt, aber auch den Hohn, den dieses Lied auf sie und ihre Beziehung hat.

Obwohl es selbst in Autorenkreisen nicht üblich ist, dass das Buch antwortet, bedanke ich mich bei dem Buch: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«

Wir haben zu danken. Ich finde es toll als Buch endlich eine Stimme zu haben.
Dann wende ich mich der Autorin zu. »Danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir und das tolle Interview.«
Danke, dass ich dabei sein durfte.

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