Autoreninterview
Elin P. Mortensen
Wie bist du zum Schreiben gekommen?Ich habe in Deutschland, den USA und Frankreich gelebt, bevor ich 2008 nach Norwegen gezogen bin, der Heimat meines Mannes. Zusammen haben wir fünf Kinder, eine Schwiegertochter, eine Enkelin, einen Labrador und eine Katze.Als Ingenieurin war ich beruflich immer viel unterwegs, in Europa und vor allem in Asien. Da passt es, dass ich eher extrovertiert bin und es liebe, neue Erfahrungen zu sammeln. Leider waren darunter auch zwei Krebserkrankungen, eine vor 10 Jahren und eine im letzten Jahr. Die hätte ich nicht gebraucht!
Über ein Engagement bei BoldBooks. Ich wollte die Dienste der Plattform ausprobieren. Im Ernst. Aber wie? Zufällig habe ich im Radio von einer Methode gehört, wie man anfangen kann. Sie heißt 500 Seiten und ist genau, was der Name sagt: man schreibt einfach drauflos. Nach etwa 40 Seiten ist die Geschichte aufgetaucht. Die Figuren sind zum Leben erwacht. Dann hat es mich sehr schnell gepackt und ich konnte nicht mehr aufhören zu schreiben.Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Die Lyrén Saga ist mein erstes Buch. Sie ist ein High Fantasy Roman, der in dem fiktiven Land Lyrén spielt, das aber Norwegen im späten Mittelalter zum Verwechseln ähnlich ist. Vier sehr unterschiedliche Protagonistinnen müssen sich mitten im erbarmungslosen skandinavischen Winter gegen einen mächtigen, gerissenen Widersacher behaupten.Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Band 2 der Lyrén Saga ist in Arbeit. Ich hoffe, dass er im Sommer 2023 herauskommt.Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?Außer Schreiben und Lesen, meinst du 😉?Ich reite seit meiner Jugend, und habe jahrelang Aikido betrieben, von dem ich meine Begeisterung für den Schwertkampf behalten habe. Heute sind meine größten Leidenschaften Ski(lang)laufen und Segeln.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?Meine Lieblingsautorin ist wohl immer noch Isabel Allende. Ich finde, sie schreibt einfach wunderbar bildlich, und es gelingt ihr wie sonst keinem Autoren, den ich kenne, wirklich dreidimensionale Figuren zu schaffen.Im letzten Jahr habe ich die Bücher von Madeline Miller entdeckt. Sie haben mich mit ihrer wunderbaren Sprache und dem Setting – griechische Götter- und Heldensagen - verzaubert.Im Fantasy-Genre gefallen mir die Bücher von Naomi Novik sehr gut.
Ich schreibe am liebsten am Schreibtisch zu Hause. Seit im Sommer mein dritter Sohn ausgezogen ist und wir „nur“ noch zu viert sind, habe ich endlich wieder ein eigenes (Arbeits)Zimmer 🎉! Davor habe ich in der Küche am Laptop gearbeitet und manchmal in meinem Büro, das ich mir als selbstständige Beraterin gemietet hatte.Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?Durch meine Krebserkrankung und die Chemo gab es leider im letzten Jahr nicht sehr viel Normalität. Da habe ich die meiste Zeit im Bett oder bei schönem Wetter in der Hängematte im Garten verbracht. Nur hier und da habe ich ganztägige Kurse gehalten.Im Moment arbeite ich wieder etwa einen Tag pro Woche – ich habe im Herbst eine neue Stelle angenommen.Die übrigen Tage verlaufen im Moment etwa so: ich stehe auf und mache mir einen Kaffee. Dann lese ich die Zeitung und gucke bei Instagram vorbei. Danach gehe ich mit dem Hund raus. Dann setze ich mich an den Schreibtisch und mache Schriftkram, oder, wenn ich Zeit habe, schreibe ich an Band 2.Zwei bis dreimal pro Woche habe ich vormittags Physiotherapie oder Arzttermine. Etwa um 12 mache ich mir einen Salat oder ein paar Scheiben Brot zurecht. Danach muss ich mich meistens etwas hinlegen. Manchmal kann ich noch ein paar Stunden am Schreibtisch arbeiten. Dazwischen erledige ich Hausarbeit wie Wäsche waschen, Einkaufen und so weiter. Was halt grade anfällt und niemand anderes gemacht hat. Das ist aber, seit wir nur noch vier sind echt kein großes Thema mehr.Gegen 18 Uhr essen wir gemeinsam zu Abend. Wer kocht, hängt vom Tag ab. Da wir zu viert sind – die Zwillinge sind 17, machen also auch schon Essen -, koche ich höchstens zweimal pro Woche.Nach dem Essen gehe ich meistens nochmal an meinen Schreibtisch, lese, höre Hörbücher (ich LIEBE Hörbücher!), oder wir schauen eine Netflix Serie.Ins Bett gehe ich zwischen 22 und 24 Uhr, je nachdem.
Ich lese am liebsten belletristische Romane, gerne auch Fantasy. Fantasy schreiben macht mir großen Spaß, ein anderes Genre habe ich aber noch nicht ausprobiert – es sei denn, du zählst wissenschaftliche Arbeiten mit technischem Inhalt dazu 😉.Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Hast du ein Lieblingsland und warum?„Das habe ich noch nie gemacht. Das kann ich bestimmt!“ (Pippi Langstrumpf)Ansonsten begleitet mich das hier schon lange:„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“ (Sören Kirkegaard)"Wie jedes Jahr fragte Woltan sich, wie er je fertig werden sollte bis zum Julfest." Auf meine Arbeit übertragen: wie bei meinem ersten Band auf das Herausgabedatum hin, frage ich mich grade bei Band 2 der Lyrén Saga bezüglich des Lektoratstermines, wie ich je rechtzeitig fertigwerden soll.Oder mehr auf meine aktuelle Lebenssituation als auf meine Arbeit bezogen:"Noch bin ich am Leben, also gibt es Hoffnung."Ich habe gerade die zweite (!) Krebserkrankung hinter mir. Ich finde, das passt sehr gut als Motto...
Norwegen – meine Wahlheimat. Abgesehen von der vielleicht weltweit am meisten fortgeschrittenen Gleichberechtigung von Frauen: fantastische Natur, die mir im Alltag die Möglichkeit gibt, im Winter Langlaufen zu gehen und im Sommer zu segeln. Meine zwei Lieblingsbeschäftigungen!Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Da ich – typisch Frau nehme ich an… - im tiefsten Inneren immer an mir selbst und meinen Fähigkeiten zweifle, nehme ich mir Kritik sehr zu Herzen. Irgendwer hat mal gesagt, dass es 30 positive Rückmeldungen braucht, um eine negative zu ertragen. Das stimmt bei mir ganz gut. Inhaltlich sachliche Kritik, die konstruktiv daherkommt und mich nicht als Person in Frage stellt nehme ich aber trotz aller Selbstzweifel gerne entgegen: sie hilft mir, besser zu werden.Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Ich wollte neben dem Schreiben auch lernen, wie man ein Buch herausgibt. Einem Verlag stehe ich aber, nachdem ich diese Erfahrung jetzt gemacht habe, nicht grundsätzlich negativ gegenüber. Es hätte mich aber sehr frustriert, viele Absagen einzusammeln. Vielleicht hätte ich dann insgesamt den Mut verloren.Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Dan Pink hat gerade einen Artikel veröffentlicht, in dem er Forschungsergebnisse dazu präsentiert, was Menschen am meisten bereuen. Es stellt sich heraus, dass wir, je älter wir werden, immer mehr die Dinge bereuen, die wir nicht gemacht haben. Mehr als die, die wir gemacht haben. In dem Sinne, und auch vor dem Hintergrund meiner Krebserfahrungen: Denke hin und wieder darüber nach, was du unbedingt noch machen willst, und schiebe es nicht auf die lange Bank. Das Leben ist kurz.
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