Dienstag, 15. November 2022

[Schnipseltime] 24 Türchen zum Glück von Pia Hepke


 

„Ja?“

„Ja, guten Tag. Zentrale der Macht, Gott am Apparat“, meldete sich meine beste Freundin mit tiefer Stimme und ich hätte vor Lachen beinahe das Handy fallen lassen.

„Das war bisher der beste Spruch. Ich denke, der kommt auf die Liste meiner absoluten Lieblinge!“

Ich hörte Kathrin leise kichern. „Ja, ich finde ihn auch richtig gut. Also, was treibst du so nach deinem gestrigen Gesangsauftritt? Ist die Schamesröte wieder weggegangen oder läufst du heute immer noch wie eine überreife Tomate durch die Gegend?“

„Ey, ich bin gar nicht rot geworden. Also zumindest war ich es nicht die ganze Zeit“, verbesserte ich mich.

„Nachdem du diesen einen Kerl angesungen hast, hätte es mich nicht gewundert, wenn deine Gesichtsfarbe dauerhaft feuerrot beibehalten würde.“

Ich knirschte mit den Zähnen. „Das war auch echt oberpeinlich.“

„Ich fand es ziemlich amüsant und wünschte, ich hätte das aufgenommen. Wäre jedes Jahr zu Weihnachten wieder der Brüller.“

„Danke, aber nein danke. Ich bin froh, wenn ich das irgendwie aus meinem Gedächtnispalast gelöscht bekomme. Da brauche ich nicht jedes Jahr dran erinnert zu werden.“ Es war mir auch so schon peinlich genug, dass ich ausgerechnet Santa Baby gesungen hatte, während ich mich passend dazu mit Unterwäsche in der Hand zu einem stattlichen Mann im Anzug umgedreht hatte. Der musste gedacht haben, ich würde versuchen, ihn mit dem Lied und der Unterwäsche anzumachen. Dabei hatte das doch bloß zu meiner Aufgabe gehört. Und die rote Satin-Weihnachts-Unterwäsche hatte ich mit einem breiten Grinsen Kathrin zeigen wollen, damit wir beide darüber lachen konnten. So hatte jedoch nur sie gelacht. Ich überlegte allerdings ernsthaft, ihr etwas in der Richtung zu schenken. Denn wie hieß es so schön? Jetzt erst recht!

Während meine beste Freundin noch immer leise lachte, legte ich mein Handy auf dem kleinen Berg an Geschenken ab, die eingepackt werden mussten, und betätigte den Lautsprecher, sodass ich die Hände frei hatte. Während wir quatschten, wollte ich schon mal mit dem Verpacken beginnen. Unterhalten konnte ich mich schließlich wunderbar nebenbei. Gerade hantierte ich mit einer riesigen Rolle Geschenkpapier. Meine Güte, warum mussten die nur so unhandlich sein?

„Dann erzähl mal, was ist deine heutige Aufgabe?“

„Ich muss die Geschenke, welche ich zur Feier Ihres Sohnes erstanden habe, in ein passendes Gewand kleiden.“ Ich konnte regelrecht das Rattern von Kathrins Zahnrädern im Kopf hören. Sie musste sich ganz schön anstrengen, weil sie meine Worte in keinen Zusammenhang bekam, und schwieg daher verdutzt.

„Na, Euer Sohn feiert doch an Weihnachten seinen Geburtstag, weswegen auch alle anderen Geschenke erhalten. Und diese müssen nun feierlich hergerichtet werden. Eure Gottheit“, fügte ich rasch hinzu, sodass sie es endlich verstand.

„Ach so, ja. Ja, klar! Super, du packst sie also alle schon direkt ein? Ich werde mich wahrscheinlich bis kurz vor knapp davor drücken. War sonst noch etwas dabei?“

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