Freitag, 21. Oktober 2022

[Schnipseltime] DarkBloodline 1 - Tochter der Nacht von Tanya Carpenter

 


Mir war die Situation noch viel unangenehmer als Franklin. Hinzu kam das Gefühl, mich in etwas hineingedrängt zu haben. Dass Armand ungeachtet der Nacht, die wir zusammen verbracht hatten, nicht zu mir gehörte.

»Ich will euch beiden nicht im Weg stehen«, murmelte ich daher in das angespannte Schweigen hinein. »Du musst auf mich nicht eifersüchtig sein, Franklin. Ich werde dir Armand nicht wegnehmen.« Armands lautes Lachen tat mir weh. Wütend drehte ich mich zu ihm um. »Ich wüsste nicht, was es da zu lachen gibt«, fauchte ich. »Du kannst schließlich nicht uns beide haben.«

Noch immer grinsend sah mich Armand mit hochgezogener Augenbraue an. »Ach! Ist das so, ja?« Er blickte zu Franklin und dann wieder zu mir. Das Lächeln verschwand von seinem Gesicht, und sein Ausdruck wurde eisig. Von dem zärtlichen Liebhaber, der mich gestern verführt hatte, war nichts mehr zu sehen. »Jetzt hör mir mal gut zu, Melissa, da es dir im Moment nur um sexuelle Beziehungen zu gehen scheint, obwohl es weitaus wichtigere Dinge gäbe, um die du dir Gedanken machen solltest. Ich werde mich nicht zwischen euch beiden entscheiden. Franklin und ich standen uns nah, lange bevor du geboren wurdest. Daran wird sich nichts ändern. Wir schlafen nicht mehr miteinander, wenn es das ist, was dich stört. Unsere Liebe ist platonisch, lebt von Gesprächen, von Vertrauen, von einer Verbindung, die so tief ist, dass du davon noch nichts verstehst. Aber erstens sollte dir inzwischen klar sein, dass ich nicht monogam lebe, da die Lust Teil meiner Jagd ist, mit der ich mich am Leben erhalte.« Seine Stimme wurde härter, seine Miene verdunkelte sich. »Und zweitens, selbst wenn Franklin und ich noch zusammen wären, könntest du nichts daran ändern. Ich müsste nicht wählen. Ich könnte euch beide haben, und keiner von euch könnte mir widerstehen. Das weiß Franklin, und du weißt es auch. Ich habe dir nie etwas vorgemacht, was meine Natur angeht. Du wusstest, worauf du dich einlässt, und du wolltest es.«

Ich schluckte. Natürlich hatte er recht. Aber ich war noch immer trotzig. Mir lag auf der Zunge, dass die Jagd etwas anderes sei, doch er kam mir zuvor. »Wenn du in mir einen Engel sehen willst, liegst du falsch. Je suis désolé. Ich bin ein Geschöpf der Nacht, und meine Seele ist dunkel wie sie. Ich bin kalt und grausam, ich töte und nehme mir rücksichtslos, was ich haben will. Du hast es selbst vor wenigen Minuten gesehen. Also akzeptiere endlich, was ich bin, denn genau das liebst du. Dieses dunkle Geschöpf, das sich dir in jener ersten Nacht näherte. Geheimnisvoll, gefährlich, tödlich. So tödlich, dass es deinen beiden Henkerinnen das Herz aus der Brust gerissen hat, um dich zu retten. Hier ist kein Platz für romantische Mädchenfantasien. Du bist kein Kind mehr.«

 

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