Samstag, 23. Januar 2021

[Autoreninterview] Heike Rissel

 Autoreninterview

Heike Rissel

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Mein Name ist Heike Rissel und wohne mit meinem Mann im Landkreis Peine im schönen Niedersachsen. Ich bin schon ein etwas älteres Semester mit meinem Baujahr 1962, im Kopf jedoch durchaus noch jung geblieben. Meine beiden Söhne sind bereits seit längerem aus dem Haus. Der älteste von beiden hat mich schon zur zweifachen Großmutter gemacht – ich fasse das irgendwie immer noch nicht, lol… Ich habe im kaufmännischen Bereich und zuletzt als Pfarrsekretärin für unsere Pastorin in meinem Heimatdorf gearbeitet. Das war schon eine interessante Wechselbeziehung – ich hab für die Kirche gearbeitet und Vampirromane geschrieben. Aber es ist vielleicht dasselbe wie in meinen Büchern. Ein Konflikt zwischen Gut und Böse ist vermutlich gerade die Quintessenz eines spannenden Lebens.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich habe ja recht spät mit dem Schreiben angefangen, obwohl ich schon immer den Kopf voller Geschichten hatte. Ich war bereits Ende vierzig, als es mich gepackt hat. 
Ganz ehrlich??? Nun gut. Ich hatte viel Zeit, da mein Mann, bedingt durch seine ehrenamtliche Tätigkeit, oft am Abend unterwegs war. Ich habe dann viel gelesen und ferngesehen. Durch das Lesen der Twilight-Saga bin ich überhaupt erst auf das Vampirgenre aufmerksam geworden. Ich kannte vorher eher so Sachen wie Blade und Dracula von Bram Stoker. Unterschwellig spielte dabei zwar auch eine gewisse Erotik eine Rolle, hätte mich jedoch nie auf die Idee gebracht diese Verbindung Vampir-Macht-Erotik in einem romantischen Roman zu verpacken. Ich muss allerdings zugeben, dass mich die Geschichte mit Bella und Edward nicht wirklich zufriedenstellte. Ich empfand sie doch eher als eine nette Geschichte für Teenager. Ich wollte lieber „erwachsene“ Vampirliteratur mit einer anständigen Portion Liebe, einem vernünftigen Anteil Blut und Gewalt, Leidenschaft, Erotik und einem Hauch Humor - also ein Buch mit dem gewissen „Biss“. Tja – und dann bin ich wohl zum Schreiben gekommen, wie die Jungfrau zum Kinde. Ich hatte Träume – jede verdammte Nacht verfolgte mich ein Traumausschnitt, der mich nicht hat schlafen lassen – diesem Traum verdanke ich in gewisser Weise mein erstes Buch. Ich bin nämlich irgendwann aufgestanden und habe versucht, mir diese Traumgedanken aus dem Kopf zu schreiben und so meinen schlaflosen Nächten ein Ende zu bereiten. 
Aus dieser Verzweiflungstat wurde eine etwa 700 Seiten lange Story. 
Mein erstes Buch. Der Beginn einer intensiven Beziehung zu dem Vampir Raffael und seinen Mitstreitern. Der Traumfetzen ist übrigens tatsächlich in meinem Erstling enthalten. Das Stückchen Text bleibt aber mein Geheimnis. 
Tja – und nun freu mich sehr, dass „Survive- uns trennen Welten“ veröffentlicht wurde. Es war mir eine Herzensangelegenheit, denn irgendwie hat mich dieses Buch die letzten sechs Jahre beschäftigt und begleitet. Wie oft war ich schon kurz davor, es aus dem Fenster zu werfen, es gut sein zu lassen. Aber ich hab es nicht getan. SURVIVE hat seinen Namen zurecht bekommen. Es hat alle meine Versuche aufzugeben überlebt und mir gezeigt, dass ich ein verteufelt zäher Brocken sein kann, wenn ich das will.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Mein erster Roman war „Im Zeichen von Licht und Schatten“ – eine Vampirstory. 
Mhm, fünf Sätze dazu. Ich versuche das mal: 
Vordergründig geht es hier um die Liebesgeschichte zwischen Kate Neyron, stolze Besitzerin eines Buchverlags im Nordwesten von Oregon und Raffael McConnor, Oberhaupt der vereinten Vampirnation. Raffael benötigt, wie im richtigen Leben auch, eine Frau an seiner Seite, um seine Machtposition zu stärken und glaubt diese Frau in Kate gefunden zu haben, die sich jedoch weder über ihre Bedeutung im Klaren ist, noch in irgendeiner Weise eine Ahnung von dieser fantastisch anmutenden Welt der Vampire hat. An dieser Stelle kommt Dexter Dé Danann, Fürst der Schattenkrieger, ins Spiel, der durch eine Verbindung zwischen Kate und sich Raffael stürzen und sich selbst an die Spitze der Vampirnation katapultieren will. So wird Kate zum Spielball der Macht zwischen der dunklen und der hellen Seite der Unsterblichen, dessen Regeln sie nicht versteht und von deren Auswirkungen sie rettungslos überrollt wird. 
Schattenzeichen“ 
Schattenzeichen ist der Fortsetzungsroman von „Im Zeichen von Licht und Schatten“. 
Durch die Machenschaften von Dexter Dé Danann, seines Zeichens Fürst der Schattenkrieger, befinden sich Kate Neyron, und Raffael McConnor, Fürst der Lichtkrieger auf der Flucht vor sowohl der menschlichen Polizei als auch den Vampiren. Dexter ist zum Anführer der vereinten Vampirnation aufgestiegen, regiert mit gnadenloser Härte und lässt alte, schon lange verbotene und verpönte Rituale und Traditionen aufleben. Dexter beeinflusst hochrangige Sterbliche und dringt bis an die Spitze der Politik vor und zieht dort seine Fäden. Kate und Raffael versuchen Dexter zu stürzen, sich selbst zu rehabilitieren und sowohl die Menschen als auch die Vampirnation vor dem Einfluss Dexters zu retten. Eine schier unlösbare Aufgabe. 
Survive - uns trennen Welten 
Seitdem Leah, Grundschullehrerin in Hannover, ihren Ex-Lebensgefährten bestialisch ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden hat und sich mysteriöse Zwischenfälle häufen, fühlt sie sich bedroht und flieht mit ihrem neuen Freund Kyron nach Jordanien, dessen Heimatland. 
Durch ein Portal verschlägt es die beiden nach Theia – dem Zwillingsplaneten der Erde, dort werden sie jedoch voneinander getrennt. Leah begibt sich mit Hilfe des Lysaners Alhan auf die Suche nach dem obersten Wächter Theias, dem sogenannten Assardor, der ihr helfen soll Kyron zu finden – und den Weg zurück auf die Erde. Aber dann gerät sie plötzlich mitten hinein in einen aufziehenden Krieg zwischen zwei Spezies. Die eine, die rücksichtslos auf Rache aus ist, die andere, die nichts unversucht lässt, um ihre Welt vor den Invasoren zu retten und in der Leah Stellung beziehen muss.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Na ja, eigentlich wollte ich nie eine Trilogie schreiben, aber da hab ich wohl nicht mit dem Widerstand meiner Protas aus den Vampirbüchern gerechnet. Die machen sich nämlich ständig bemerkbar. Immer und immer wieder stehlen sie sich in meinen Kopf und fordern vehement meine Aufmerksamkeit. Also habe ich mich entschlossen, einen dritten Teil meiner „Vampirsaga“ zu Papier zu bringen. Irgendwie sind wohl doch noch einige Fragen offengeblieben und es ist noch nicht zu Ende erzählt – sagen jedenfalls meine Leser. Und wenn ich ehrlich bin, will ich die Welt von Raffael, Kate und den Clans der Vampire noch nicht endgültig verlassen, hab noch nicht endgültig mit dem Kapitel Raffael und Kate abgeschlossen.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass die Musik meine erste Liebe war. Erst danach kam, relativ spät, meine Schreiberei. Ich singe leidenschaftlich gern in einer. Über zehn Jahre habe ich in einer christlichen Rockmusikgruppe gesungen. Nun begleite ich unsere Gitarrengruppe Fissmoll stimmlich und ich singe im örtlichen Kirchenchor. Unsere Gitarrengruppe ist für mich inzwischen so etwas wie eine erweiterte Familie geworden. Sie haben mich auch schon auf einer Lesung unterstützt. Das ist schon etwas ganz Besonderes. Ich teile meine Leidenschaften also ein bisschen auf. Musik und Schreiben sind zwei recht anspruchsvolle Geliebte, die mir nicht so viel Zeit für meine anderen Hobbies lassen. Ich lese unglaublich gern und eigentlich gehört eine weitere Passion hier mit her. Ich bin mit Herz, Blut und Schweiß Rosengärtnerin. Ich liebe meinen Garten, in dem natürlich noch etwas anderes wächst als Rosen, aber hier kann ich vollkommen abschalten, mich an dem Duft der Blüten berauschen – und finde hier Inspiration für weitere Buchideen. Nicht zu vergessen beschäftige ich mich gern mit meinen beiden Enkeltöchtern.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Die habe ich in der Tat. Als erstes möchte ich da Diana Gabaldon erwähnen, deren Schreibstil mich fasziniert und fesselt. Ihrer Steinkreissaga folge ich nun schon seit zwanzig Jahren und fiebere dem nächsten Teil entgegen. Dann wäre da noch Dan Brown und eine Autorin, die mich für die Vampire entflammt hat – Rebecca Abrantes. Ihre Bücher sind für mich noch immer eine Offenbarung. Ich liebe sie.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Meine Ideen entwickele ich eigentlich nicht unbedingt an meinem Schreibplatz – hier setze ich sie lediglich um. Sie entstehen eher unbedarft, beim Spazierengehen, bei längeren Autofahrten (dann muss ich so manches Mal anhalten und die Idee aufschreiben – diese Dinger sind ja aber auch manchmal ganz schön flüchtig)beim Schwimmen im See (ach ja, auch einer meiner Lieblingsbeschäftigungen) – das ging so weit, dass ich beinahe ertrunken wäre, da mir mitten auf dem See eine Idee gekommen ist, die ich so schnell wie möglich aufs Papier bringen wollte und dafür natürlich eiligst das rettende Ufer erreichen musste, lol… Ich schreibe größtenteils an meinem Esstisch im, natürlich wo auch sonst, Esszimmer, wo es immer schön kuschelig warm ist und ich mich außerdem nicht so abgeschlossen von der Welt und insbesondere von meinem Mann fühle. Im Sommer verziehe ich mich schon einmal in meinen Rosenpavillon. Dort zu schreiben ist schon etwas ganz Besonderes. Umhüllt von Rosen, Clematis und dem Duft meines Gartens.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Normale Tage sind bei mir Mangelware. Aber wenn es mal normal abläuft, starte ich gern mit einem ruhigen Frühstück, mache anschließend was für meinen Muskelaufbau. Im Sommer und bei schönem Wetter walke ich gern, ansonsten setze ich mich so oft es geht an meinen Heimtrainer oder das Rudergerät. Dann checke ich die emails, schau bei Facebook rein und mache, grins… ein bisschen Werbung für Survive. 
Im Moment komme ich nicht so viel zum Schreiben, wie ich gern möchte, aber etwas geht immer. Eigentlich bin ich die letzte Zeit eher ein Sammler und Jäger. Von Ideen, Möglichkeiten, Gedanken, Abläufen Namen und Örtlichkeiten. Ich muss mich auch erst einmal wieder an die neuen/alten Protas gewöhnen. 
Das tägliche Hausfrauenschicksal beschäftigt mich den Großteil des Tages und im Sommer schreit mein Garten nach Aufmerksamkeit. In den Zeiten von Corona ist dann oft anstatt Besuch bei Freunden das Sofa mein bester Freund. So ein Fernsehabend ist eine nette Entspannung. Und oft folgt danach, wenn es ruhig geworden ist, noch ein bisschen Schreibarbeit.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Mein Lieblingsgenre ist sowohl beim Lesen, als auch beim Schreiben die Fantasy. Dann und wann kommt da dann noch ein Thriller oder ein Historyschinken dazwischen – zumindest beim Lesen.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Mein Lieblingszitat ist von Prof. Dr. Theodor Heuss:
„Es ist keine Schande hinzufallen, aber es ist eine Schande liegenzubleiben“ 
Das ist für mich schon etwas, wonach ich versuche zu handeln. Man fällt des Öfteren in seinem Leben auf die Nase – und wie oft war ich versucht, einfach nur zu heulen und liegenzubleiben. Aber das ist definitiv nicht meine Prämisse. Egal wie hart es mich getroffen hat – ich hab mich dazu gezwungen den Dreck vom Hintern abzuklopfen, mir die Tränen abzuwischen und weiterzumachen. Aufgeben ist keine Option. 
Ein Zitat aus meinem Buch „Schattenzeichen“ lässt mich auch heute noch schlucke. Es ist ein ziemliches Stück Ernsthaftigkeit in diesem Roman, das mich immer wieder daran erinnert, dass nichts, überhaupt nichts für selbstverständlich genommen werden darf. Am wenigsten das Leben an sich. 
„Sie schluckte schwer und verlangsamte ihre Schritte. Schließlich hielt sie inne. Dort drüben lag ihr Mann und sie verging vor Angst. Solange sie hier stehen blieb, bestand noch Hoffnung. Diese Hoffnung würde da sein, in ihr wohnen, solange es keine Gewissheit gab. Sie hatte sich immer als mutige Frau bezeichnet. Das Glück ist mit den Mutigen. Was aber wäre, wenn einen die Feigheit hinterrücks überfällt. Wenn sie sich einnistet im Geist, in der Seele? Wie ein Krebsgeschwür, das sich festbeißt? Hatte sie versagt? War sie zu spät gekommen?“
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Ach ich weiß nicht. Ich fühle mich in Dänemark sehr wohl. Die Menschen dort gelten als eine der Glücklichsten der Welt – und lassen auch ihre Besucher an diesem Lebensgefühl teilhaben. Ich liebe die raue Nordsee, an der ich meine Gedanken laufen lassen und eine Ewigkeit am Strand spazierengehen kann, ohne dass ich jemandem begegne (okay, nicht gerade in den Sommerferien). Schottland würde ich gern einmal besuchen, allein schon deshalb, weil ein Großteil meiner Vampirbücher dort spielt und ich möchte einmal Kanada sehen. Die grenzenlose Weite dort muss einfach grandios sein.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Es gibt ja positive und negative Kritik. Ich freue mich natürlich, wie wohl die meisten Menschen, über eine positive Kritik .Ich gehe mal davon aus, dass du den Umgang mit der negativen Kritik meinst. Nun - ich schlucke sie. Ich muss gestehen, dass mir negative Kritik im ersten Moment schon auf den Magen schlägt, aber dann lasse ich sie sacken und versuche daraus zu lernen. Es kommt immer darauf an, wie die Kritik verpackt ist. Kritik üben ist sogar ausdrücklich erwünscht, solange sie konstruktiv und nicht verletzend ist. Kritik, nur um mich und mein Buch runterzumachen, macht mich traurig – da gibt es nichts, wo ich drauf reagieren könnte. Herabsetzende Kritik setzt mich – nun ja – eben herab und lässt mich relativ hilflos zurück. Ist sie jedoch begründet, kann ich mich damit auseinandersetzen und die begrüße ich sogar.
Warum hast du dich entschieden zu einem Verlag zu gehen und nicht Selfpublisher zu werden?
Ich bin bei meinen beiden Verlagen eher aus Versehen und mit ganz viel Glück angekommen. 
Meine technischen Fähigkeiten bewegen sich eher gen Null und wenn ich mich auch noch um das ganze Drumherum, das nötig ist einen Roman selbst zu veröffentlichen, kümmern müsste, käme ich nicht mehr zum Schreiben. Ich würde mich daran viel zu lange aufhalten. Deshalb bin ich meinen beiden Verlegern, sowohl dem scholz-Verlag in Hamburg, der meine Vampirbücher veröffentlich hatte, als auch der Edition Autorenflüsterin, die „Survive“ in ihr Repertoire aufgenommen hat, sehr dankbar, dass sie mich unter ihre Fittiche genommen haben und mir das leidige Drumherum abgenommen haben.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
„Ich wünsche jedem Einzelnen von euch irgendwann und irgendetwas in eurem Leben, das euch derart vor Leidenschaft brennen lässt, wie mich das Schreiben.“

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