Montag, 15. September 2025

[Buchvorstellung einmal anders] Ich war kein braver Junge von Jana Martin


 
Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit der Autorin Jana Martin, um mit ihr über ihr Buch „Ich war kein braver Junge“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um für dein Buch zu antworten.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, mich unter die Lupe zu nehmen. Ich bin gespannt und freue mich auf deine Fragen.
Kannst du uns dein Buch in möglichst wenig Sätzen beschreiben?
Gabriel wählt mit den Worten „Ich habe meine Eltern getötet“ den Notruf und wartet bei den Leichen auf seine Verhaftung. Er wird in die forensische Psychiatrie eingewiesen, da der Fall völlig klar scheint. Offen ist nur, wer die Frauenleiche ist, die ebenfalls am Grundstück gefunden wurde. Seine Psychiaterin versucht, ihn zum Reden zu bringen, denn Gabriel schweigt zu den Hintergründen seiner Tat und der toten Frau vehement. Nach und nach findet sie Zugang und hört eine der schlimmsten Geschichten ihrer Laufbahn als Leiterin der Forensik und auch ihr Schicksal wird sich dadurch verändern. Im Buch stellt sich immer wieder die Frage, ob Gabriel ein eiskalter Mörder, Opfer von Umständen oder einfach jemand ist, der den Mord auf sich genommen hat, weil er jemanden schützen möchte. Das Ende ist definitiv eine Überraschung.
Deine Charaktere erleben ja so einiges. Fällt es dir leichter sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Durch schöne ganz sicher. Es ist ein wunderbares Gefühl, einen Menschen zum Leben zu erwecken und sie/ihn zu begleiten. Umgekehrt darf mir darf beim Schreiben von schlimmen Situationen niemand zusehen. Bei sehr emotionalen Szenen weine ich so sehr, als würde tatsächlich ein Freund das erleben. Ich bin extrem empathisch und sehr nahe am Wasser gebaut. Noch jede meiner Geschichten hat mich zu bitteren Tränen gerührt.
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
… auch wenn mein Plan dadurch schwieriger geworden war, hielt ich an meinem Entschluss fest. Niemals soll jemand die grausame Wahrheit erfahren. Weil ich lieber als Monster gesehen werde, als der bemitleidenswerte Feigling, das nichtsnutzige Kind von zwei geisteskranken Bauersleuten, der Dorftrottel, der nie irgendwas checkte. Und natürlich auch für Elisabeth. In all den Jahren ihrer Gefangenschaft verlor sie nie den Glauben daran, dass sie einmal von dort fliehen würde. Auch wenn sie dafür einen oder mehrere Morde begehen müsste. Sie hatte immer mehr Mut und Courage als ich. Elisabeth kämpfte bis zuletzt. Nicht so wie ich. Gabriel, der brave Junge, der immer alles über sich ergehen ließ...
Wie viel echte Jana steckt in dem Buch oder auch in dem ein oder anderen Charakter?
Ich denke 100%. Meine Geschichten sind grausam und fiktiv und ich habe keine echten Mordgedanken oder andere Aggressionen :) Die Gewalt steht für mich nicht im Vordergrund, sie sorgt nur für die Spannung, die das Genre braucht. Meine Geschichten entstehen während des Schreibens - eine Person taucht auf und sie leitet mich durchs Buch. Ich denke, dass ich komplett mit ihr verschmolzen sein muss, um sie realistisch und emotional darstellen zu können, auch wenn mein Leben komplett anders ist. Und ja, auch mit den Bösewichten habe ich eine Verbindung. In meinen Protas schlummern meine Werte, meine Sichtweisen und meine Empfindungen. Also eine Mini-Version von mir. Mal so, wie ich wirklich bin und denke, mal, wie ich es mir von einer Person wünschen würde oder eben genau umgekehrt - ein Produkt aus dem was mich ärgert, abstößt oder zutiefst erschüttert.
Wie würden dich deine Charaktere beschreiben?
Sie ist eine absolute Chaosqueen. Es gibt keine festen Zeiten und keine Regeln. Jana schreibt einfach drauflos wann und wie es ihr passt. Sie beißt einfach genüsslich in ein Croissant, während sie mich umzubringen versucht, und ich muss ertragen, was sie mir aufhalst. Würde mich mal interessieren, wie sie es fände, wenn sie nackt in einem kalten Keller aufwacht und ein fieser Kerl sie anstarrt.
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert?
Der Titel war der eine Satz, der mir einfiel und der unbedingt eine Geschichte werden wollte. Mit diesen Worten sollte das Buch enden. Er stand von Anfang an fest und ich habe das Buch darauf hinauslaufend geschrieben. Es ist nicht ganz der Schlusssatz geworden, weil es danach noch etwas Aufklärendes brauchte, aber die Geschichte schrieb ich im Grunde von hinten nach vorne.
Bist du zu 100% zufrieden mit dem Cover oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Ich finde die Glasscherben sehr aussagekräftig. Ich glaube, man erkennt das Genre und weiß, dass sich darin harter Tobak befindet. Grafisch umgesetzt ist es sicher kein Highlight. Text auf Bild - fertig. Heute würde ich es anders machen. Aber es ist mein Baby und ich bin noch nicht bereit, es zu ändern, auch wenn es vielleicht ansprechender wäre. Irgendwann werde ich es stylischer (vielleicht mit 3D-Effekt) gestalten und neu auflegen, aber die Grundidee mit dem Glas würde ich beibehalten.
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
„Oft stelle ich mir die Frage, ob man bereits böse auf die Welt kommt oder ob man wird, was andere aus einem machen. Ich kenne die Antwort darauf nicht, aber im Grunde macht es auch keinen Unterschied. Man ist, was man ist. Die meisten werden brave Jungs. Manche nicht. So wie ich.“
Eine Frage, die mich tatsächlich beschäftigt.
Danke für das Gespräch.
Danke für deine Zeit und die tolle Möglichkeit, mich und mein Debüt präsentieren zu dürfen.

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