Buchvorstellung einmal anders
Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um für das Buch zu antworten.
»Sehr gern, liebe Claudia. Wer könnte das besser, als der Protagonist?«Kannst du dich meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
»Ich bin Connor MacKay. Und ja, mein Vater war Highlander, aber ich wurde in Deutschland geboren. Meine Brötchen verdiene ich mit Sachbüchern. Gerade arbeite ich an einer Abhandlung über die Germanen und Kelten. Ich bin frisch geschieden, und jetzt sitze ich einer Butze nicht größer als ein Schuhkarton in Berlin. Mit Frauen habe ich wohl kein Glück.«Beschreibe uns dein Buch in möglichst wenig Sätzen.
»Es erzählt eine Geschichte über Freundschaft und Liebe zwischen Menschen, die das Schicksal zusammenführt. Oder der Geist des Waldes, wenn es nach Sorcha geht. Jedenfalls ziehe ich mit drei Frauen zusammen. Nach und nach finden meine Mitbewohnerinnen ihre Bestimmung, nur meine Gefühle bleiben mal wieder auf der Strecke. Bis mir Benedikt begegnet.«Glaubst du macht es der Autorin mehr Spaß dich durch leichte, einfache oder schwierige, düstere Situationen zu führen?
Connor gibt einen Stoßseufzer von sich. »Na, was schon. Ich habe selbst schon mal einen Roman geschrieben, man muss seine Protagonisten quälen, damit sie sich richtig ins Zeug legen. Übrigens hat die Lektorin da eingegriffen, ansonsten wäre es wirklich düster geworden.«Hast du eine Lieblingsstelle im Buch?
Was glaubst du, wie viel Sabine steckt in dem Buch oder dem ein oder anderen Charakter?Da gibt es viele. Diese zeigt, warum ich so gern mit den drei verrückten Hühnern zusammenlebe.Um abzuschalten, ohne allein zu sein, besuchte Connor Melina in ihrer Werkstatt. Im gemauerten Anbau mit der Esse hockend, beobachtete er das orangerote Flackern des Schmiedefeuers und wurde vom rhythmischen Hämmern eingelullt.Mit wenig mehr als dicken Schuhen, einer derben Lederschürze und bis zum Ellenbogen reichenden Handschuhen bekleidet, bearbeitete seine Freundin rot glühendes Eisen mit faszinierender Begeisterung. Dabei vermischten sich Schweiß und Ruß zu einer rätselhaften Körperbemalung.Ihr erhitztes Gesicht wirkte entrückt wie in Trance.Während des Schmiedevorganges schien Melina weltvergessen. Anhand der Farbe des Werkstücks schätzte sie die Veränderung der Temperatur ab und steuerte den elektrisch betriebenen Blasebalg, ein winziges Zugeständnis an die Moderne in der sonst archaisch anmutenden Schmiede.Connor wusste, beim Formen eines Rohlings mochte sie keine Störungen. Daher saß er ruhig da und ließ sich vom magischen Klang ihrer Hämmer, dem Prasseln der Flammen und dem schweren Duftgemisch aus geschmolzenem Metall, Leder, Schweiß und Sinnlichkeit in den Bann ziehen. Hier fand er Ruhe zum Nachdenken und Inspiration für weitere Kapitel über Sippenleben und die Rollenverteilung bei Germanen und Kelten.Plötzlich stand Melina vor ihm. »Alles in Ordnung?«»Klar doch. Aber du siehst aus, als hättest du etwas auf dem Herzen.«Zögernd holte sie eine Kette hervor und zeigte ihm ihren Claddagh-Ring. »Den hat Phil mir bei unserem ersten Urlaub in Irland geschenkt. Das Herz steht für Liebe, die Hände für Freundschaft und Vertrauen, die Krone für Treue. Diesen Ring gibt man nicht irgendwem. Damals waren wir unglaublich glücklich, es gab nie Streit, bis … Weißt du, dass jeder mich darum beneidet hat, so geliebt zu werden? Und jetzt …«Obwohl Connor sich die beiden kaum glücklich vorzustellen vermochte, atmete er erleichtert auf, eine weniger endgültige Art als die präferierte Teppich-Lösung zur Beseitigung ihres Ex-Freundes gewählt zu haben.In Melinas dreckverschmiertem Gesicht wanderten zwei helle Tränenbahnen die Wangen hinab.Die Erkenntnis traf ihn heftig wie ihr Schmiedehammer. »Du liebst ihn immer noch.«»Bescheuert, oder? Bitte schau nicht so entrüstet! Ich liebe den Menschen von früher. Manchmal denke ich, es könnte wieder so sein.«»Menschen ändern sich, und Zeit ist eine Einbahnstraße. Es gibt keinen Weg zurück, Melli. Versuch, Philipp zu vergessen!«»Hm.«»Fang mit dem Claddagh an. Er ist wie eine Fessel. Leg ihn ab.«Unentschlossen drehte sie den Silberring. Während der Arbeit hing er an einer Kette um ihren Hals, ansonsten trug sie ihn am linken Ringfinger. »Nicht heute.«Instinktiv zog Connor sie heran und verharrte reglos, bis sie zu Atem kam. Schließlich küsste er ihre Stirn.»Dann eben später«, murmelte er, ohne ihre Gefühle wirklich zu begreifen.»Die Zeit bleibt nicht stehen. Ich will nicht, dass du irgendwann zurückschaust und bereust, was dir entgangen ist. Für Sorcha und mich erfüllt sich hier ein Traum. Ich hätte nie gedacht, dass eine Frau mir solche Geborgenheit schenken kann. Vielleicht, weil wir beide bereits diese eine Liebe kennengelernt haben, die alles andere vergessen macht. Daria scheint mit der unverbindlichen Art zurechtzukommen, doch ich habe Angst, dass du daran zerbrichst, Connor.«
»Eigentlich sollte ich die Aussage verweigern, schließlich gelten Autorinnen als rachsüchtig. Aber da sie selbst das anspricht, das Buch wurde von der Realität inspiriert. Stalking ist kein Kavaliersdelikt, die Opfer sind dem oft hilflos ausgeliefert. Genau unter diesem Eindruck entstand der Roman.«Wie würdest du deine Autorin beschreiben?
»Das ist schwer, ich kenne sie ja nur, wenn sie vor dem Bildschirm sitzt und tippt. Da ist sie zielstrebig, konsequent – und eine ziemliche Chaotin. Ich könnte nicht einfach so losschreiben, aber jeder so, wie er mag.«Weißt du, wie es zu dem Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Lauf des Schreibprozesses verändert? Hattest du vielleicht sogar Mitspracherecht?
»Der Roman entstand aus einer Kurzgeschichte, die die Szene mit den drei Frauen enthielt, die während eines Gewitters zum »Ritt der Walküre« tanzten. Daher hieß sie Connor und seine Walküren. Der jetzige Titel entstand während des Schreibens des Romans und stand schon früh fest.«Gefällt dir das Cover zu 100% oder hättest du einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
»Ich habe eine Kupferplatte mit einem Lebensbaum verziert, dessen Wurzeln vier Hände hielten. Das war meine Vorstellung. Aber als ich das Cover sah, fand ich es sofort passend, die frischen Farben, das Eichenblatt mit dem Herz, gehalten von meiner Hand. Ich bin zu 100% zufrieden.«Was ist dein Lieblingszitat aus dem Buch?
Danke für das Gespräch.»Ihre Gemeinschaft wurde stärker, je mehr Zeit sie miteinander verbrachten. Die Wurzeln des Eichenkreises verzweigten sich, stießen immer tiefer und gaben Halt, während die Krone in den Himmel wuchs.«Aber der hier gefällt mir auch: »Ich kann dir Gesellschaft leisten. Gehen lernen musst du allein.« Das sagt Philipp zu meinem kleinen Bruder, der versucht, nach einem Unfall mit Orthesen gehen zu lernen. Der Satz passt zu uns allen, wir helfen einander.
»Sehr gern, liebe Claudia, es war mir ein Vergnügen.«
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