»Caitlin … ich …« Ich habe
keine Ahnung, wie ich das hier beginnen soll. Dabei stecke ich längst
mittendrin. Wenn ich jetzt nicht schwimme, werde ich untergehen. »Wir hätten
warten sollen. Vermutlich war es … zu früh.«
Wieder antwortet sie mit Schweigen.
Dieses unkontrollierte Stammeln regt mich
tierisch auf. Offensichtlich bin ich völlig aus der Übung. Wann habe ich
zuletzt jemanden gesagt, wie ich fühle? Dass sie mir wichtig ist. Dass ich sie
gerne habe? Ich erinnere mich nicht. Nur daran, dass Mum es mir bei jedem
Telefonat sagte. Als wäre es ein Mantra. Etwas, das ich niemals vergessen
sollte. Erwidert habe ich es nie. Irgendwann wird es zu spät sein. Wer weiß,
wie lange wir diese Möglichkeit noch haben. Selbst wenn es das Falscheste ist,
was ich jetzt tun könnte, halte ich mich nicht zurück. »Es tut mir leid. Ich
hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen. Ich … wollte es aber.
Verdammt! Ich wollte dich so sehr, und das will ich auch jetzt noch.« Die uns
umschließende Stille kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Wie ein Schwarzes Loch,
das alles in seiner Nähe aufsaugt. Alles verschlingt und niemals zurückbringt.
»Ich wüsste nicht, was ich dir geben
könnte. Sieh mich an, Logan. Ich bin ein Wrack. Außerdem … Ich will nicht,
dass du dir wie ein Trostpflaster vorkommst.« Die letzten Worte flüstert sie so
leise, dass ich sie kaum hören kann. Niedergeschlagen verschränkt sie die Arme
vor ihrem Oberkörper.
Wieder spüre ich, wie verloren sie sich
fühlt. Sie gleicht einem winzigen Seestern in den Weiten des Atlantiks.
Aufgewirbelt von den Strömungen, die sie weit hinaus ziehen, dorthin, wo es
keinen Halt mehr gibt.
Ohne nachzudenken, mache ich einen
Schritt auf sie zu. »Was du mir geben könntest?« Nun stehe ich direkt hinter
ihr. Der zarte Duft von Vanille, Jasmin und Birne weht mir entgegen. Es ist nur
ein Hauch, der sich in den salzigen Winden verflüchtigt. »Du weißt es noch
nicht, aber du hast mir mehr gegeben als irgendwer in den vergangenen Jahren.
Bis vor ein paar Tagen war die Einsamkeit mein ständiger Begleiter. Das Gefühl,
allein zu sein, allgegenwärtig.« Ich kicke einen Kiesel zur Seite. »Es gibt
viele Worte für gebrochene Herzen. Wege, um es zu reparieren. Aber es ist
schwer, zu sich selbst zurückzufinden, wenn alles verloren scheint. Es gibt
keinen Ort, an dem man sich verkriechen kann. Es ist ein grausames Gefühl, das
Leben zu vermissen, das man mit den Menschen, die man liebt, teilen möchte,
aber nicht kann.« Caitlin regt sich nicht. Dennoch bin ich mir sicher, dass sie
zuhört. »Die schmerzliche Wahrheit ist: Das Leben geht weiter und in diesen
Augenblicken fühlt es sich an, als ob es niemals enden würde. Du bist gefangen
in einer Ewigkeit, die schlimmer ist als jedes Gefängnis. Denn das Puzzleteil,
das du verloren hast, ist unauffindbar. Ich kenne diese dunklen Zeiten besser,
als du denkst, Cat. Aber deinetwegen fühle ich mich wieder komplett – wie ich
selbst.«
Ich kann meine Worte nicht zurückhalten.
Ungebremst knalle ich ihr meine Emotionen hin.
»Ich werde auf dich warten, Cat. Ganz
gleich, wie lange es dauert. Ich werde warten, bis du bereit bist.«
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