Intuitiv beugte sie sich vor. Oben
zu bleiben, war nicht das Problem. Wenn
man erst mal aufgibt, bremsen zu wollen, ist Galopp leichter als Trab, fand
Pippa. Sie gab sich dem rasenden Tempo hin. Der Wind fuhr ihr durch die Haare
und das Kleid und sie reckte ihm die Nase entgegen. Ob analog zum Fahrt- auch
der Reitwind im Duden stand? Die
Mähne flog ihr ums Gesicht und kitzelte ihre Wangen wie ein Seidentuch. Voller Kraft warf Wüstenperle
bei jedem Galoppsprung die schlanken, starken Beine weit vor. Die Energie
schwappte auf Pippa über. Das Leben pulsierte in ihren Adern. Die nackten
Schultern und Arme waren von Gänsehaut überzogen, doch in diesem Moment liebte
Pippa es einfach nur, dass sie sich spürte.
Ob ich die ultimative Geste der
Freiheit wage? Sie
richtete sich auf und löste behutsam eine Hand vom Hals. Soll ich mein Glück wirklich herausfordern? Sie zögerte. Nur kurz für das Video. Sie sah hoch und
rang sich für die Kamera ein Lächeln ab. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen
und schloss die Augen. Wie beim Abreißen eines Pflasters brachte sie es schnell
hinter sich. Sie streckte beide Arme aus und keuchte vor Angst. Ihre Oberschenkel,
mit denen sie die Position hielt, brannten. Sie zählte drei Sekunden so rasch
wie eine einzige herunter und krallte sich wieder in der Mähne fest. Ich
habe es wirklich getan! Das war heftig. Und cool! Ich habe es gehasst. Und
geliebt! Sie stieß einen Juchzer aus, um ihre Anspannung zu entladen. So
lebendig hatte sie sich ewig nicht gefühlt. Vielleicht noch nie.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.