Samstag, 3. Juni 2023

[Reiheninterview] Der Fuckepott 1 & 2 von Bettina Barkhoven

 

 
Reiheninterview


Nach dem Autoreninterview drückt mir Bettina ihren Kindle in die Hand und verlässt einfach das Zimmer. Da mir das schon öfter passiert ist in letzter Zeit, erahne ich, was da kommen wird.

Ich drehe den Kindle hin und her und lese schließlich einen Klappentext nach dem anderen der Bücher der Autorin „Der Fuckepott“, um schon ein bisschen mehr zu erfahren. Nach einigen Minuten höre ich mehrere feine Stimmchen: »Jetzt ist sie weg«, »Dann interview einfach uns«, »Deshalb sind wir ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über die Bücher? Vermutlich die Bücher selbst. Also, dann lege ich mal los. Doch da kommt die Autorin wieder in den Raum und setzt sich zu uns.

Wollen wir das Interview nun zu viert machen?
Wir sind offen für alles, also schieß los.
Hallo, danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um mit mir zu reden.
Teil 1: Hatten wir eine echte Wahl?
Teil 2: Sie hat uns einfach mitgeschleppt.
Bettina: Klar doch, es ist ja für uns alle wichtig, nicht wahr, Buch? Du willst doch schließlich, dass du auch mal aufgeklappt wirst.
Könnt ihr euch oder auch die Reihe an sich, bestehend aus den Büchern „Fuckepott Teil 1“ und „Fuckepott Teil 2“ meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Teil 1: Joah, also, ich bin vermutlich der Spaßverderber, denn in mir zeigt sich Marko nicht nur von seiner besten Seite: verlogen, egozentrisch, schwach und zu hilflos für einen Mitte-Zwanzigjährigen. Sein Freund reißt es ein bisschen raus, denn der ist ein unverbesserlicher Optimist mit einem leichten Helfersyndrom. Und ich klinge gut, denn es geht auch viel um Musik.
Teil 2: Also, da kann ich wohl in allen Punkten mithalten. Marko stellt sich auch bei mir total dösig an, man möchte ihn manchmal einfach nur schütteln. Aber auch Penny ist diesmal nicht immer ganz einfach zu nehmen. Und dann ist da noch die Geschichte mit Maik, da sind schon des öfteren Tränen auf mir gelandet.
Teil 1: Jedenfalls kann man mich auch beiseitelegen, ohne sofort zu Teil 2 greifen zu müssen. Unsere Autorin mag nämlich keine Cliffhanger.
Teil 2: Aber mich kann man ohne meinen Kumpel hier nicht lesen, jedenfalls würde das nicht viel bringen. Aber ich kann euch versprechen, dass es ein Happy End gibt, sonst würde Bettina uns gar nicht erst schreiben.
In eurem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in euch enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da ihr ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten müsst, könnt ihr uns vielleicht beantworten, ob es ihr leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen? Siehst du es als Autorin genau so?
Teil 1: Wenn wir uns den Anteil düsterer Stellen anschauen: Ja, definitiv fallen ihr die leichter! Und wenn Sex, dann gerne auch mal welchen, der weniger schön ist.
Teil 2: Immerhin wird es bei mir auch mal ein bisschen "nasty". Und es gibt eine Hetero-Sexszene, die ist aber schon "verjährt". (kichert).
Teil 1: Normalerweise wird Bettina immer ganz viktorianisch, wenn es mal richtig Spaß macht. Sie hat es damit erklärt, dass viele den Sex eh nur überblättern und irgendwas von "Fantasie gebrauchen" und "Kopfkino" und so. Aber egal, eigentlich ist von allem was dabei, schöne, traurige, lustige, erschütternde, grausame, sexy, spröde, emotionale, helle und dunkle Szenen. Wirklich über Eintönigkeit beklagen können wir uns nicht.
Habt ihr eine Lieblingsstelle, die ihr uns gerne vorstellen würdet?
Teil 1: Die hier vielleicht? Sie spiegelt viel von Markos "Altlasten" wider:
***
Mein Herz klopft wieder stark und schmerzhaft; ich kann Penny nicht mehr zuhören. Nun lasse ich mich auch gegen ihn sinken und lege die Arme um ihn.
Er scheint zu verstehen. »Ich mach das Licht aus, ja?«, flüstert er behutsam, als könnte er mich mit lauterer Stimme verletzen. Als es dunkel ist, gibt er mir einen Kuss auf die Stirn und wünscht mir eine gute Nacht. Er ist nicht nur Geliebter, er ist auch Familie.
***
Teil 2: Die hier ist ein bisschen lang, aber ein "typischer" Penny, motivierend und humorvoll, aber nie herabspielend.
***
Er lässt seine Hände wieder hochwandern auf meine Schultern. »Boah, Marko, ey!«, sagt er mit energischer Stimme. »Du bist für mich kein Problemfall, sondern mein Freund. Mein Mann, wenn es nach mir ginge. Wie lautet das Eheversprechen?«
»Was?«, frage ich überrascht.
»Na, unter welchen Bedingungen und wie lange liebt und achtet man sich, ist sich treu, bla, bla, bla?«
Ich lache auf. »Ach, du meinst in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod uns scheidet?«
»Genau das meine ich. Und zwar ohne Abstriche – und ganz und gar freiwillig. Ohne es irgendjemandem gegeben zu haben. Ich habe es selbst dir nicht gegeben, aber ich halte mich da trotzdem dran.«
***
Alternative: Diese Stelle ist exemplarisch für mich (also Teil 2), denn Marko ist zerrissen zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Er wünscht sich nichts mehr, als seine Belastungen loszuwerden.
***
Was könnte schöner sein, als mit einem geliebten Menschen zum Klang von Möwen und Wellenrauschen Obst zu naschen?
Was schöner sein könnte? Frei von all den Erinnerungen zu sein, die ihre zahllosen Krakenarme nach mir ausstrecken, um mich wieder ins Jahr 1988 zu ziehen. Frei zu sein von den Tonnen von Ballast. Frei zu sein für Penny.
***
Wisst ihr wie viel Bettina tatsächlich in euch oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt? Hast du dazu noch etwas hinzuzufügen oder stimmst du deinen Büchern zu?
Oh, eine Menge. Bettina hat Marko eigentlich "erschaffen", damit sie ihn ihre eigenen Beklopptheiten, für die sie selbst zu vernünftig war, ausleben lassen konnte. Der arme Kerl muss das also ausbaden und Bettina denkt sich: "Wie gut, dass ich das selbst nicht gemacht habe."
Bettina (hält sich die Hände vors Gesicht): Ja, doch, so in etwa war es. Das muss ich zugeben. Oh, und ich habe einen Cameo-Auftritt in Band 1. So gesehen stecke ich sogar "persönlich" im Buch.
Wie würdet ihr oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?
Milan: Ich glaube, Bettina mag mich sehr. Ich komme eigentlich richtig gut weg und sie hat sich auch für mich ein super Happy End überlegt. Aber ich werde ja in der Fortsetzung noch selbst Protagonist, da wird es dann auch mal für mich etwas schwieriger.
Heike: Ich als Markos Ex muss ganz schön was mitmachen, bis es für mich wieder schöner wird. Aber dann wird es auch richtig schön!
Thomas: Ich bin einer von Bettinas ältesten Protagonisten, ich bin schon 1991 in einer Kurzgeschichte vorgekommen. Im Buch habe ich ein paar sehr wichtige Auftritte, bei denen ich aber auch (im übertragenen Sinne, wohlgemerkt) die Hosen runterlassen muss.
Helmut: Ich als Markos Vater bin der "Arsch vom Dienst" im Roman, ja, das muss ich so zugeben. Aber vielleicht wird es ja auch für mich ein bisschen versöhnlicher im Episodenroman, in dem ich dann auch Protagonist werde.
Inge: Ja, da kann ich meinem Mann voll und ganz beipflichten. Wir haben als Eltern ziemlich versagt.
Carsten: Meine Eltern sind aber auch schrecklich! Marko war für mich immer viel mehr als einfach nur ein großer Bruder. Ich habe ihn bewundert, bedauert und mir oft große Sorgen um ihn gemacht.
Lothar: Ich bin eigentlich nur zufällig in den Roman gestolpert und habe den Epilog "erobert". Von mir hört ihr noch ganz viel im Episodenroman.
Robin: Mich hat Marko im Stich gelassen, als ich mich mit sechzehn geoutet habe. Das habe ich ihm nie verziehen, aber ich konnte ihn auch nie vergessen. Er mich sicher auch nicht, aber das geschieht ihm recht. Nein, im Ernst, ich glaube, er hat genug Scheiße erlebt. Ein bisschen tut er mir auch leid.
Ralf, Nathalie, Judith, Svenja, Maik und natürlich Minka und Schnupper werden gerne noch was erzählen, wenn der Tag lang ist und weitere Geschichten erwünscht sind. Aber irgendwann muss ja auch mal gut sein. ;-)
Wie seid ihr eigentlich zu den Titeln gekommen? Standen die schon im Vorfeld fest oder haben sie sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattet ihr viel Mitspracherecht?
Die Idee hatte Bettinas Mann, der irgendwann mit einem verzückt-schelmischen Grinsen meinte: "Ich hab den Titel!" Die einen finden ihn super, die anderen äußerst befremdlich. Aber da wir ja außer Penny und Thomas alle aus Bocholt kommen, ist er für uns total normal. Es ist eigentlich nur ein Industriedenkmal, das nach einem einfachen Rhythmus-Instrument benannt worden ist. Schaut nach dem Lesen einfach mal ins Glossar, da steht alles drin.
Seid ihr zu 100% zufrieden mit dem Cover / Outfit oder würdet ihr nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Teil 1: Ich finde mich hübsch und aussagekräftig. Ist ja immerhin eine sehr schöne, innige Szene aus dem Roman, kurz vorm ersten Kuss.
Teil 2: Mein Outfit spiegelt mehr die Probleme wider, die auftauchen. Eine gewissen Distanz durch die Vergangenheit, die zwischen Marko und Penny steht. Die Szene ist im Buch eher eine … schwierige.
Bettina: Ich bin eigentlich sehr zufrieden, aber sehr viele finden das Cover schrecklich bis abschreckend. Nun ja. Ändern will ich es eigentlich nicht. Aber evtl. will ich es mal ein bisschen überarbeiten.
Zum Abschluss würde mich noch euer Lieblingszitat aus den Büchern interessieren.
Teil 1: Ich lehne mich an den Holzzaun und starre in den Nachthimmel. Würde ich eine Sternschnuppe sehen, würde ich mir wünschen alles richtig zu machen, mich richtig zu verhalten.
Teil 2: Dieser Satz hier ist bei einigen Lesenden beliebt gewesen. Alle anderen Sätze sind entweder zu düster oder zu spoilernd:
Wie ein Kind, das zum ersten Mal eine Kröte im feuchten Gras findet, durch ihre fremdartige Form gleichermaßen angezogen und abgestoßen wird und sich schließlich doch nicht zurückhalten kann, das Tier auf die Hand zu nehmen, so überwinde ich mich, meine Hände auf diese Brüste zu legen, und rechne mit dem Schlimmsten.
Obwohl es selbst in Autorenkreisen nicht üblich ist, dass Bücher antworten, bedanke ich mich bei den Büchern: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«
Uns auch. Ist ja auch gar nicht so schlecht, wenn nicht nur immer die Trulla mit dem Laptop gefragt wird, sondern wir, um die es ja schließlich geht.
Dann wende ich mich der Autorin zu. »Danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir und das tolle Interview.«
Ich habe zu danken.

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