Dienstag, 18. April 2023

[Buchvorstellung einmal anders] Die Legende der Reliquie von Bettina Lausen


 
Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit dem Protagonisten Leopold und seiner Autorin, um mit ihnen über das Buch „Die Legende der Reliquie“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um für das Buch zu antworten.
Bettina: Vielen Dank für die Einladung!
Leopold: Habt vielen Dank!
Da ich gerade lange mit deiner Autorin gesprochen habe, wäre es toll, wenn du dich meinen Lesern vorstellen würdest, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Leopold: Wie, Ihr kennt mich nicht? Dann will ich mich Euch gern vorstellen. Ich lebte mit meiner Familie auf dem Lande unseres Grundherrn Ritter Georg von Dettelbach ein beschauliches und arbeitsreiches Leben, bis mein Bruder, dieser Bärenhäuter, einen unbedachten Ausruf während eines Festes gemacht hat und der Ritter meine ganze Familie hat umbringen lassen. Dann habe ich nicht nur mein Heim, sondern meine Geliebte Allet verlassen müssen. Ich musste fliehen, Barthel hat sich meiner angenommen und mir alles beigebracht, was ich als Reliquienhändler wissen musste. Denn dieser Handel, der liegt mir, wie ich bald feststellte.
Beschreibt uns dein Buch in möglichst wenig Sätzen.
Die Autorin möchte antworten, doch Leopold drängt sich vor.
Leopold: Sei ruhig, ich bin zuerst dran. Es ist die beste Geschichte, die im 15. Jahrhundert spielt, denn es ist meine Lebensgeschichte.
Bettina grinst: Ein junger Rabauke verliert sein Heim und seine Familie und wird zum Reliquienhändler. Seine zurückgelassene Geliebte flüchtet in ihrem schrecklichen Alltag manchmal in die Welt der Musik. Ein Ritter mit nicht nur einem Makel, der sich die Anerkennung der Adligen erkämpfen will, um die Frau seiner Träume heiraten zu können. Der Vorreformator Jan Hus, der mit seiner Lehre nicht nur sein eigenes Leben in Gefahr bringt.
Leopold: Ich bin doch kein Rabauke!
Glaubst du, es macht der Autorin mehr Spaß dich durch leichte, einfache oder schwierige, düstere Situationen zu führen? Hat er dich richtig eingeschätzt?
Leopold: Ich glaube, sie lässt mich gern leiden. Habe ich recht?
Bettina: Ertappt. Aber ich habe dir auch ein paar schöne Moment beschert, oder nicht?
Leopold: Das müssen wohl jene entscheiden, die meine Geschichte lesen werden, wenn sie denn des Lesens mächtig sind – aber heutzutage scheinen viele die Welt der Bücher zu kennen, wie ich gehört habe.
Hast du eine Lieblingsstelle im Buch?
Leopold: Ich mag die Stelle, als ich mit Allet allein im Wald bin und ihr die Flöte geschenkt habe. Vor allem, als sie diese schiefen Töne aus dem Instrument gedrückt hat – das war echt zum Totlachen. … Nein, im Ernst. Das war ein magischer Moment, in dem meine Welt noch heile war.
Bettina: Ich liebe die Szenen, die in Konstanz spielen. Für die habe ich so viel Recherche betrieben, die den Szenen eine besondere Lebendigkeit verleihen.
Was glaubst du, wie viel Bettina steckt in dem Buch oder dem ein oder anderen Charakter? Hat er alles gefunden oder gibt es da noch etwas verstecktes?
Leopold: Ich glaube ein bisschen Bettina steckt in mir und Allet. Sie war wohl von Jan Hus genauso beeindruckt wie ich. Habe ich recht?
Bettina: Leopold kennt mich wohl recht gut. Die Reformation ist mein Thema. Es hat einen Grund, warum ich selbst aus der katholischen Kirche aus- und in die evangelische Kirche eingetreten bin.
Wie würdest du deine Autorin beschreiben?
Leopold: Beim Henker, wenn Barthel wüsste, dass ich mit und über meine Schöpferin sprechen würde, würde er sich im Grab krümmen vor Lachen. Bettina liebt die Geschichte und historische Bezüge genauso wie gute Geschichten. Was uns eint: Sie ist gern in der Natur. Aber sie hat mich oft zum Verzweifeln gebracht.
Weißt du, wie es zu dem Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Lauf des Schreibprozesses verändert? Hattest du vielleicht sogar Mitspracherecht?
Leopold: Ich fände „Der Reliquienhändler“ passend, aber Bettina sagte mir, dass der Titel schon vergeben war.
Bettina: Der Titel „Die Legende der Reliquie“ trifft den Roman sehr gut. Es ist übrigens mein Arbeitstitel, den der Verlag übernommen hat, worüber ich sehr glücklich bin.
Gefällt euch das Cover zu 100% oder hättet ihr einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Leopold: Das Cover ist schön, aber ich hätte es besser gefunden, wenn ich auf dem Cover zu sehen gewesen wäre. Schließlich bin ich die Hauptfigur.
Bettina: Und was ist mit deiner Geliebten? Ist sie keine Hauptfigur? Ich mochte das Cover vom ersten Moment an.
Was ist jeweils euer Lieblingszitat aus dem Buch?
Leopold: Diese Dame konnte sich die teuersten Kleider anziehen, dachte Leopold, seine Allet würde dennoch die schönste Frau auf dem Fest sein. – Ist doch klar, warum, oder?
Bettina: Das Schreiben der Szenen von der Figur Barthel, Leopolds Lehrer, hat mir besonders viel Spaß gemacht. Hier ein Auszug:
»Kleiner, warst du schon mal in Cölln?«, fragte Barthel und suchte in Leopolds Gesicht nach einer Antwort. »Natürlich nicht«, folgerte er. »Es ist meine alte Heimatstadt, eine der größten und prächtigsten Städte im Reich. Stell dir vor, vierzigtausend Menschen leben dort. Dazu kommen die Pilger, die täglich in Scharen durch die Stadttore strömen, um die Reliquien der Heiligen Drei Könige anzubeten. Dort bauen sie ein Gotteshaus, dessen Fertigstellung wir wohl nicht mehr erleben werden. Aber die Kirchturmspitze auf dem Chor ist so hoch, dass sie die Wolken berührt und den Heiligen in den Hintern pikst.« Er ließ den Zeigefinger in die Höhe schnellen.
Danke für das Gespräch.

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