Buchvorstellung einmal anders
Nach dem Autoreninterview drückt mir N.D. ihren Kindle in die Hand und verlässt einfach das Zimmer. Da mir das schon öfter passiert ist in letzter Zeit, erahne ich, was da kommen wird.
Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das Buch der Autorin „Find myself – Wie das Licht reinkommt“, um schon ein bisschen hineinzulesen. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Jetzt ist sie weg, dann interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«
Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. Doch da kommt die Autorin wieder in den Raum und setzt sich zu uns.
Wollen wir das Interview nun zu dritt machen?
B: Na sicher!Hallo, danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um mit mir zu reden.
N: Danke, dass du uns die Möglichkeit gibst, hier bei dir gesehen zu werden.Kannst du dich als Buch meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
B: Okay, da ihr den Inhalt durch den Klappentext schon kennt, erzähle ich Euch, was ich gern sehe, wenn ich in die Augen meiner Leser blicke. Ich liebe es, jede denkbare Art von Emotion hervor zu rufen. Manchmal sind sie traurig und ich muss mich vor ihren Tränen in Deckung bringen. Manchmal sind sie so wütend, dass ich Sorge habe, gleich an der Wand zu landen, aber manchmal seufzen sie auch verträumt und das ist genauso toll. Ich habe es sogar schon erlebt, dass jemand gesungen hat, aber davon reden wir lieber nicht. Ich bin gespannt, ob ihr wisst, welche Stelle ich meine, wenn ihr selbst lest.In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihm leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen? Siehst du es als Autorin genau so?
Habt ihr eine Lieblingsstelle, die ihr uns gerne vorstellen würdet?N: Es gibt immer wieder Situationen, in denen ich als Autorin Mitleid mit einen Figuren habe, aber ich glaube, wir haben gut dafür gesorgt, dass sie nicht lange allein mit ihrer Not sind.B: Da ist eine tolle Truppe zusammengewachsen, der man zuversichtlich zusehen kann in der Hoffnung, dass alles gut wird… oder auch nicht.
Weißt du wie viel N.D. tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt? Hast du dazu noch etwas hinzuzufügen oder stimmst du deinem Buch zu?N: Wir sind uns nicht ganz einig, haben aber einen Kompromiss finden können:Ich soll ihn anrufen? Bei dem Gedanken setzt augenblicklich das inzwischen erschreckend vertraute Herzrasen ein und mir kriecht Röte den Hals hoch. Erschrocken sehe ich auf die Uhr. Es ist schon fünf vor acht, also ist Graham schon zu Hause und erwartet meinen Anruf. Mein Blick wandert wieder über den Text und bleibt bei der Telefonnummer hängen, die er im Postskriptum angefügt hat. Warum bin ich so nervös? Jemanden anzurufen ist ja eigentlich keine schwierige Aufgabe. Aber die Vorstellung, mit Graham zu telefonieren, seine Stimme zum ersten Mal wieder zu hören … Abgesehen von seiner Singstimme in seinen Liedern, die ich mir seit Samstag immer wieder angehört habe. Das ist gerade wirklich zu viel für mich.Ich komme mir albern vor und sage mir selbst, dass ich mich nicht so anstellen, sondern sofort das Telefon in die Hand nehmen soll. Aber ich muss mich erstmal beruhigen. Also stelle ich den Laptop neben mir auf die Couch und stehe auf, um dann sinnlos zwischen Wohnzimmer und Küche auf und ab zu wandern. Inzwischen ist der Zeiger der Uhr auf die acht gesprungen. Es wird langsam wirklich Zeit. Ich beschließe, es einfach durchzuziehen, und mache mich auf den Weg zurück zum Sofa, wo mein Handy unschuldig neben dem Laptop auf dem Polster liegt, drehe dann aber noch einmal auf dem Absatz um und mache mich schnellen Schrittes auf den Weg in die Küche. Ein Glas Wein kann nicht schaden.Mit dem gefüllten Glas in der Hand kehre ich nicht ganz so zielstrebig zurück und setze mich wieder. Ein paar Minuten vergehen, in denen ich seine Nummer anstarre. Inzwischen müsste ich sie auswendig kennen, so oft habe ich sie gelesen. Dann greife ich entschlossen zum Telefon und wähle. Das Freizeichen ertönt. Ich spüre meinen Herzschlag im Hals. Nach dem dritten Klingeln hebt er ab.B: Ich hätte eine Stelle zum Mitsingen besser gefunden.
Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?B: Oh, das ist eine Menge Nadine in der Geschichte und auch in jedem der Charaktere versteckt. Am ausschlaggebendsten bin ich wohl durch das Lebensmotto „Du weißt nicht, wie es wird, wenn du es nicht versuchst“ geprägt, das auch einige erstaunliche Schlenker in Nadines Lebenslauf gebracht hat.N: Das stimmt wohl. Außerdem hat jede der drei wichtigsten Charaktere eine meiner Leidenschaften „geerbt“. Victoria schreibt gern, ihre Freundin Zoey ist Künstlerin (einen weiteren wichtigen Charakterzug kann ich hier noch nicht verraten) und Graham spielt Gitarre und drückt sich über Musik aus. Die Pferde kommen dann in der nächsten Reihe dran ;)
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?Zoey: Sie ist natürlich genau so wie ich: Lebensfroh und experimentierfreudig, immer einen Scherz auf den Lippen und Flausen im Kopf. Außerdem sehr kreativ. Ständig voller neuer Idee n für die ein einziges Leben niemals genug Zeit hergibt.Graham: Na ja, definitiv flirtet sie nicht so gerne wie du.Zoey: (kichert) Sie ist ja auch mit einem Spanier verheiratet...Victoria: Wenn sie sich ein Ziel setzt, zieht sie es meistens auch durch. Und sie ist bereit, hart dafür zu arbeiten.Zoey: Ja! Sie steigert sich total rein und will es unbedingt fertig bekommen. Obsessiv! Ich sag‘ ja, wie ich!Graham: (seufzt)Victoria: Ja, schon ein bisschen wie du, aber eindeutig weniger irre.Graham: (lacht leise)Zoey: Sie will nur nicht, dass du weißt, wie verrückt sie wirklich ist.Graham: Das kann gut sein.
Seid ihr zu 100% zufrieden mit dem Cover / Outfit oder würdet ihr nachträglich gerne etwas ändern wollen?B: Der stand früh fest und daran wird auch nicht gerüttelt!N: In der Phase, in der noch nicht klar war, dass es mal ein Buch wird, hieß die Datei noch „Der Brief“ (Funfact: der Ordner mit den Referenzbildern auf meinem Desktop heißt immer noch so). Im Laufe der Zeit hat sich aber herausgestellt, dass es eigentlich um etwas anderes geht. Nämlich darum, dass Victoria sich in erster Linie selbst wieder finden muss. Darum habe ich den Arbeitstitel in „Find myself“ geändert und das Buch hat sich geweigert, ihn wieder her zu geben. Selbst dann noch, als klar war, dass ein anderer Name viel klüger wäre, weil es „Find myself“ besonders im Musikbusiness schon dutzendfach gibt. Um wenigstens ein bisschen besser zu finden zu sein, musste ein Untertitel her. Darüber habe ich ja schon erzählt: das Hemingway- Zitat, das im Buch eine große Rolle spielt.B: Ja. Der lässt mich aber jetzt aussehen, wie ein Esotherik-Buch.N: Was nichts schlimmes ist. Du wolltest ja nicht hören. Jetzt ist der Name so und eigentlich passt er auch richtig gut. Es gibt ihn nur zu oft und den Hintergrund verstehen die meisten erst, wenn sie das Buch gelesen haben.
Zum Abschluss würde mich noch euer Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.B: Ich finde es toll! Die Farben stehen mir hervorragend. Wie ein warmer Sommerabend am Strand.N: Das Cover ist ein Herzensprojekt und alles in allem sind wir wirklich happy damit. Das Foto für das Hintergrundbild ( das einen Sommerabend am Strand zeigt), hat meine Tochter gemacht und ich finde es wunderschön. Die Farben sind genau so, wie sie an dem Abend waren. Die Illustration mit dem Paar und der Gitarre habe ich gemacht und sie bezieht sich auf eine Szene. Außerdem sind noch ein paar versteckte Kleinigkeiten drauf. Wir haben eine Weile daran herum getüftelt. Natürlich findet man immer etwas, das man doch noch verbessern könnte, aber ich mag es.
„… aber vergiss niemals, dass dein Herz für Worte schlägt.“ (Graham)Obwohl es selbst in Autorenkreisen nicht üblich ist, dass das Buch antwortet, bedanke ich mich bei dem Buch: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«
B: Vielen Dank fürs Zuhören. Und als letzter Hinweis: Leserillen bedeuten nicht, dass uns Büchern das Genick gebrochen wurde ;)Dann wende ich mich der Autorin zu. »Danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir und das tolle Interview.«
N: Ich habe zu danken. Ich hoffe sehr, dass es ein bisschen interessant für Euch war und ich mit meinem Geschwafel nicht zu sehr übers Ziel hinaus geschossen bin :D
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.