Donnerstag, 3. November 2022

[Schnipseltime] BDSM-Adventskalender 2 von Eva D. Black

 



Als ich abends heimkomme, nachdem ich die Kinder bei ihrem Freund abgeliefert habe, nehme ich sofort die leisen Musikklänge wahr, die aus dem Wohnzimmer dringen. Die Tür steht einen Spalt offen, ich sehe aber nichts als sanft flackerndes Licht aus dem ansonsten dunklen Raum schimmern. Natürlich würde ich meine neugierige Nase am liebsten hineinstecken. Nur ganz kurz. Doch ich halte mich brav an die Anweisung, die mir David vorher erteilte, auch wenn es schwerfällt, und gehe zuerst ins Schlafzimmer, um meine Klamotten auszuziehen.

Lediglich von meinem hauchdünnen Kimono umhüllt, mache ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer. Die Stimmung ist gewaltig und versetzt mich augenblicklich auf eine andere Ebene. Da ich David nirgends sehe, gehe ich zu dem kleinen runden Teppich, den er direkt unter unserem Deckenhaken platziert hat, und knie mich hin. Das Bedürfnis, den Kopf zu senken und die Augen zu schließen, ganz bei mir anzukommen, ist so stark, dass ich nicht mal nach den Gegenständen Ausschau halte, die David bereitgelegt hat.

Das leise Knarzen des Ledersofas verrät mir, dass er sich gerade daraus erhebt. Vermutlich hat er schon die ganze Zeit im hinteren, vollkommen dunklen Bereich des Zimmers gesessen und mich beobachtet.

Meine Augen halte ich weiter geschlossen. Ohne die besondere Stimmung zu sehen, spüre ich sie mit jeder Faser meines Körpers. Und ich fühle ihn. Seinen Blick, der mich abscannt. Seine Hand, die zärtlich über meine Wange fährt. Die den Gürtel des Kimonos löst, ihn beiseiteschiebt, und mit den Fingerspitzen meine Brüste berührt – so unendlich sanft – um ihn mir schließlich über die Schultern zu streichen. Lautlos gleitet er hinter mir zu Boden. Hauchzart küsst er meine geschlossenen Augen, was mich weiterhin davon abhält, sie zu öffnen.

Kurz darauf spüre ich dünne Verpackungsfolie an meiner Stirn. Vorsichtig umwickelt David damit meinen Kopf, führt sie über die Augen, umschließt damit auch meine Ohren, was mich noch weiter in einen Tunnel treibt. Mit einem Ruck reißt er die Rolle ab und ich atme tief durch, erleichtert darüber, dass er meinen Mund frei lässt. Doch diese Annahme währt nicht lange, denn im selben Moment schiebt er mir einen Ballknebel zwischen die Zähne, zieht ihn ordentlich fest und umwickelt ihn anschließend ebenfalls mit der Folie. Nun ist mein Kopf komplett verpackt, lediglich die Nase hat er ausgelassen. Die Beklemmung, die mich jedes Mal bei dieser Art der Fixierung überkommt, habe ich dieses Mal erstaunlich gut im Griff. Weder meine äußere noch meine innere Haltung verändert sich dadurch übermäßig.

Ruhig und gleichmäßig atme ich durch die Nase ein und aus, vollkommen auf ihn konzentriert. Auf die Geräusche, die er macht, auf seine Berührungen, die mich beiläufig immer wieder streifen. Aber auch auf mich.

Mich selbst in diesem Maße zu spüren, gelingt mir nur sehr selten. Obwohl meine Gelenke vom langen Knien schmerzen, genieße ich die Position. Denn genau diese Haltung trägt wesentlich dazu bei, all das so intensiv erleben zu können.

Ihn.

Mich.

Uns.

Das Hier und Jetzt.

Irgendwann hilft er mir vorsichtig auf die Füße, hält einen Moment meine Hände fest, bis ich sicheren Stand habe. Weiterhin ohne ein einziges Wort legt er mir meine ledernen Arm- und Fußmanschetten an, führt meine Arme nach oben und befestigt sie an einer Kette, die er offensichtlich am Deckenhaken eingehängt hat. Erneut fühle ich, wie er die Folie ansetzt. Diesmal an den gestreckten Oberarmen, die er auf Augenhöhe umwickelt und damit seitlich an meinen Kopf presst. Dadurch werden sie zusätzlich fest an meine Ohren gedrückt, was das Rauschen weiter anschwellen lässt, und mir ermöglicht, noch tiefer abzutauchen.

Ein abgründiges Stöhnen dringt aus meinem verschlossenen Mund. Vertrauensvoll begebe ich mich vollständig in Davids Hände. Überlasse mich den Manschetten, der Kette und ihm.

Wie in Trance nehme ich hin, dass er eine Spreizstange zwischen meinen Beinen befestigt, was den Zug auf meine Handgelenke noch verstärkt. Ich strecke mich, so gut es geht. Versuche, wieder mehr Gewicht auf meinen Füßen aufzunehmen, damit der Schmerz in Armen und Schultern dem Ganzen nicht zu schnell ein Ende bereitet.

Ich will durchhalten.

Leiden.

Genießen. So lange wie möglich.

Alles dreht sich in meinem Kopf. Weiße und blaue Blitze explodieren hinter meinen geschlossenen Augen, während er damit fortfährt, mich mit der Folie zu verpacken.

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