Dienstag, 24. Mai 2022

[Buchvorstellung einmal anders] Vom Glück zu dritt von Helena Wagenschütz

 



Buchvorstellung einmal anders


Nach dem Autoreninterview drückt mir Helena ihren Kindle in die Hand und verlässt einfach das Zimmer. Da mir das in letzter Zeit schon öfter passiert ist, erahne ich, was da kommen wird.

Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das Buch der Autorin „Vom Glück zu dritt“, um schon ein bisschen hineinzulesen. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Jetzt ist er weg, dann interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.
Gerne doch! Ich freue mich immer so sehr über Besuch!
Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Ich bin wie ein sehr gutes Stück Kuchen, denn ich bin süß, nahrhaft und es gibt, je länger man an mir nascht, immer mehr feine Nuancen zu schmecken. Ich feiere die Liebe, die Natur, die Poesie und die Musik, den Genuss, die Freundschaft und ganz besonders die Toleranz.
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihr leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Das ist sehr unterschiedlich; beides kann ihr leicht von der Hand gehen, es ist die Frage, wie nah sie der Situation und dem Charakter ist.
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Ich mag es gerne, wo beschrieben wird, wie Limona ihren Alltag lebt, der so voll und lebendig ist, obwohl sie nach normalen Maßstäben als einsam gelten würde.
Weißt du wie viel Helena tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt?
Oh, in mir sind viele Vorlieben meiner Autorin ... Natur, Gedichte, klassische Musik, Yoga …
Die Verträumtheit und Begeisterung für Fantasie wie bei Limona und manchmal auch etwas Zupackendes etwas Spöttisches wie in Sabina …
Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?
Orlando: „Ich möchte jetzt lieber mein Stück Torte essen und dieser wunderbaren Arie aus Carmen zuhören. Könntet ihr vielleicht … ?
Jörg: „Typisch, mein lieber Freund und Kollege, jetzt machst Du es dir wieder bequem. Das mit dem entschiedenen Handeln ist nicht so ganz deine Sache, oder?“
Orlando: „Na, du drückst dich auch gerne vor der ein-oder anderen Sache, nicht wahr? Ach übrigens - hast du dir wirklich deine Choruniform maßschneidern lassen? Seit wann zahlt unsere Steuerkanzlei gut?“
Sabina: „Sieht man doch, dass ist eindeutig maßgeschneidert! Für meinen lieben Freund Jörg ist nur das Beste gut genug!“
Jörg: „ Na und? Übrigens, was die Entscheidungsfreudigkeit angeht, da passt du wirklich gut zu Orlando…“
Sabina: „Jetzt reicht es, du Knalltüte. Wer hat denn ständig neue Hobbys und neue Freundinnen?“
Limona: „Es ist ja gar nicht meine Art, mich durchzusetzen, aber ich kann euch hier nicht weitermachen lasen. Unsere Autorin hat noch etwas vor!
Habt ihr übrigens gesehen, wie die Sonne auf dem Birkenblättern gleißt? Wie das Licht über tausend kleine Spiegel hüpft, und oh, ich glaube, ich habe eine Fee gesehen…“
Die andere: Psst, willst du dich schon wieder lächerlich machen?
Limona: „Du bist so gemein zu mir!“
Die andere: Ich pass nur auf dich auf. Komm, lass die anderen in ihrer Stadt, wir gehen jetzt in den Garten und malen.
So, jetzt muss ich als Buch ein Stopp setzten, sonst kommt gleich die Autorin wieder! Am besten, lest ihr mich einfach, das mag ich so, dieses Kribbeln, wenn die nächste Seite geöffnet wird …
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Unseren Titel „Der Duft der Blätter“ den wir gemeinsam gefunden hatten, mussten wir ändern. Den mochten wir, weil er das Zauberhafte in mir beinhaltet, und außerdem … aber das verrate ich jetzt mal lieber nicht. Das Ändern hat mir und ihr nicht ganz so gut gefallen, war aber für die Leser:innen wichtig. Seh sogar ich ein.
Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover / Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Das Cover ist sehr schön, vielleicht wäre es auch nett, wenn man Personen sehen könnte, aber dann würde es vermutlich zu voll…
Kannst du uns vielleicht auch schon verraten, ob die Autorin viele echte Plätze eingebaut hat oder ob die Orte im Buch der Fantasie entspringen?
Oh, vieles Hamburg und Umgebung, ist aus der Wirklichkeit entnommen, z.B. die Bank mit dem kleinen Teich in Hohenhorn, die gibt es genauso wie beschrieben. Der Wendland-Hof ist eher eine Zusammenschau aus vielen schönen Ecken dort, und so ist es auch bei Schauplätzen wie der Kanzlei etc.
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Ich mag ja viele Sachen im Buch, aber dies hier ist schon gleich zu Beginn sehr schön:
„Er lässt sich von seinem Smartphone das nächste Café anzeigen und bestellt dort, nun völlig übermütig geworden, einen großen Himbeereisbecher. Mit Schoko-Sahne. Die Wälder und Felder, der knallblaue Himmel und die strahlende Sonne ziehen nochmals an seinem inneren Auge vorbei, während er verzückt sein Eis löffelt.
Da sitzt er, ohne zu merken, dass sein Mund mit Schoko-Sahne verschmiert ist. Ein kleiner, rundlicher Mann Mitte dreißig, in gutem Anzug; auf den ersten Blick angepasst und unscheinbar. Doch die frechen Löckchen, die jedem Haargel trotzen und die lebhaft funkelnden Augen lassen ahnen, dass da noch mehr ist. Dass er eigentlich nicht ganz in dieses Steuerberater-Leben passt, dass er mangels Mutes und Selbstvertrauen gewählt hat.“
Nun betritt die Autorin wieder das Zimmer und blickt mich ungläubig an. Scheinbar ist es selbst in Autorenkreisen nicht üblich, dass das Buch antwortet. Leise flüstere ich dem Buch noch zu: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«

Dann wende ich mich der Autorin zu. »Alle meine Fragen sind beantwortet, ich danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir.«

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