Die Zeit verflog so schnell wie
Rauch im Wind. Sie lag gerade auf einer weich gepolsterten Liege, während der
halbnackte Freiherr sich daran machte, die Verschnürung ihres Kleides zu
lockern, um ihren Oberkörper freizulegen, als sie Tia erblickte. Marion starrte
regungslos über die Schulter des Freiherren nach oben. Die Gardisten auf der
Galerie waren verschwunden. Stattdessen stand dort Tia gegen die Brüstung
gelehnt, ein Blasrohr aus dem hellen Holz des Knallbuschgewächses im Anschlag.
Die Blicke der beiden Frauen
trafen sich – Marions voller Bedauern und Tias voller Hass. Die Jüngere stützte
ihre Ellenbogen auf die Brüstung und beugte sich vor. Als sie Luft holte und
das Blasrohr an ihre Lippen setzte, schloss Marion die Augen. Einen Herzschlag
lang spürte sie nur den Atem des Freiherren auf der Haut. Das Unausweichliche
erwartend, grub sie unwillkürlich ihre Fingernägel in seinen nackten,
muskulösen Rücken.
Dann hörte sie bereits den Pfeil
durch die Luft zischen. Gleich darauf bohrte sich die Metallspitze in Hagels
Fleisch. Der Freiherr gab nur einen winzigen Schmerzenslaut von sich.
Reflexartig hob er die Hand in den Nacken und richtete sich halb auf. Doch
seine Kraft verließ ihn wahnsinnig schnell. Schon gab er ein ersticktes Stöhnen
von sich und musste sich mit beiden Armen an der Liege abstützen. Seine
schwarzen Augen flackerten. Dann brach er über ihr zusammen. Marion seufzte.
Sie hatte gehofft, Tia ließe ihr etwas mehr Zeit mit ihm.
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