
Buchvorstellung einmal anders
Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Zuria und Kurt aus „Die Fotografin – Neue Zeiten auf der Kö“ und deren Autorin Bettina Lausen.
Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt und für das Buch antwortet. Würdet ihr euch vielleicht gegenseitig beim Interview unterstützen?
Es wäre schön, wenn ihr euch meinen Lesern vorstellen könntet.Kurt: Natürlich.Zuria: Ob ich ihn unterstützen möchte, weiß ich noch nicht.Bettina: Jetzt sei mal nicht so …
Beschreibt uns das Buch in möglichst wenig Sätzen.Bettina: Zuria, fängst du an? Du bist schließlich die Hauptfigur.Zuria: Also gut. Ich heiße Zuria – mein Name bedeutet „Fels Gottes“ –, bin 26 Jahre alt, Jüdin und lebe in London bei meiner Tante. Ich arbeite als Kellnerin im Lyons Corner House und bin mit Noam verlobt, der ein Modehaus besitzt. Früher lebte ich mit meiner Familie in Düsseldorf, bis wir 1941 deportiert wurden. Seitdem weiß ich nicht, was aus meinen Eltern und Geschwistern geworden ist. Nicht einmal ein Foto ist mir geblieben. Deshalb habe ich mir geschworen, von allen Menschen, die mir wichtig sind, Bilder zu machen, damit ich ihre Gesichter nie mehr vergesse.Kurt: Ich bin Kurt Brockmann, 29 Jahre alt, ein Zahlenmensch. Ich lebe mit meiner Schwester Eva und ihrer Tochter zusammen, um sie zu unterstützen – von unserem Vater ist nichts zu erwarten. Im Krieg diente ich an der Ostfront und erlebte Dinge, die mich verstummen ließen. Erst als ich erfuhr, dass Zuria lebt, fand ich meine Stimme wieder. Sie ist die Liebe meines Lebens, und ich werde sie überzeugen, dass sie zu mir gehört.Bettina: Jahrgang 1985, Mutter zweier Töchter, wohnhaft im Bergischen Land nahe dem Handlungsort Düsseldorf. Ich bin Autorin, Lektorin und Autorencoach – und mein Herz schlägt für historische Geschichten.
Macht es dir Spaß, deine Protagonisten ein wenig zu quälen? Sie in Situationen hineinzuwerfen, die schwierig sind? Warum nicht einfach und schön? Müssen Gefahren und Stolpersteine immer sein?Zuria: Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals in das Land der Täter zurückkehren würde. London ist mein Zuhause geworden, Noam an meiner Seite. Doch dann erreicht mich ein Brief: Meine Schwester Jalda lebt! Ich reise nach Düsseldorf, um sie nach London zu holen – doch sie hat sich dort ein neues Leben als Mannequin aufgebaut. Gleichzeitig öffnet sich für mich eine Tür zu meinem Traum, Modefotografin zu werden. Und dann taucht auch noch Kurt auf und wirft alles durcheinander.Kurt: Kurz hat sie gesagt! Es ist ein Roman über eine junge Frau, die Fotografin werden möchte – einfach die tollste Frau der Welt.Bettina: Er ist voreingenommen. Für Zuria ist die Rückkehr nach Düsseldorf nicht leicht. Einerseits erinnern sie die vertrauten Orte an ihre glückliche Kindheit, andererseits holen sie die Dämonen der Vergangenheit ein. Zudem bleibt sie nicht verschont von Anfeindungen – denn auch in der Nachkriegszeit ist der Antisemitismus noch allgegenwärtig.Zuria: Jetzt noch mal kurz: Die junge Jüdin Zuria kehrt 1953 nach Düsseldorf zurück, um ihre totgeglaubte Schwester nach London zu holen, doch alte Wunden, neue Träume und die Begegnung mit ihrer Jugendliebe stellen ihr Leben auf den Kopf.
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch, die ihr den Lesern des Blogs gerne vorstellen würdet?Bettina: Ja, leider gehören die Gefahren und Hindernisse in Romane. Schließlich muss es für die Leserschaft auch spannend sein. Und ja, es macht als Autorin natürlich auch Spaß, die Figuren in schwierige Situationen zu bringen. 😊Zuria: Das will ich nicht gehört haben.Kurt: Warte ab. Ich werde dich auch quälen. Ich werde dir Rechenaufgaben stellen und wenn du sie nicht lösen wirst –Bettina: Lieber nicht!
Wie viel echte Bettina steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?Kurt: Ich habe mehrere Lieblingsstellen, die ich nicht verraten möchte. Eine davon ist aber der erste Kuss mit Zuria.Zuria: Grins nicht so … der Moment ist auf keinen Fall meine Lieblingsstelle. Für mich war es etwas Besonderes, als ich meine ersten Fotoabzüge abgeholt habe.Kurt: Dir geht es immer nur um die Fotos.Bettina: Nicht streiten! Ich tue mich sehr schwer mit Lieblingsstellen, aber ich habe eine. Die kann ich jedoch nicht vorstellen, weil ich sonst spoilern würde. Ich kann sagen, dass die Szene am Ende vorkommt und mit einem besonderen Haus zu tun hat. Wenn ihr das Buch lest, werdet ihr sie erkennen.
Schwer zu sagen. Ein Stück von mir findet sich in jeder Geschichte, doch keiner der Charaktere ist mir wirklich eins zu eins ähnlich.Wie würdet ihr als Hauptcharaktere eure Autorin beschreiben?
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattet ihr zwei vielleicht sogar Mitspracherecht?Zuria: Bettina Lausen ist eine Geschichtenerzählerin mit Herz und Verstand. Dass sie früher mal Bankkauffrau war, kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich mag, wie gründlich sie recherchiert und dass sie eine jüdische Person gesucht hat, die den Roman gelesen hat, das war mir sehr wichtig.Kurt: Ach, sie war Bankkauffrau, jetzt weiß ich woher, ihre Affinität zu Zahlen und Statistiken kommt. Die Natur mag sie auch sehr gern, ich finde, das kommt auch immer wieder in den Romanen durch.
Da Die Fotografin der zweite Band der Düsseldorf-Saga ist und der erste Die Journalistin heißt, war der Titel schnell klar. Ursprünglich trug der Roman jedoch den Arbeitstitel Die Überlebenden.Seid ihr zu 100% mit dem Cover zufrieden oder hättet ihr nachträglich noch etwas ändern wollen?
Wisst ihr, was mich noch interessieren würde? Euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch.Zuria: Zum Glück hat Bettina zweimal beim Verlag nachgehakt, damit das Cover überarbeitet wird. Jetzt bin ich wirklich zufrieden. Ein wenig schade ist nur, dass meine Retina 1a nicht darauf abgebildet ist – aber wer sich mit Fotokameras nicht auskennt, wird den Unterschied wohl nicht bemerken.Kurt: Mir gefällt das Cover auch, aber in Wirklichkeit ist Zuria natürlich noch viel schöner und natürlicher. Er fährt mit den Fingern durch ihr lockiges, braunes Haar.Zuria: Lass das, wir sind hier nicht unter uns. lachtBettina: Sind die beiden nicht zuckersüß? Ich mag das Cover sehr – besonders, dass die Figur den Betrachter direkt ansieht.
Vielen Dank für das GesprächKurt: Konnte er nicht in einer Formel antworten? Das wäre so einfach. Zwei Komma sieben Milliarden Menschen auf der Erde auf grob hundertneunundvierzig Millionen Quadratkilometern. Er würde die durchschnittliche Fläche pro Person ausrechnen und dann die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei Menschen zufällig wiederfanden.Zuria: Zuria nahm ihre Kamera und schoss die ersten Fotos. Erst von Jalda, bei ihr war sie mutiger, anschließend von ihren Arbeitskolleginnen. Sie wandte den Trick von Vito an und platzierte die Retina auf einem Tisch.Bettina: Sie hatte Kurt unrecht getan und doch bestürzte sie diese Nachricht so sehr und ließ ihre Erinnerungsrealität in tausend Splitter zerbrechen. Alles war anders, nichts, wie es sich ihr gezeigt hatte, und nun stand sie inmitten der Bruchstücke und musste sie neu zusammensetzen.
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