Sonntag, 5. Mai 2024

[Schnipseltime] Lubbock Firefighters - Station Twenty - Band 1 von Laura Lee Johnes

 

Weit war ich nicht gekommen, als durch den Lärm der Stadt leise Hilfeschreie an mein Ohr drangen. Suchend blickte ich mich um, versuchte auszumachen, woher die Schreie kamen. Ein leichter Brandgeruch stieg mir in die Nase, dem ich instinktiv folgte. Über einem Häuserblock nahm ich dicke Rauchschwaden wahr. Kaum dass ich um die nächste Ecke bog, in eine dort befindliche Einfahrt schaute, sah ich aus einem Hinterhoffenster im zweiten Stock große Flammen schlagen.

„Verdammt“, kam es über meine Lippen, als mir eine nach Hilfe schreiende, völlig zerzauste Frau entgegengestürzt kam. Ihre Kleidung war ebenso wie ihr Gesicht völlig von Ruß überzogen, aber immerhin schien sie glimpflich davon gekommen zu sein.

„Ich brauche Hilfe“, schrie sie erneut, sich in meine Arme werfend. „Mein Bruder, er ist noch da drin. Er ist eingeklemmt und kommt nicht raus. Sie müssen ihm helfen“, brüllte sie, sich immer wieder umschauend.

Natürlich überlegte ich nicht lange und packte sie an den Schultern, zwang sie, mich anzusehen. „Sagen Sie mir, wo genau er ist.“ Tränen hatten helle Spuren auf ihrem Gesicht gezogen.

Völlig aufgelöst brachte sie nur Wortfetzen hervor. „Erster Stock, rechte Wohnung. Das erste Zimmer rechts. Da, wo die Flammen herkommen. Er ist eingeklemmt und kommt nicht raus“, wimmerte sie.

„Holen Sie Hilfe und rufen Sie die 911 an. Ich kümmere mich um ihren Bruder“, sagte ich eindringlich und rannte auf das brennende Haus zu. Im Laufen zog ich mein Shirt aus, band es notdürftig über Mund und Nase. Nicht optimal, aber besser als nichts.

Dunkle Rauchschwaden schlugen mir entgegen, kaum dass ich durch den Eingang trat. Es war purer Leichtsinn, ohne passende Ausrüstung den Flammen entgegenzulaufen, verdrängte das jedoch. So gut es möglich war hielt ich schützend die Hand vor meine Augen, versuchte möglichst flach zu atmen. Dass im Hintergrund die Sirenen der Firetrucks zu hören waren, gab mir ein gutes Gefühl, doch bis die Kollegen eingreifen konnten, wäre es vielleicht zu spät für den Bruder der Frau.

 


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