Donnerstag, 6. April 2023

[Schnipseltime] Lope - Christ & Rafael von Laura Lee Johnes

 

Wie lange ich mit der kranken Stute meine Runden drehte, wusste ich nicht, als endlich einer unserer Tierärzte durch die Hallentür kam.
„Na, wen haben wir denn da?“, erkundigte sich Dr. Nolden und reichte mir kurz die Hand.
„Das ist Glenna, fünf Jahre jung und erst seit sechs Wochen hier. Sie gehört einem Kunden, Rafael Köhler. Wir vermuten eine wetterbedingte Kolik“, fasste ich knapp zusammen, während wir zu seinem Auto gingen. Darin befand sich alles, was ein mobiler Tierarzt so brauchte.
Er stellte ein paar Fragen, begann währenddessen mit der Untersuchung. „Ich stimme eurem Verdacht zu, werde ihr jetzt entsprechende Medikamente verabreichen“, meinte er schließlich. „Du weißt ja Bescheid, kennst dich damit aus. Die nächsten Stunden solltet ihr ein Auge auf sie haben.“ Er zog zwei Spritzen auf, die sich Glenna zum Glück ohne Proteste verabreichen ließ. Bei ihrer Größe und Masse hätten wir sonst ernsthafte Probleme bekommen. Sie war groß genug, dass ich nicht über ihren Rücken schauen konnte und gefühlt doppelt so breit wie eine meiner Stuten.
Er streichelte der Stute über den Hals. „Meldet euch, falls es nicht bald besser wird. Dann komme ich nochmal vorbei.“

Der Tierarzt fuhr gerade zum Tor hinaus, als Rafael im Laufschritt den Innenhof durchquerte. Abgehetzt wirkte er, sein Gesicht mit dem ernsten Ausdruck war gerötet, die Haare nass und verwuschelt. Sein Blick fixierte die Stute.

„Glenna, was machst du denn nur?“, brachte er aufgeregt hervor, als er uns erreichte. Liebevoll tätschelte er ihren Hals, bevor ich ihm ihren Führstrick in die Hand drückte. Dann wandte er sich mir zu: „Tut mir leid, dass ich nicht erreichbar war, die Arbeit …“ Er schluckte. „Danke, dass du, beziehungsweise ihr euch um sie gekümmert habt.“
„Schon okay“, gab ich leicht lächelnd zurück. „Dafür sind wir ja da. Es scheint ihr bereits besser zu gehen, wie es aussieht schlagen die Medikamente gut an.“
Leicht schüttelte er den Kopf. „Selbst wenn, ich sehe das nicht als selbstverständlich an. Und ich bin so froh, dass es ihr bereits besser geht. Ich habe mir echt Sorgen gemacht. In dem anderen Stall wurde ein Pferd wegen einer Kolik eingeschläfert, ihm war nicht mehr zu helfen.“

„Das hatten wir hier auch schon“, gestand ich betrübt. „Es ist schrecklich, aber kann leider immer mal passieren. Du solltest noch ein paar Runden mit ihr laufen. Ich mache inzwischen ihre Box fertig, die nächsten Tage sind Sägespäne besser als Stroh und ihr Heu bekommt sie vorsichtshalber in mehreren kleinen Portionen“, erklärte ich auf seinen fragenden Blick hin. „In einer Viertelstunde kannst du mit ihr rüberkommen.“
„Danke nochmals, Chris. Es tut gut zu wissen, dass sie hier so gut versorgt wird.“ Ein schüchternes Lächeln zeigte sich in seinen Mundwinkeln.
„Und das, wo er eigentlich ein Date heute Abend hätte“, kicherte Nina, die plötzlich hinter uns stand.
Prompt bekam Rafael einen roten Kopf. „Oh, verdammt, das … das …“, stammelte er, sichtlich nervös zu mir schauend.

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