Montag, 14. November 2022

[Autoreninterview] Betty van Birnhelm

Autoreninterview
Betty van Birnhelm

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Mein Name ist Bettina Ittermann. Manchmal bin ich auch Betty, Betty van Birnhelm. 😊
Ich bin 1962 in Castrop-Rauxel geboren und anschließend in Wanne-Eickel (heute Herne) aufgewachsen und wohne noch heute mitten im Ruhrgebiet.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Oh, das war eher zufällig. Ich bin – das ist jetzt schon mehr als 20 Jahre her – gebeten worden, jemanden zu einem Schreibkurs mit dem Namen »Wenn ich mit der Muse schmuse« zu begleiten. Wir hatten uns zu zweit angemeldet, aber als der Kurs stattfand, musste die »Initiatorin« ins Krankenhaus. Da ich ja angemeldet war, bin einfach hingegangen und – was soll ich sagen? Ich war überrascht und begeistert von den Texten, die dort unter fachkundiger und kreativer Leitung entstanden sind. Die Muse hatte mich angeschmust und seitdem nicht mehr losgelassen. 😊
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Bettina hat sich bisher lyrisch ausgedrückt:
Wellen schlagen gegen meine Seele ist eine Sammlung von Gedichten über sämtliche Gefühle des Menschen und über das Schreiben. Die Texte kommen bisweilen »ungereimt« daher, doch ihre Eindringlichkeit setzt sich fest und verwurzelt tief.
Was vom Jahre übrig blieb 2020 ist eine von mir veröffentlichte Anthologie voller Lyrik und Kurzprosa. Die Texte stammen von verschiedenen Schreibenden und sind im Rahmen der Schreibwerkstatt der VHS in Herne entstanden. Das Buch ist voller skurriler Gedanken, die vordergründig ohne Logik auftauchen, sich dann verselbständigen und wundervolle Geschichten erzählen.
Von meinem Pseudonym Betty van Birnhelm sind bisher drei Bücher erschienen. Es handelt sich dabei um die Reihe Bettys Reisemärchen. Die Geschichten spielen allesamt in einer Fantasiewelt, der Zeitenwelt und sind Erzählungen mit skurrilen Figuren und Ideen, Wortspielen zum Schmunzeln und Lachen, aber auch Stellen, an denen tatsächlich Ernsthaftigkeit durchschimmert:
Komm mit über die Grenzen der Zeitenwelt beschreibt eine Welt, in der man seit Schließung der Portale zur Erde lieber unter sich bleibt, gerne auch im eigenen Land. Doch nach der Entführung einer angesehenen Persönlichkeit entschließen sich drei Frauen, über ihre Schatten zu springen und sich über Landesgrenzen hinweg auf die Suche zu machen. Es beginnt eine irrwitzige Reise, die Veränderungen in der festgefahrenen Zeitenwelt anstößt.
Komm mit zu den Portalen der Zeitenwelt erzählt die Geschichte der Guten Menschin von Anderswo. In der Zeitenwelt gestrandet und auf der Suche nach einem Portal zur Erde schließt sie sich zwei Zeitenweltlern an und begibt sich mit ihnen auf die Reise zu einem kuriosen Gesangswettbewerb.
Komm mit zu den Weisen der Zeitenwelt berichtet davon, dass die Gute Menschin von Anderswo es sich mittlerweile in der Zeitenwelt bequem gemacht hat und nicht weiß, ob sie überhaupt zurück will. Im Gegensatz zur Erde hat sie jetzt eine sinnvolle Aufgabe, zu der jedoch auch gehört, einem Jüngling bei der Suche nach seinen Eltern zu helfen. Aber um eine Lösung für ihn zu finden muss sie sich mit der Frage nach der Öffnung der Portale zur Erde auseinandersetzen und will den Rat der Weisen dazu befragen. Auf der Suche nach ihm hat sie den jungen Schwerhaber, ein paar Nörgelnde Narzissen und eine junge, unentschlossene Dame im Schlepptau.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ja, ich bastele an einem neuen Gedichtband, habe einen Kalender mit lyrischen Texten im Auge und ein paar Geschichten, die noch nicht genau wissen, wie sie enden wollen. Also, jein. 😉
Unabhängig davon beschäftigt mich gerade die Veröffentlichung eines E-Book Bundles der drei Reisemärchen. Wenn ihr dies lest, ist es vielleicht schon auf dem Markt. Schaut einfach mal auf meiner Homepage nach. (www.Bettina-schreibt.de)
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Ich denke gerade darüber nach, wie ich »Freizeit« für mich definiere. 24 Stunden des Tages abzüglich der Zeit, die ich fürs Schreiben und den dazugehörigen Aufgaben benötige? Abzüglich der Zeit, die für Gartenarbeit draufgeht? Und der Arbeit im Haushalt? Abzüglich der Zeit für notwendige Tätigkeiten wie Einkaufen, Besuch der Mani- und Pediküre? Abzüglich der Zeit, die ich mit dem Durchausgeliebten verbringe? Ist das schon Freizeit? Im weiteren oder einem anderen Sinne? Abzüglich der Zeit für Sauna und lange Bäder? Für Spaziergänge an Emscher und Kanal? Für die Zeit, die ich fürs Denken und Planen benötige? Abzüglich Wasauchimmer? Nur die Zeit, die ich nicht verplant habe?
In der Zeit schlafe ich. Am liebsten.
Ach ja, alles das, was ich aufgezählt habe, kann ich mir in meinen 24 Stunden glücklicherweise frei einteilen. Etwas davon einplanen oder es weglassen. Und ganz oben in der Planung stehen die Sachen, die ich am liebsten mache.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Das hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Viele Jahre habe ich gerne Ratgeber über Persönlichkeitsentwicklung im engen und im weiteren Sinne gelesen.
Und dann gibt es da die Bücher meiner Vorbilder, zum Beispiel Walter Moers oder Torsten Sträter. Außerdem greife ich gerne zu Büchern anderer Selfpublishenden, unabhängig vom Genre.
Anders ist es da bei Betty, meinem Pseudonym. Sie liebt das Genre »Mettende«. Das sind Bücher in der Zeitenwelt, in denen … ach das will ich jetzt und hier gar nicht verraten.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Meine Ideen muss ich immer sofort notieren. Wenn ich das nicht mache, sind sie manchmal nach ein paar Sekunden schon weg. Da muss nur ein anderer Gedanke zwischen funken. Daher tippe bzw. spreche ich sie in mein Handy. (Und freue mich wenn es so da steht, dass ich hinterher noch erkennen kann, was ich damit gemeint habe)
Mein Schreibarbeitsplatz ist mein Laptop, und der folgt mir ganz gehorsam immer dahin, wo ich mich gerade am wohlsten fühle: Tisch, Bett, Sofa, Zuhause, Urlaub, das ist alles möglich. Wichtig ist dabei nur, dass ich meine Ruhe habe. Also am besten: eigener Raum und Tür zu.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Aufstehen, Kaffee kochen, Kaffee trinken, vorher dem Durchausgeliebten Schnittchen für die Arbeit machen, Denjenigenwelchen verabschieden, Kaffee trinken, Müsli essen, Gedanken des Vortages auf dem Handy suchen, Tagesplan aufstellen (natürlich mit zu vielen Aufgaben, damit ich ja auch nicht alles geschafft bekomme), anfangen (meist mit etwas, was mit meiner Autorentätigkeit zu tun hat, oder eher: immer damit), 2. Frühstück, Einkaufen, mit Telefon-Spamern über ihre Dämlichkeit diskutieren, Tagesplan abarbeiten, zwischendurch Pausen einlegen, wenn auf dem Tagesplan etwas mit Hausarbeit auftaucht, darüber nachdenken, ob ich das nicht verschieben oder weglassen kann, 3. Frühstück oder Mittag, Mittagspause, Gartenarbeit und irgendwann Füße auf den Tisch und für den Rest des Tages nichts tun, solange, bis mir etwas einfällt, was dringend erledigt werden muss. 😉
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Ich lese nach wie vor gerne Ratgeber. Außerdem gerne skurrile Geschichten, gerne auch gehört, zum Beispiel von Torsten Sträter.
Beim Schreiben ist es die Lyrik. Ich liebe es, meine Gedanken zu verdichten und zu straffen, auf einen Punkt zu bringen und gleichzeitig so offen dastehen zu lassen, dass Raum für die Gedanken und Gefühle der Lesenden bleibt.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Ich handle nach der großen Lebensweisheit: »Augen zu und durch.«
In Wellen schlagen gegen meine Seele gibt es ein Gedicht über das Dichten. Davon könnte ich jetzt jede Strophe zitieren. In Bezug auf meine Intention für die Lesenden greife ich jetzt mal dies hier heraus:
»Das Gedicht ist großkariert
und hält dir alle Wege offen.«
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Mein Lieblingsland ist Dänemark, insbesondere das Westjütland an der Nordsee. Weite Strände, an denen niemand Preisschilder angebracht hat, Wind, Wasser und entspannte und gleichgesinnte Menschen. Lange Spaziergänge am Strand, in der Heide und der Durchausgeliebte verschwindet plötzlich … in den Pilzen. (Psychothriller, Krimi, ich sehe gerade Bilder vor mir.) Und ein Ferienhaus mit einem eigenen Raum für mich und … Tür zu.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Hinhören, bedanken, darüber nachdenken … vielleicht kommt das jemand bekannt vor. Ich habe im Beruf so viele Jahre mit Feedbackregeln verbracht, dass sie mir in Fleisch und Blut übergegangen sind.
Was Kritik bezüglich meiner Bücher angeht, bin ich ganz entspannt. Es gibt Menschen die lieben es, wie ich schreibe und es gibt andere, die schütteln den Kopf und verstehen es nicht. Das ist halt so.
Und dann gibt es noch den Durchausgeliebten. Der hat natürlich nie Recht, wenn er etwas kritisiert. Meistens nicht. Also nicht sofort und direkt, manchmal eventuell ein wenig, aber dann später und auch nur vielleicht.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Mein erstes Buch war ein Gedichtband. Und einen Verlag für Gedichte finden? Das ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man nicht bereits auf anderem Wege bekannt geworden ist. Und das hat nichts mit der Qualität der eigenen Gedichte zu tun. Vielmehr ist es so, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich überhaupt irgendjemand bei einem Verlag eingereichte Gedichte ansieht, sehr niedrig. Sehr, sehr niedrig. Und so entschied ich mich für das Selfpublishing und bin bei meiner Fantasyreihe dabei geblieben. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, ein fertiges Buch abzugeben und dann zu warten. Monate, Jahre? Und dann wird es irgendwann veröffentlicht und ich kann mich schon gar nicht mehr an den Inhalt erinnern. 😉
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Ein Zitat aus meinen Reisemärchen:
»Es gibt so viele Fragen. Bei einer bin ich mir gewiss: Wenn wir es wollen, dann können wir Portale öffnen. Das können wir.«

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