Autoreninterview
Pawel Kopijer
Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Wie bist du zum Schreiben gekommen?Vielen Dank für die Einladung zum Interview.Ich bin Fantasy-Autor, aber auch Entwickler von Brettspielen und anderen Projekten rund um mein Fantasy-Universum – zum Beispiel ein Pen-&-Paper-Rollenspielsystem, LARP-Skripte und zuletzt sogar ein Theaterstück. Natürlich spielt alles in meiner eigenen Welt.Viele Jahre habe ich in der Wirtschaft verbracht: als Unternehmer, Manager, Dozent und Berater. Ich habe Konzepte entwickelt, Artikel geschrieben, Managementstandards mitgestaltet. Klingt nach einem geradlinigen Karriereweg, oder? Aber mein Herz schlug immer fürs Schreiben.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?Schon als Kind hatte ich einen ziemlich klaren Traum: Ich wollte Bücher schreiben. Und ich habe tatsächlich viel geschrieben – allerdings meist für die Schublade. Geschichten, Ideen, halbfertige Welten – alles wartete geduldig darauf, dass ich eines Tages den Mut (und die Zeit) finde, es ernsthaft anzugehen.2019 war es dann so weit. Mein Leben hatte sich so sortiert, dass ich endlich sagen konnte: Jetzt oder nie. Ich ließ meinen Job als Unternehmer und Manager hinter mir und wagte den Sprung in eine neue Welt – die des Schreibens.Ich kramte alte Notizen hervor, in denen Mitrys und die „Chroniken der Zwei Welten“ schon längst auf ihren großen Auftritt warteten. Daraus entstand der erste Band der Mitrys-Trilogie: Finsternis im Blut. Und damit begann meine echte Reise als Autor.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?Ich habe inzwischen ein paar Sachbücher geschrieben und vier Fantasy-Romane veröffentlicht – darunter die komplette Mitrys-Trilogie. Alle drei Bände sind bereits am Start. Dieses Jahr ging’s direkt weiter: Band 1 meiner nächsten Trilogie ist schon draußen, Band 2 ist für September geplant.Die Mitrys-Trilogie ist eine komplett neue Welt mit eigenem Götterpantheon, Magiesystem, Kulturen, Sprachen und Völkern – alles wurde von Grund auf erschaffen. Wir verfolgen die Geschehnisse rund um zwei Hauptprotagonisten: eine junge, talentierte Schamanin Vinea und einen Attentäter Noran. Er ist ein Außenseiter, in dem eine dunkle Macht erwacht, die versucht, seinen Körper zu übernehmen. Natürlich sind deren Schicksale miteinander verknüpft – eingebettet in eine klassische Fantasy-Welt mit drohendem Krieg, Intrigen, Magier und das Eingreifen der Götter.Alle meine Fantasy Geschichten spielen in einem Universum, das ich selbst erfunden habe – randvoll mit Magie, dramatischen Wendungen und emotionalen Momenten, die einen nicht so schnell loslassen. Nichts für schwache Nerven, aber genau das macht den Reiz aus.
Ja, ich arbeite am Band 2 meiner nächsten Trilogie. Band 1 ist bereits erschienen – bisher allerdings nur auf Polnisch, und Band 2 ist für September geplant. Im Zentrum der Ereignisse steht diesmal ein tobender Krieg und die Geschichte des Protagonisten Dain. Gleichzeitig schreibe ich am dritten Band dieser Trilogie, da sich viele Handlungsstränge aus Teil 2 und 3 überschneiden. Danach plane ich den Doppelband Krieg der Götter.Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?Diese Frage ist schwer zu beantworten. Wenn dein Beruf gleichzeitig deine Leidenschaft ist, dann bist du irgendwie immer am Arbeiten – sieben Tage die Woche, rund um die Uhr. Andererseits fühlt es sich eher wie Urlaub an, weil es einfach Spaß macht. Natürlich gibt es Phasen, in denen ich nicht schreibe, aber mein Kopf kehrt immer wieder zu meinen Geschichten und zu meinen Fantasy-Welten zurück. Selbst im Urlaub bin ich gedanklich oft beim Schreiben. ;-)Wenn ich mich ablenken möchte, schaue ich gerne Filme – vor allem Krimis oder Fantasy, auch wenn ich kein Filmjunkie bin. Manchmal spiele ich auch Computerspiele – sofern ich überhaupt Freizeit finde, was selten ist.
Ich habe mehrere Lieblingsautoren, aber wenn ich mal zum Lesen komme, greife ich am häufigsten zu Brandon Sanderson. Er schreibt sehr vielseitig, aber jedes Mal ist es ein echtes Lesevergnügen. Ich höre meistens Hörbücher im Auto – das ist fast der einzige Ort, an dem ich "zum Lesen" komme. Seit ich selbst Autor bin, ist Lesen leider ziemlich in den Hintergrund gerückt. Ich bewundere auch Robert M. Wegner – einen polnischen Fantasy-Autor, dessen Stil für mich eine großartige Lektion im Schreiben ist.Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?Ich schreibe wirklich überall. In Cafés zwischen dampfenden Espressotassen, auf Parkbänken, im Zug mit vorbeifliegenden Landschaften. Manchmal sogar mitten auf Buchmessen oder während Fantasy-Events – sobald es einen Moment der Ruhe gibt, klappe ich den Laptop auf und bin sofort wieder in meiner Welt.Auch zu Hause habe ich keinen festen Platz – mal schreibe ich am Küchentisch, mal auf dem Sofa, mal im Garten. Es kommt ganz darauf an, wo gerade die besten Worte warten.Aber es gibt zwei Orte, die für mich mehr sind als nur Schreibplätze.Der erste ist ein kleiner Geheimtipp, etwa eine Stunde Autofahrt und dann eine halbe Stunde zu Fuß von meinem Wohnort entfernt – ein Staudamm mitten im Wald. Dort finde ich oft genau das, was ich zum Schreiben brauche: Klarheit, Ideen, Ruhe. Der zweite Ort ist ein altes Haus tief im Wald, das ich von meinen Eltern geerbt habe. Es ist ein Ort, an dem ich fokussiert schreiben kann. Kein Netz, kein WLAN – nur Wälder und absolute Stille. Dort gibt es keine Ablenkung – nur mich, meinen Laptop und die Geschichten.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?Meinen Schreiballtag in klare Strukturen zu fassen, ist gar nicht so einfach – da ich viel unterwegs bin. Es gibt keinen festen Ablauf, der sich täglich wiederholt. Ich schreibe an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten.Wenn ich aber meinen „typischen“ Tag beschreiben müsste, dann beginnt er damit, dass ich eher spät aufstehe und mir zum Frühstück erst einmal drei Tassen Kaffee gönne. Ich brauche morgens Zeit, um wach zu werden und meine Gedanken zu sortieren. Erst um die Zeit nach dem Brunch setze ich mich an den Schreibtisch und schreibe in der Regel drei bis vier Stunden am Stück.Aber die meisten Texte schreibe ich unterwegs – zum Beispiel in Zügen, auf Reisen oder draußen in der Natur. Deshalb ist jeder Tag anders. Ich notiere mir meine Gedanken wenn ich unterwegs bin, sammele Ideen und schöpfe Inspiration direkt aus meiner Umgebung. Dazu habe ich dir auch ein Bild aus der Natur geschickt.
Ich bin da sehr einseitig: Ich liebe Fantasy – und ich schreibe Fantasy. Ich schreibe das, was ich selbst auch gerne lese. Man sagt ja, dass genau das der Schlüssel zum besten Ergebnis ist.Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Ja, ich habe ein Zitat, das mich schon seit meiner Jugend begleitet. Ich habe es mir schon als junger Mensch ausgedacht. Das Motto beschreibt die Welt mit drei Eigenschaften: Alles ist wandelbar, relativ und voneinander abhängig. Alles hängt vom Standpunkt ab und beeinflusst sich gegenseitig – wie beim Schmetterlingseffekt. Dieses Zitat steht manchmal sogar auf meinen Buchcover.Hast du ein Lieblingsland und warum?
Das ist eine einfache Frage: Ich bin Pole, Polen ist meine Heimat, und ich konnte mir nie vorstellen, in einem anderen Land zu leben. Natürlich spielt Auswanderung in der Geschichte der Menschheit eine große Rolle – aber für mich persönlich war Polen immer mein Lieblingsland. Warum? Wahrscheinlich, weil ich hier geboren und aufgewachsen bin – und auch hier sterben möchte. Ich denke, Polen hat ein ganz besonderes Klima, das aber vielleicht nur Menschen verstehen, die hier leben.Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Warum hast du dich entschieden zu einem Verlag zu gehen und nicht Selfpublisher zu werden?Natürlich bin ich offen für Kritik. Für mich ist Feedback die Grundlage von Wachstum. Ich unterscheide aber zwischen konstruktiver und destruktiver Kritik. Wenn jemand emotional reagiert, um eine Reaktion meinerseits zu provozieren, empfinde ich das als destruktiv – das geht an mir vorbei, das habe ich schon früher in meinem beruflichen Leben gelernt. Konstruktive Kritik hingegen ist sehr wertvoll. Ich kann nicht immer sofort daraus lernen oder umsetzen, was mir vermittelt wird, aber oft bringt sie mich weiter. Und für solche Rückmeldungen bin ich sehr dankbar – bei Lesern genauso wie bei Kritikern.Die beste Kritik ist die, die aus einem wohlwollenden Herzen kommt. Das spürt man – und für mich ist das ein Zeichen von Interesse und Herzlichkeit.
Ich bin Pole und veröffentliche in Polen (und darüber hinaus) meist im Self-Publishing – zu etwa 95 %. Im Ausland – in Deutschland und Tschechien (wo ich einen Verlagsvertrag habe) –, ist die Zusammenarbeit mit einem lokalen Verlag für mich deutlich effektiver. Diese Verlage kennen den Markt besser und können meine Bücher erfolgreicher promoten, als ich es selbst vor Ort könnte. Meine englischsprachigen Bücher habe ich selbst veröffentlicht, aber die Herausforderungen in der Vermarktung bestätigen meine Entscheidung: In Polen Self-Publishing, im Ausland lieber Verlagspartnerschaften.Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Ich gebe gerne den gleichen Gedanken weiter, den ich auch Jugendlichen bei Schulbesuchen vermittle: In der heutigen Welt ist Vorstellungskraft eine enorm wichtige Fähigkeit – privat und beruflich. Lesen trainiert die Fantasie – genauso wie man im Fitnessstudio Muskeln trainiert. Wer schon als Kind liest, entwickelt diese Fähigkeit ganz natürlich. Und wer Fantasy liest, trainiert auf der "Spezialkraftstation" – denn beim Lesen von Fiktion muss sich unser Geist vollständig in eine andere Welt versetzen. Ich bin fest davon überzeugt: Menschen, die Fantasy lesen, besitzen eine außergewöhnliche Vorstellungskraft – und ich wünsche ihnen, dass sie diese Gabe ihr Leben lang begleitet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.