Autoreninterview
Mila Bagrat
Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Herzlich willkommen in meiner Welt – ich bin Mila Bagrat, eine Dolmetscherin, Schriftstellerin und Illustratorin und ich komme aus dem Norden. Wenn ihr dabei an Deutschlands Norden denkt, sagen wir mal, Flensburg, dann muss ich euch enttäuschen – für da, wo ich herkomme, ist Flensburg fast tropischer Süden. Die Stadt meiner Kindheit liegt auf dem 69. Breitengrad Nord und ist hiermit die nördlichste Stadt der Welt! Jetzt noch schnell googlen und dann wisst ihr Bescheid, es ist Norilsk und liegt in Russland. Kein Wunder, dass ich als ein großer Fantasy-Fan aufgewachsen bin, denn meine Kindheit war ja auch ziemlich fantastisch. Danach studierte ich Linguistik und Fremdsprachen an einer ukrainischen Uni. Doch meine Heimat habe ich hier in Deutschland gefunden und lebe schon seit Ewigkeiten hier – in dem wohl unbekanntesten Dorf Deutschlands in der Nähe von der wunderschönen Stadt Trier. Nach dem Studium der Germanistik arbeite ich als Übersetzerin für Deutsch / Englisch / Spanisch / Russisch / Ukrainisch. Bereits 2001 schrieb ich meinen ersten Roman im Genre Mystisches Drama, der in meinem Geburtsland in einem Literaturwettbewerb ausgezeichnet wurde und viele positive Kritiken erhielt.Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Hauptberuflich bin ich sozusagen vom Fach – ich habe Germanistik und Fremdsprachen studiert (Deutsch, Englisch, Spanisch, Russisch, Ukrainisch), also habe ich irgendwie bereits mein ganzes Leben lang mit Sprache und Literatur zu tun. Meine Kindheit verbrachte ich sehr oft in einer Bibliothek, die glücklicherweise in einem Nachbarhaus war. Beim Lesen entwickelte ich oft parallele Handlungen und alternative Lösungen und viele meinten, die seien richtig gut, ich solle sie aufschreiben. Irgendwann habe ich das gemacht und so entstand mein erstes Buch.Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Zu meinem ersten Buch kam ich im zarten Alter von 20 Jahren– mein Roman „Das Böse“ (Originaltitel auf ukrainisch „Zlo“) im Genre mystisches Drama erschien 2001 als eine gebundene Ausgabe in einem ukrainischen Verlag. 2020 entstand „Magisches Deutschland“ – ein Literaturprojekt aus mehreren, in sich abgeschlossenen Einzelbänden im Genre Urban Fantasy, die inhaltlich nicht zusammenhängen, jedoch ein gemeinsames Motto haben: “Jedes Buch verzaubert eine neue deutsche Stadt“. Im Rahmen dieses Projekts erschien 2020 „Der Archivar“ (Handlungsort - Berlin) und 2025 - „Borealis“ (Handlungsort - Trier) bei Amazon und Kindle Unlimited als Print und eBook. Beide Bücher bieten nicht nur jede Menge Magie und Geheimnisse, sie behandeln auch wichtige Themen wie Ausgrenzung, Erwachsenwerden, Mobbing, Armut und Familienkonflikte.Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Immer. :) Meine Kreativität lässt sich nicht per Knopfdruck abstellen und die ersten Ideen für ein neues Buch kommen mir bereits beim Fertigstellen von dem aktuellen.Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Ich reise gerne mit meiner Familie. Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich am liebsten auf eine Weltreise gehen, aber unsere Reisen quer durch Europa und mal rüber nach New York finde ich auch sehr erfüllend.Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Ich lese viel und gerne querbeet – von Klassik bis hin zu Dystopien. Mein Lieblingsautor ist Ray Bradbury – ich liebe alles von ihm, aber mit „Fahrenheit 451“ hat er mich in meiner Kindheit literarisch extrem geprägt.Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Ich habe eine kreative Bastelecke in der Ankleide, wo meine Nähmaschine öfters um den Platz mit meinem Laptop kämpft. Aber das schöne an einem Notebook ist, dass man es überall mitnehmen kann und so kann ich auch so gut wie überall schreiben.Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Mein ganz normaler Tag wird zwischen der Arbeit und meiner Familie aufgeteilt – ich habe einen tollen Mann, eine wunderschöne 15-jährige Tochter und einen extrem niedlichen Kater. Dazu kommt noch das Haus mit einem ziemlich großen Garten, in dem ich sehr gerne Rosen und alles, was wächst anpflanze (in meinem Feed gibt es viele Bilder von meinen Rosen, ich liebe Pflanzen). Und wenn mir nach all dem noch ein bisschen Zeit bleibt, dann greife ich zu meinem Laptop oder Zeichenblock und schreibe/zeichne.Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Ich lese alles, schreibe aber überwiegend Urban Fantasy mit Elementen von Mystery, Drama und Jugendroman. Was für mich extrem wichtig ist (sowohl beim Lesen als auch beim Schreiben) – ein Buch muss mich fesseln. Es muss mich zum Nachdenken anregen. Ich muss über das Buch mit jemandem reden wollen, es besprechen, mich und meine Freunde fragen: Was würde ich in dieser Situation (laut der Buchhandlung) tun?Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
„Manuskripte brennen nicht.“ Man könnte meinen, dass dieses Zitat aus Fahrenheit 451 stammt, aber es stimmt nicht. Diesen Satz sagt der Teufel Woland in einem anderen Lieblingsbuch von mir – „Der Meister und Margarita“ von dem russischen Schriftsteller Michail Bulgakow. Mit diesem Satz hat er meine Überzeugung gestärkt, dass man Bücher nicht verbrennen kann, denn Ideen überdauern alles.Hast du ein Lieblingsland und warum?
Schwierig, da ich sehr gerne reise. Aber in den direkten Nachbarländern, die nur ein Katzensprung von Trier entfernt sind, in Luxemburg und Belgien fühle ich mich sehr wohl. Wenn man die Rathäuser in Gent oder Löwen betrachtet oder die Altstadt von Luxemburg, dann muss man zwangsläufig an Urban Fantasy glauben.Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Wie viele Künstler auch bin ich ein sehr sensibler Mensch. Egal, ob ich ein Buch kritisiere oder mein Buch kritisiert wird, das wichtigste für mich war und bleibt Respekt. Ein tiefer Respekt vor der Kreativität der Menschen und der vielen Arbeit, die in jedem Kunstprojekt steckt.Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Die Verlagssuche ist ein sehr langer und komplizierter Prozess. Ich hatte Angst, dass ich auf diesem langen Weg mein Ziel aus den Augen verliere – nämlich, Bücher schreiben, die Menschen bewegen. Bücher, die ich selber gerne lesen würde. Und da ich meine Cover selbst zeichne und meine Bücher auch selbst illustriere, lag das Selfpublishing auf der Hand.Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Lasst euch auf ungewöhnliche Bücher ein, die sich jenseits von Mainstream bewegen.Jeder Leser ist einzigartig, aber uns alle verbindet eins - die Sehnsucht nach einer richtig spannenden Geschichte. Egal, in welcher Stadt Du wohnst, DU, die jetzt diese Zeilen liest, Du hast sicherlich schon mindestens einmal auf den Straßen Deiner Stadt innegehalten und gedacht - welch ein Augenblick! Das Licht ist besonders. Die Stille oder im Gegenteil die Geräusche sind... besonders. Alles wirkt irgendwie... anders. Und ich weiß, warum! Denn gerade in diesem Augenblick ist direkt neben Dir, vielleicht hinter der nächsten Ecke, etwas Magisches im Gange.So funktionieren meine Bücher. Ob „Der Archivar“ oder „Borealis“ – keiner meiner Helden betrachtet Magie als etwas Selbstverständliches. Düstere Familiengeheimnisse, Schicksalsschläge, Mobbing, Armut, soziale Ausgrenzung – die Charaktere meiner Bücher kämpfen gegen reale Monster im realen Leben. Sie glauben nicht an Magie.Möglicherweise glaubst Du auch nicht an Magie.Doch das ist nicht wichtig. Denn egal, ob man an sie glaubt oder nicht, die Magie ist immer da.Und es reicht, mein Buch aufzuschlagen, um das zu spüren!
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