
Prolog
Karlsruhe 1977
Von hier an gab es kein Zurück mehr. Sie parkte den Mercedes-Benz vor der
Bank und zog den Zündschlüssel ab. Eilig stieg sie aus und ging davon, ohne
noch einmal zurückzublicken. Ihre Gruppe hatte über die Routinen des
Bankdirektors wochenlang akribisch Buch geführt. Er war stets der Erste
gewesen, der die Bank betrat, immer zur gleichen Zeit, vor Beginn des
Publikumsverkehrs.
Ihr Puls raste, Schweißperlen standen auf ihrer Stirn
und ihr Atem ging schnell. Nach zwei Häuserblocks erlaubte sie sich, für einen
Moment innezuhalten. Alles lief wie geplant. Sie atmete tief durch und ging mit
festen Schritten auf einen Hauseingang zu. Er bot eine Nische, von der aus sie
unbemerkt die Ausführung ihrer Pläne beobachten konnte.
Dieser Job war ihr wichtig. Das System war von innen
ausgehöhlt, die noch junge Demokratie würde sich niemals entwickeln können,
wenn man die alten Zöpfe nicht abschnitt. Der Bankdirektor war in ihren Augen
Teil eines verfilzten, überkommenen, elitären Netzwerks, das zerschlagen werden
musste.
Als sie einen weiteren Blick in Richtung Bank
riskierte, erschrak sie. Der Bankdirektor ging auf das Eingangsportal zu, aber
er war nicht allein. Eine junge Frau mit brünetten lockigen Haaren, im
knielangen Wollrock, ging dicht hinter ihm. Sie hatte einen federleichten Gang.
Ein junger Mann in Cordhose und Rollkragenpullover lief neben der Frau. Er war
ihr sehr vertraut. Seine Miene war versteinert, sein ganzer Körper angespannt.
»Benno, großer Gott! Nein!« Bevor
sie den Schrei unterdrücken konnte, hallte er schon durch die Straßen. Ohne
darüber nachzudenken, rannte sie auf ihn zu. Dabei rief sie immer wieder seinen
Namen. Ihre Blicke trafen sich in dem Moment, als die Autobombe detonierte. Ein
ohrenbetäubendes Donnergrollen verschlang die Vergangenheit, die Gegenwart und
die Zukunft.
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