Samstag, 16. November 2024

[Buchvorstellung einmal anders] Das Knirschen von Schnee von Stina Milner


 
Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Liv und Kjell aus „Das Knirschen von Schnee“ und deren Autorin Stina Milner.

Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt und für das Buch antwortet. Würdet ihr euch vielleicht gegenseitig beim Interview unterstützen?
Liv: Na klar, gern!
Kjell *grummelt*: Wenns sein muss …
Stina: Sag mal, wieso bist du eigentlich schon wieder mies drauf?
Kjell *mault*: Bin ich gar nicht. Ich bin glänzender Laune!
Liv hebt die Brauen: Aha …
Ich hatte ein langes Gespräch mit eurer Autorin, deshalb wäre es schön, wenn ihr euch meinen Lesern vorstellen könntet.
Liv *klatscht freudig in die Hände*: Also, ich bin Liv. Ich bin 48, habe zwei erwachsene Töchter und bin geschieden. Nachdem mein Mann sich von mir getrennt hat, habe ich mein Leben total umgekrempelt, ich habe mir in Schweden ein Haus gekauft und bin dorthin ausgewandert. Mitten ins Nirgendwo! Das war anfangs schon ein bisschen beängstigend. Und dort habe ich dann Kjell getroffen … *schenkt ihm ein strahlendes Lächeln*
Kjell *rutscht unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her und räuspert sich*: Und mein Name ist Kjell. Ich bin 49, arbeite als Tierarzt und lebe mit meiner Hündin Kajsa in Sörbyberg bei Lycksele. Liv hat mir gleich gefallen, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, und gleichzeitig fand ich sie unheimlich nervig. Eigentlich wollte ich nicht, dass mir noch einmal jemand so nahekommt …
Liv *strahlt*: Aber jetzt bist du froh, dass ich da bin!
Kjell lächelt ihr zu und nimmt ihre Hand.
Beschreibt uns das Buch in möglichst wenig Sätzen.
Kjell *ergreift sofort das Wort und räuspert sich*: Es ist durch und durch eine Liebesgeschichte. *Liv und Stina wechseln einen erstaunten Blick* Einerseits über Liv und mich, wie wir unsere Dämonen überwinden müssen und uns langsam näherkommen, andererseits über Stina und Schweden, aber auch über Stina und uns, ihre Figuren. Sie hat stets einen liebevollen Blick auf ihre Charaktere. Und wenn wir uns … *räuspert sich nach einem warnenden Blick von Liv* … also, wenn ich mich danebenbenehme, nimmt sie es immer mit Humor.
Stina *trocken*: Na klar, das muss ich, sonst würde ich an dir verzweifeln. *kichert* Nein, Quatsch. Humor ermöglicht eben einen leichteren Blick auf unangenehme Dinge und Geschehnisse. Auch wenn es nicht immer leicht ist, sich das Lachen zu bewahren.
Macht es dir Spaß, deine Protagonisten ein wenig zu quälen? Sie in Situationen hineinzuwerfen, die schwierig sind? Warum nicht einfach und schön? Müssen Gefahren und Stolpersteine immer sein?
Stina *grinst breit*: Na klar, das halte ich sogar für unverzichtbar! Ohne Konflikte, Hürden und Stolpersteine gäbe es keine Geschichte und über Menschen ohne Makel, ohne Zweifel und Ängste gibt es im Grunde nicht viel zu erzählen, oder? Wie langweilig … Damit lockt man niemanden hinter dem Ofen hervor und wir wollen doch, dass unsere Geschichte den Leser*innen zu Herzen geht. *wird bierernst* Aber von ‚Spaß‘ würde ich da definitiv nicht sprechen.
Kjell *grummelt*: Von wegen …
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch, die ihr den Lesern des Blogs gerne vorstellen würdet?
Stina: Normalerweise gibt es in meinen Romanen immer eine Textstelle, die direkt auf den Titel Bezug nimmt. So auch in „Das Knirschen von Schnee“, wenn Liv Kjell erklärt, wann und warum Schnee knirscht. In diesem Moment ist die Atmosphäre zwischen Liv und Kjell so positiv und voller Versprechen, da geht mir das Herz auf.
Liv *seufzt versonnen*: Diese Stelle ist tatsächlich sehr schön. Es liegt so viel Hoffnung in der Luft und die Zukunft erscheint plötzlich rosig und verheißungsvoll. Findest du nicht auch, Kjell?
Kjell schluckt und streicht Liv liebevoll übers Haar. Er nickt.
Wie viel echte Stina steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Stina: Vor allem steckt meine Liebe für Schweden in dem Roman. Die Natur, das Licht und die Gerüche und Geräusche des Waldes, der laue Sommer, aber auch der dunkle eisige Winter – all das ist wunderschön und ich habe versucht, meine Leser*innen an dieser Schönheit und Faszination teilhaben zu lassen. Und natürlich habe ich viele meiner früheren Selbstzweifel und Unsicherheiten an Liv weitergegeben – sorry dafür. Ich musste auch erst lernen, mich selbst zu akzeptieren und auf mich und das, was ich kann, stolz zu sein. Liv geht’s im Roman genauso.
Wie würdet ihr als Hauptcharaktere eure Autorin beschreiben?
Kjell *platzt heraus*: Sie ist echt schwierig! Gemein beinahe! Ob ‚unverzichtbar‘ oder nicht, ich bin nicht sicher, ob es ihr nicht doch Spaß macht, uns zu schikanieren. Ihre ‚Hürden und Stolpersteine‘ sind echt nervig. Und was sie mir alles in den Mund gelegt hat, also ehrlich!
Liv *seufzt und schüttelt den Kopf*: Ich bin sicher, Stina macht das nicht, weil sie gemein ist. Sie mag uns doch! Und wenn es der Geschichte dient? Also, ich finde sie sehr nett und verständnisvoll, nie lässt sie uns die Hoffnung aufgeben und wir werden im Laufe der Geschichte beide stärker und entwickeln uns weiter. Dank der Hürden und Stolpersteine.
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattet ihr zwei vielleicht sogar Mitspracherecht?
Stina *seufzt*: Eigentlich stand der Titel von Anfang an felsenfest, allerdings sollte er völlig anders lauten. Kurz bevor es ans Coverdesign ging, habe ich aber zur Sicherheit noch einmal recherchiert, ob er auch wirklich noch „frei“ ist. Da musste ich entsetzt feststellen, dass ein anderes Buch mit genau dem Titel, den ich verwenden wollte, zwei Wochen später erscheinen sollte. Und einen Haufen ähnlicher Titel gab es auch noch. Das war wirklich ärgerlich. Daraufhin war Brainstorming angesagt, schließlich war schon Sonntagabend und am Montag wollte die Coverdesignerin den endgültigen Titel wissen. Da war ich kurzzeitig schon ein bisschen gestresst.
Liv *kichert*: Ich bin froh, dass der andere Titel schon vergeben war. „Das Knirschen von Schnee“ ist viel besser. Unverwechselbarkeit ist dir doch so wichtig.
Stina *seufzt erneut*: Wohl wahr, aber ich bin ganz schön ins Schwitzen gekommen, als ich plötzlich ohne Titel dastand.
Kjell *lapidar*: Trags mit Fassung, jetzt hast du ja einen.
Liv *tadelnd*: Kjell!
Stina: Gefällt er dir etwa nicht?
Kjell *zuckt die Schultern*: Warum hast du nicht etwas wie „Liebe, Nordlicht, Sternenglanz“ genommen?
Stina *tippt sich vielsagend an die Stirn und gähnt demonstrativ*: Oh Mann, das passt doch überhaupt nicht zur Story. Oder wärst du etwa lieber der Hauptprotagonist eines zuckersüßen Schweden-Weihnachtsromans gewesen?
Liv *kichert*: Dafür wärst du genau der Richtige.
Kjell schnaubt und verschränkt mit finsterer Miene die Arme vor der Brust.
Seid ihr zu 100% mit dem Cover zufrieden oder hättet ihr nachträglich noch etwas ändern wollen?
Stina: Also ich finde es nach wie vor klasse! Sehr ästhetisch und es spiegelt schön die Stimmung im Roman wider, finde ich. Genau das, was ich wollte. Und dann noch der tolle Farbschnitt beim Taschenbuch …
Kjell *murrt*: Alles ein bisschen zu ‚girly‘ für meinen Geschmack.
Liv *lacht*: Pah! Ein Glück, dass du das nicht zu entscheiden hast. Dir fehlt einfach der notwendige Sinn für Ästhetik, fürchte ich.
Wisst ihr, was mich noch interessieren würde? Euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch.
Stina *an Liv und Kjell gewandt*: Wehe, ihr spoilert.
Kjell *hebt eine Augenbraue*: Natürlich nicht!
Stina: Okay, schon gut.
Liv und Kjell wechseln einen Blick.
Liv: Erinnerst du dich an diesen Moment, als wir zusammen im Stall waren und uns tief in die Augen gesehen haben? An dem Abend, als du Fritz gebracht hast. Aber vielleicht habe auch nur ich das als so besonders empfunden.
Kjell *ergreift ihre Hand*: Nein, ich erinnere mich. Daran habe ich auch gerade gedacht. Viele Worte waren in diesem Moment nicht nötig.
„Bestechung?“, fragte Kjell leise und Liv sah auf. Ein leichtes Lächeln schimmerte auf seinen Zügen und Livs Herz schlug sofort ein paar Takte schneller, als sie ihm in die amüsiert blitzenden Augen sah. Einen Augenblick lang glaubte Liv, silbern schimmernde Punkte in seiner tiefgründigen grauen Iris leuchten zu sehen, und hielt den Atem an.
Ihr Herz wummerte wie verrückt, die Kehle wurde ihr eng und ob vernünftig und aussichtslos oder nicht, sie konnte nicht anders, als fasziniert zu ihm aufzusehen. Als sein Lächeln breiter wurde und sich seine Augenwinkel vergnügt kräuselten, verzog sich auch ihr Gesicht wie von selbst zu einem strahlenden Lächeln.
„Eine vertrauensbildende Maßnahme“, korrigierte sie ihn ein wenig atemlos und versuchte vergeblich zu verbergen, wie sehr sein betörendes Lächeln sie durcheinanderbrachte.
Kjell sah ihr einen gefühlt endlosen Moment stumm in die Augen und sein intensiver Blick jagte euphorische Schauder über ihren Rücken. Fast meinte Liv, das Knistern zwischen ihnen hören zu können, und sprühten da nicht wie verrückt die Funken? Sie streckte schon die Hand nach seiner aus, um ihre Finger mit seinen zu verflechten, doch er wandte mit einem bedächtigen Nicken das Gesicht ab und der Zauber, der beinahe greifbar zwischen ihnen in der Luft gelegen hatte, verflog abrupt.
Vielen Dank für das Gespräch

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