Auf dem Weg zum Geografieunterricht erklang hinter mir eine bekannte
Stimme. Eine, die mir jede Nacht Mut zusprach, wenn mich die Albträume mit
Jessica wieder einholten.
Yannik.
Erfreut drehte ich mich um.
»Hi«, murmelte ich leise, während ich ihn zaghaft anlächelte.
»Wie geht´s dir heute?«, fragte er wie immer, und sein warmes Lächeln
war mir mittlerweile so vertraut.
»Soweit gut.«
»Okay ...« Er zog eine Augenbraue hoch. Es war klar, dass er mir das
offensichtlich nicht abkaufte.
»Ich glaub, wir gehn mal allein weiter«, sagte Marlene.
»Aber wir wollten doch Jasi nicht mehr allein lassen«, protestierte
Sonja, während Marlene sie schon am Arm packte und mit sich zog.
»Ich denk, bei ihm ist sie gut aufgehoben.«
Keine Sekunde später waren sie zwischen den vielen Schülern auf dem
Schulgang verschwunden.
»Geht´s dir wirklich gut?«, fragte Yannik, als wir unter uns waren.
»Dein Blick sagt mir nämlich was andres.«
»Du liest daraus, dass ich nicht die Wahrheit sag?«
Ungläubig sah ich ihn an.
Mannomann hat er tolle braune Augen.
»Ja, deine Augen strahl´n nie, was mir sagt, dass du keine Hoffnung
mehr hast.«
Ertappt wich ich seinem Blick aus und sah auf meine Füße.
»Und lieg ich da richtig?«
»Ja ... Nein«, stotterte ich und sah ihn wieder an.
Ein kleines Schmunzeln kam über seine Lippen und das Braun seiner Augen
intensivierte sich.
»Vielleicht ...«, gab ich zu und spürte, wie ich errötete.
Wenn er nur aufhören würde, mich so anzuschauen. Das machte es nicht
gerade besser, das Gefühl der Peinlichkeit zu unterdrücken. Hitze durchströmte
meinen Körper und ließ meine Wangen erröten. Gleichzeitig begann es in meinem
Bauch zu kribbeln.
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und löste den Blickkontakt.
Woraufhin er sich räusperte und sich durch die Haare fuhr.
»War wieder was in letzter Zeit?«
Seine Frage brachte mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Sofort war
das kribbelnde Gefühl in meinem Bauch weg.
»Nix Schlimmes, nur alltägliche Stichelein.«
»Nur?« Er sah mich skeptisch an und schüttelte seinen Kopf. »Das ist
auch Mobbing!«
»Ich weiß, aber was soll ich machen?« Entmutigt sah ich an ihm vorbei
und auf einen Fleck an der Wand.
»Vielleicht hilft´s ja, den Lehrern anzuvertraun, wer für alles
verantwortlich ist?«
Als ich keine Anstalten machte, darauf zu antworten, legte er sanft
seine Hand unter mein Kinn. Behutsam hob er mit seinem Zeigefinger meinen Kopf
an, sodass ich ihn wieder anschauen musste.
»Was ändert das?« Nichts!
Laut sagte ich aber: »Wenn sie mal genauer gucken würden, dann wüssten
sie schon, wer mich immer fertigmacht.«
»Vielleicht haben sie ja auch schon ´ne Vermutung. Aber ohne Beweise
könn sie halt nichts machen.«
»Und wenn schon.« Frustriert zuckte ich mit den Schultern. »Was bringt
mir das?«
»Dass derjenige endlich seine Strafe kassiert und dadurch aufhört dir
wehzutun.«
»Jessica wird nicht klein beigeben und dadurch dann richtig losle...«
Panisch sah ich zu Boden. Jetzt hatte ich doch den Namen ausgeplaudert.
Yannik rannte nun bestimmt zu den Lehrern und Jessica hatte endlich einen
echten Grund, mich fertigzumachen.
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