Sonntag, 7. April 2024

[Autoreninterview] Airee Jacour


Autoreninterview
Airee Jacour

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Du fängst gleich mit den schweren Fragen an. Zumindest für mich 😉. Ich bin ein introvertierter Einsiedlerkrebs. Chaotisch, kreativ und entweder ich bin ‘an’ oder ‘aus’. Oft will ich mit niemandem reden, dann quatsche ich jemandem das Ohr ab und finde kein Ende. Vor allem, wenn es um Themen geht, die mich begeistern. Ich habe Schwierigkeiten mit dem ganzen zwischenmenschlichen Gedöns. Ich habe AuDHS und Depressionen, das macht das Ganze nicht einfacher und stellt mich vor Herausforderungen. Das Schreiben hilft mir dabei, viele Dinge zu überdenken und zu verstehen. Die Charaktere und ihre Geschichten in meinem Kopf gehören zu mir, wie die Luft zum Atmen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, da drin alleine zu sein. Ilay zum Beispiel begleitet mich, in unterschiedlichen Variationen, bereits seit fast 25 Jahren. Ataho gibt es auch schon 15,20 Jahre.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Die Frage ist einfacher. Geschichten habe ich schon, seit ich mich erinnern kann, im Kopf. Ich weiß noch, wie ich als Kind zu meinen Eltern ins Bett gekrabbelt bin, weil ich einen Albtraum hatte und mich dann mit einer meiner Geschichten im Kopf zur Ruhe gebracht habe. Als Teenager habe ich dann das Chat-RPG für mich entdeckt. Noch mit flötendem Modem als Internetzugang. Damit hat alles angefangen. Ich habe es geliebt! Kreativ sein, Charaktere zum Leben erwecken, Welten gestalten und Plots entwickeln. Irgendwann ist das ganze eingeschlafen. Meine Spielpartner und auch ich sind erwachsen geworden, es kamen Ausbildung, Studium, Job und teilweise Familie hinzu. Die Zeit wurde knapper, die Prioritäten anders. Die Geschichten in meinem Kopf sind aber geblieben. Vor gut zwei Jahren hatte ich einen Durchhänger. Habe dann mit Stricken angefangen. Sagen wir: es ist nicht meins. Nach zehn Zentimetern und viel Gefluche habe ich es in die Ecke gepackt. Es musste was anderes her. Könnte ein Buch schreiben. Also hab ich das spontan angefangen. Ohne Plan, ohne Plot ohne eine Ahnung, was ich damit losgetreten habe. Jetzt habe ich den Salat, veröffentliche im April die erste Episode meiner Serie und habe diverse andere Projekte in unterschiedlichen Stadien, die darauf warten, fortgesetzt zu werden.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Unter dem Pseudonym Jay Sinclair habe ich bisher zwei erotische Kurzgeschichten veröffentlicht. Elements of Desire – Fire (Feuertanz und Verbrannt) Sie waren zuerst so ein just for fun Projekt und sollten mir die Angst vor dem Selfpublishing nehmen. Ich mag sie jetzt aber doch ziemlich gerne und bin stolz drauf.
Im Zentrum der Geschichten steht jeweils ein Element, hier das Feuer. Maja, meine Protagonistin, ist Feuertänzerin in einem Club und heizt dort dem Publikum ein.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Aktuell steht meine Dark Urban Fantasy Serie im Fokus. Sobald die erste Episode veröffentlicht ist, wollte ich mich an die Überarbeitung der nächsten setzten. Parallel möchte ich aber auch mit Projekt Voodoo weitermachen, das die Vorgeschichte der Serie und das Kennenlernen meiner beiden Hauptcharaktere erzählt. Das ist bereits zu gut 90% geschrieben. Ansonsten ist noch eine Romance und eine Fantasy Dystopie mit Dune Vibes ziemlich weit vorne.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Schreiben 😉 Ich habe ja noch einen Job. Außer dem Schreiben (und überarbeiten und nochmal überarbeiten und nochmal...) sind meine Hunde ganz vorne dabei. Ansonsten arbeite ich mit Leder, lese, höre Hörbücher, gucke Serien/Filme und habe jetzt seit kurzem ein Zeichenpad. Außerdem bin ich in einer Mittelaltergruppe.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Unerreicht sind da bei mir Terry Pratchett und Neil Gaiman. Es gibt auch andere Autoren, die ich gerne mag und Bücher, die ich liebe. Aber wenn ich mich entscheiden muss, sind es diese beiden. Vor allem die Scheibenweltromane.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Uff. Für Bilder müsste ich erst aufräumen 😉 Ich sitze oft auf dem Sofa, eingekuschelt in Kissen und Decken, den Laptop auf einem Pizzabrett als Unterlage und die Hunde um mich herum verteilt. Alternativ habe ich seit einer Weile einen richtigen Schreibtisch. Mit PC, Stuhl und so. Da sitze ich in meiner grünen Oase, die (teilweise) noch immer lebendigen Zimmerpflanzen um mich herum. Natürlich ebenfalls mit felliger Gesellschaft 😉. Bei schönem Wetter sitze ich auch mal im Garten.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Momentan? Um sechs, halb sieben macht mich Ella (Großspitz, vier Monate alt) wach. Ich werfe sie dann schnell in den Garten und lege mich nochmal etwas hin. Um halb acht, acht kommt dann auch Izy (Wolfsspitz, 4 Jahre) an und will kuscheln und Aufmerksamkeit. Aus kuscheln wird herumalbern der beiden Quatschköppe und kurz darauf wird wild gespielt. Im Bett. Also bin ich wach. Aufstehen, Anziehen, Hunde füttern, spazieren gehen, duschen, fertig machen für die Arbeit. Nach der Arbeit Hunde versorgen, was Essen. Dann meist PC und schreiben/überarbeiten/zeichnen. Mit den Hunden spielen. Die kleine Kröte (Ella) davon abhalten, Quatsch zu machen und Zeug zu klauen. Diebische Elster. Nochmal mit den Hunden raus, füttern, essen, PC oder Sofa, Socken einsammeln, die die Kröte überall verteilt hat, dafür sorgen, dass sie nicht die ganze Zeit die Kauhölzer über den Boden pfeffert und die Nerven der Nachbarn unten drunter strapaziert. Immer wieder mal Pipi vom noch nicht ganz dichten Kleinteil wegwischen, dann irgendwann Bett.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Fantasy. Bei beidem. Wobei ich auch andere Genre lese und auch schreibe. Ich habe gelegentlich sehr intensive Phasen, in denen ich zum Beispiel diverse Thriller verschlinge. Dann gibt es ne Weile nur Romance. Dann wieder Fantasy. Zwischen diesen Phasen wird mal hier, mal da reingeschnuppert und geguckt, wo ich hängenbleibe.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Lieblingszitat? Nein.
Zitat aus meinen Büchern, dass meine Art zu schreiben beschreibt? Ähm. Ja.
Ilay: Ich habe einen Plan!
Izy: Einfach irgendetwas machen und das Beste hoffen, ist kein Plan.
Ilay: Doch. Natürlich.
Izy: Ein Furchtbarer!
Ilay: Aber ein Plan.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Kein bestimmtes. Ich mag aber die Nordischen ganz gerne, also Norwegen, Schweden und so. In den beiden war ich auch schon und es war einfach herrlich! Bis auf die Mücken o.O Ansonsten entdecke ich immer wieder in Deutschland schöne Ecken und bin ab und an mal in Holland an der Nordsee.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Kommt darauf an was kritisiert wird, wie und von wem. Einerseits fällt es mir total schwer, Kritik anzunehmen, da ich sie im ersten Moment persönlich nehme und mich verletzt fühle, andererseits weiß ich, dass es in den meisten Fällen nicht so gemeint ist. Ich brauche etwas Zeit, um mich mit der Kritik auseinanderzusetzen und für mich einzusortieren. Wenn ich den Raum bekomme, bin ich durchaus kritikfähig und reflektiert.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Ich war die Absagen, die Warterei und die Ungewissheit satt. Ich zweifel eh schon schnell und habe ein schlechtes Selbstbewusstsein, da hat das nicht gerade geholfen. Außerdem ist die Serie mein Baby. Ich habe für mich beschlossen, ich bin bei ihr nicht bereit, Kompromisse einzugehen. Ich kann und will sie zb nicht auf eine Trilogie runterkürzen. Sie wird lang, sie wird Nebenstränge haben und ich mag mir auch Raum für nicht so wichtigen Kram nehmen, der aber für mich, für die Charaktere eine Rolle spielt. Ich hoffe, es gibt Menschen, die mich auf dem Weg begleiten und meine Geschichte lesen werden.
Das Thema Verlag ist damit aber für mich nicht vom Tisch. Ich würde sehr gerne mit dem einen oder anderen Einzelband/Dilogie/Trilogie oder so zu einem Verlag gehen. Einfach, um auch diese Erfahrung gemacht zu haben. Ich kann dabei sicherlich etwas lernen und wer weiß, vielleicht finde ich es ja großartig, mich nicht allein um alles kümmern zu müssen 😉 Das ist nämlich echt (echt, echt) schwer für mich. Ich habe die ganze Zeit Angst, dass ich etwas Wichtiges vergessen, dass mir dann später um die Ohren fliegt.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Lest mein Buch? Nein. Spaß beiseite. Wobei, doch kein Spaß. Ernsthaft. Lest mein Buch! Und gebt mir Rückmeldung. Rezensionen. Empfehlt es weiter. Ich brauche Reichweite! Die Geschichte habe ich auch für mich geschrieben, die drölfzig Überarbeitungsrunden, die Nerven, die ich beim Feilen an Kleinigkeiten gelassen habe und so weiter, dass alles habe ich für euch getan. Also lest jetzt auch gefälligst mein Buch! Ist, glaube ich, gar nicht mal so furchtbar geworden.

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