Buchvorstellung einmal anders
Nach dem Autoreninterview drückt mir Enni ihren Kindle in die Hand und verlässt einfach das Zimmer. Da mir das schon öfter passiert ist in letzter Zeit, erahne ich, was da kommen wird.
Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das Buch der Autorin „Davor. Danach. Heute.“, um schon ein bisschen hineinzulesen. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Jetzt ist sie weg, dann interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«
Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊
Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.
Danke, dass du dir die Zeit nimmst. Viele lesen mich nur und dann wandere ich ins Regal.Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Also bei mir geht’s ganz schön zur Sache. Die meisten lesen mich in wenigen Stunden durch und legen mich dabei auch nicht aus der Hand, ehe sie fertig sind. Das geht dann schon mal bis spät in die Nacht und am nächsten Morgen sind wir dann alle ziemlich gerädert. Zumal ich meine Geschichte nur häppchenweise und auf unterschiedlichen Zeitebenen preisgebe, sodass es eine Weile dauert, bis die Leser den Durchblick haben. Und nicht selten lesen sie mich dann auch noch ein zweites Mal, wobei ihnen dann noch Sachen auffallen, die sie im ersten Durchgang gar nicht in Zusammenhang bringen konnten, weil ihnen ja noch Puzzleteile fehlten. Ich bin also nichts für mal eben nebenbei!In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihr leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Also bei mir sind die fröhlichen und versöhnlichen Momente zwar rar gesät, aber dafür sind sie schon sehr berührend. Ich musste selbst schon die eine oder andere Träne verdrücken und das ist ob meiner Beschaffenheit ja eher ungünstig. Ansonsten bin ich aber die düsterste ihrer Geschichten, soweit ich das überblicke.Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Tatsächlich die allerletzte Seite, die trotz der insgesamt schweren Kost einen irgendwie versöhnlichen und ergreifenden Abschluss für die Hauptfiguren darstellt.Weißt du wie viel Enni tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt?
Da kann ich natürlich nur spekulieren, aber vielleicht ist es auch so, dass insbesondere die Hauptfiguren immer auch ein Stimmungsbild geben, wie Enni sich gerade selbst fühlt. Mal sind die Charaktere sehr selbstbewusst, mal eher zurückhaltend, mal entschlossen, bestimmte Dinge zu wollen und auch dafür zu kämpfen, mal eher passiv und abwartend.Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?
Also Anna, meine Hauptfigur, ist natürlich gar nicht gut auf Enni zu sprechen. Sie hätte sich gewünscht, dass die Geschichte anders verläuft und es insgesamt etwas fröhlicher zugeht. Und Annas Freundin Fee und ihr Chef Bernd haben sich auch schon mehrfach darüber unterhalten, was Enni da wohl geritten hat, Anna und ihrer Mutter so viel zuzumuten.Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Ich glaube, das war in diesem Fall der Ausgangspunkt für die ganze Idee zur Geschichte, und ich fand ihn dann auch sehr passend und habe von meinem Vetorecht keinen Gebrauch gemacht.Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover / Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Ich liebe mein Cover und fühle mich so gut getroffen –ich kann es gar nicht in Worte fassen. Die anderen Bücher von Enni sind tatsächlich neidisch, aber bitte nicht weitersagen.Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
„Freiheit hört immer irgendwo auf, mein Schatz. Im besten Fall bei dem Menschen, den wir lieben.“Nun betritt die Autorin wieder das Zimmer und blickt mich ungläubig an. Scheinbar ist es selbst in Autorenkreisen nicht üblich, dass das Buch antwortet. Leise flüstere ich dem Buch noch zu: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«
Mir auch.Dann wende ich mich der Autorin zu. »Alle meine Fragen sind beantwortet, ich danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir.«
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