Dienstag, 18. Oktober 2022

[Schnipseltime] Die Stille der Wölfe von Katja Rostowski


 

Ich konnte nicht antworten, konnte kaum noch atmen. Meine Beine gaben nach und ich landete auf den Knien. Die Pistole glitt aus meinen kraftlosen Fingern und die Welt begann sich zu drehen.

»Du bist ein schlauer, zäher Kerl. Ein Überlebenskünstler. Das hast du heute wieder bewiesen. Und ich finde das gehört belohnt, oder nicht?«

Belohnt? Ich starrte auf seine Schuhe und wusste nicht, ob ich lachen, weinen oder mir vor Angst in die Hose machen sollte.

Raffael beugte sich vor und schob sein Gesicht in mein Blickfeld. Seine toten Augen fanden meine. Ich hatte keine Chance, mich seinem Blick zu entziehen.

»Außerdem mag ich den Gedanken, wie die Angst dich lähmt, wenn du an mich denkst. Wenn du dich daran erinnerst, was meine Wölfe dir alles angetan haben, was sie alles mit dir tun könnten. Glaube nicht, dass dein neuer Alpha dich beschützen kann. Niemand kann das.«

Seine Hand legte sich bedrohlich um meine Kehle. »Denn egal, was für tolle Pläne du dir überlegst, egal bei wem du Schutz suchst. Wenn ich es will, werde ich dich finden und dich zurück in mein Rudel holen.«

Raffaels Mund schob sich dicht neben mein Ohr. »Denk daran, wenn du jemandem von mir erzählen willst.«

Seine Haare kitzelten mich an der Wange, während mich seine Worte unkontrolliert beben ließen.

Er löste die Finger von meinem Hals, musterte mich intensiv aus seinen leeren grünen Augen, bis mir der kalte Schweiß den Rücken hinab lief. Dann tätschelte er mich beinahe liebevoll an der Wange, bevor er sich aufrichtete. Wie betäubt beobachtete ich Raffael, wie er sich umdrehte und langsam zwischen den Bäumen verschwand. Erst als ich ihn nicht mehr hören konnte, drehte ich mich zur Seite und kotzte mir die Seele aus dem Leib.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.