Autoreninterview
Tanya Carpenter
Wie bist du zum Schreiben gekommen?Oh je, das ist immer eine Herausforderung. Ich bin, wen wunderts, eine Büchereule. Und Eule greift auch direkt meinen Biorhythmus auf. Wenn ich kann, wie ich will, dann bin ich nachts produktiv und schlafe tagsüber. Geht natürlich nur sehr bedingt und wenn, dann im Urlaub oder am Wochenende. Im Großen und Ganzen bin ich aber Workaholic, was mir in vielerlei Hinsicht zugutekommt. Es ist nämlich nicht einfach, einen Vollzeitjob, Haus, Garten, zwei Hunde und das Autorenleben unter eine Hut zu bringen. Und dabei war es bis vor zwei Jahren sogar noch mehr, was ich zu stemmen hatte.Aber es ist alles irgendwie in Balance. Während der Brotjob mit vielen Zahlen und Tabellen eher trocken ist, beflügelt das Schreiben meine Fantasie. Die Arbeit in Haus und Garten und regelmäßig Sport powern mich aus (ich bin leidenschaftliche Handwerkerin). Den Ausgleich für die Seele schaffen meine Hunde, lange Spaziergänge in der Natur, Musikhören und das Abtauchen in die Werke anderer Autoren. Stillstand ist jedenfalls nichts für mich. Ich liebe Herbst, Mond, Nacht, Kaminfeuer, Stille, Nebel, Schottland, Whisky, Rotwein, Magie, Legenden und alte Kulturen. Im Schreiben besinne ich mich gerade wieder auf meine Wurzeln. Was bedeutet, dass man in den nächsten Monaten mit Vampiren, Gay Romance und Erotik rechnen darf. Aber auch meine Cosy Crime Reihe wird noch eine Weile laufen. Ideen habe ich eh genug für mehr als ein Leben.
Den Anfang nahm es bereits, als ich vier Jahre alt war. Mein Dad hat mir Lesen und Schreiben beigebracht, damit ich die Geschichten, die er mir vorgelesen hat, auch selbst lesen konnte, und die Geschichten, die ich mir mit meiner überschäumenden Fantasie ausgedacht habe, auch aufschreiben konnte. Für mich war das ein Tor in völlig neue Welten. Ich habe seine Begeisterung für Bücher geteilt und mir bis heute bewahrt. Tatsächlich könnte ich gar nicht ohne das Schreiben. Da sind so viele Geschichten und Charaktere in mir. Ich habe nur nach vielen intensiven Jahren mit Vorab-Verträgen und hohem Druck dieses Jahr beschlossen, einen Gang zurückzuschalten. Hab mich von meiner Agentur getrennt, die sehr viele Titel für mich vermittelt hat. Und werde in Zukunft einfach mit weniger Zwang schreiben. So, wie es Spaß macht. So, wie die Geschichten kommen. Also auch in diesem Punkt „back to the roots“. Seit ich diese Entscheidung getroffen habe, fließt die Kreativität wieder. Vorher, das muss ich leider sagen, hab ich manchmal auch um jede Zeile gekämpft, weil ich mehr die Deadlines als die Story im Kopf hatte. Ich möchte diese Erfahrung nicht missen, denn sie hat mich weitergebracht, ich habe mich entwickelt. Aber zum Entwickeln gehört eben auch, seinen eigenen Weg zu finden, mit dem man am besten zurechtkommt, und ich denke, das habe ich getan.Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Fünf Sätze ist schwierig bei mittlerweile knapp dreißig Romanen, drei Novellen und über sechzig Kurzgeschichten. Ich habe mit Vampiren angefangen und sie auch nie ganz losgelassen. Inzwischen hab ich aber so ziemlich jedes Genre ausprobiert und gerade dadurch gemerkt, dass mir Romance in ihren unterschiedlichen Subgenre am meisten liegt. Gerne Gay, aber auch Hetero; gerne mit Fantasy, aber auch in Real Life; gerne mit Spannung, aber auch mal mit Humor; gerne mit guter Erotik aber vor allem immer mit viel Gefühl.Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?Ich arbeite sogar an mehreren derzeit. Nach dem Gay Romance Crime – Zweiteiler Hard Rules ist schon das nächste Gay-Projekt in Arbeit, das vermutlich auch wieder über zwei Bände laufen wird. Ob im Verlag oder doch eher Selfpublished wird sich zeigen. Außerdem überarbeite ich meine beiden Vampirserien, die definitiv im Selfpublishing wieder erscheinen werden. Dazu noch ein paar Einzeltitel, die mir am Herzen liegen und die ich gerne wieder auf dem Markt sehen würde. Und natürlich stehen die nächsten Cosy Crime Bände zu Eodora Mable in den Startlöchern. Außerdem plane ich eine Hetero Romance mit dem Schwerpunktthema Wolf. Nein, das wird kein Gestaltwandler-Roman, sondern darin geht es um echte Wölfe und ihre Wiederansiedlung.Ach ja, eine Weihnachtsstory wird es auch wieder geben. Eigentlich ist sogar noch eine Gay-Halloweenstory geplant, aber das könnte zeitlich knapp werden.Jedenfalls mangelt es nicht an Plänen 😅
Freizeit ist für mich ein relativer Begriff, denn meine Freizeit ist meist angefüllt mit Dingen, die auch eine gewisse Pflicht in sich bergen. Meine Hunde sind für mich Freizeit, aber es wäre ja keine Option, mich nicht um sie zu kümmern, also ist es auch Pflicht. Ein gewisses Maß an Sport ist für mich ebenfalls unerlässlich, weil ich chronischer Schmerzpatient bin, dennoch sehe ich es als Freizeit, weil es ein Ausgleich zum Job für mich ist. Wenn ich tatsächlich einfach mal die Seele baumeln lassen will, dann sind Musik, Bücher, gute Filme oder Serien immer eine Option. Ich liebe auch Musicals oder gehe gern mal mit jemandem aus meinem engsten Kreis essen. Mit meiner besten Freundin haben wir Spieleabende etabliert, das ist auch immer sehr lustig und entspannend. Und vielleicht kommt ja doch irgendwann wieder die Möglichkeit zu reiten. Zweiundzwanzig Jahre lang hatte ich ein eigenes Pferd und das war immer wie ein kleiner Urlaub. Jetzt ist diese Zeit vorbei, aber wenn irgendwann ein passendes Pflegepferd auftauchen sollte … wer weiß.Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Oh, das wird jetzt ein bisschen Werbung, fürchte ich. Ja, ich habe inzwischen eine explizite Lieblingsautorin, obwohl ich eigentlich sehr breit gefächert lese. Aber von dieser einen lese ich inzwischen blind jeden Titel und bisher konnte sie mich immer überzeugen. Dass daraus inzwischen noch eine wundervolle Autorenfreundschaft entstanden ist, sehe ich als zusätzlichen Bonus. Es ist Julia Fränkle alias Svea Lundberg. Ich bewundere die Vielschichtigkeit ihrer Romane und wie viel Emotionen sie „zwischen die Zeilen“ packt. Manchmal bin ich ein bisschen neidisch. Wen ich außerdem sehr gerne lese ist Tommy Herzsprung, allerdings nur im Gay Romance. Seine Thriller sind zu gut, das halte ich nervlich nicht aus. Und ich mag Fenja Wächter, mit der mich ebenfalls eine Freundschaft verbindet und durch die ich mich auch mal an Subgenre rantraue, die ich sonst nicht lesen würde. Ansonsten füllen Autoren wie M.S. Kelts, Chris P. Rolls, Anna Katmore, Elisa Schwarz und Jona Dreyer mein Buchregal. Man merkt es, überwiegend Gay Romance. In anderen Genre würde ich die alten Romane von Anne Rice benennen, die Gabaldon-Outlander-Saga und die beiden Raventhorne-Romane von Rebecca Ryman. Außerdem liebe ich Mary Higgins Clark.Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?Es gibt zwei Orte, an denen ich hauptsächlich schreibe. In meinem Wohnzimmer, besonders im Winter, wenn das Feuer im Kamin brennt. Oder in meinem Arbeitszimmer. Ich arbeite ja inzwischen auch im Brotjob teilweise im Homeoffice und habe somit einen gut ausgestatteten Arbeitsplatz, was Tisch und Stuhl angeht. Der Laptop ist schnell gewechselt, denn da trenne ich die beiden Berufe strikt. Wichtig ist eigentlich, dass Musik im Hintergrund läuft und dass meine Hunde um mich herumliegen. Dann finde ich schnell in die richtige Stimmung.Übrigens ist das Arbeitszimmer direkt neben dem Wohnzimmer und durch einen großen Durchbruch sind beide Räume miteinander verbunden, was bedeutet, dass ich den Kamin so oder so im Auge habe. 😉
Meine Tage beginnen (trotz Eulengen) in der Regel um 5 Uhr morgens. Aufstehen, erste Gassirunde mit den Hunden, dann Fütterung der Raubtiere und eine kurze Runde durchs Badezimmer, um mich tagesfertig zu machen. Anschließend frühstücke ich, gehe nochmal eine kurze Pipirunde mit den Hunden und starte dann entweder im Homeoffice oder mache mich auf den Weg ins Büro. Mein Arbeitstag endet gegen 16 Uhr. Wenn ich zuhause bin, gibt es noch eine Mittagsrunde mit den Hunden. Nach Feierabend dann der letzte Hundegang des Tages, wieder Fütterung (der vier- und der zweibeinigen Raubtiere) und danach starte ich an meinem Autorenlaptop. Eventuell gibt es vorher noch eine Sporteinlage. So sehen die regulären Arbeitstage aus. Am Wochenende und am Urlaub fülle ich die Zeit, die ich sonst im Brotjob arbeite, mit Tätigkeiten in Haus und Garten und manchmal auch schon mit Schreiben. Ansonsten fällt das Schreiben auch an arbeitsfreien Tagen eher auf den späten Nachmittag bis tief in die Nacht hinein. Da kommt mir die Eule dann wieder zugute.Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
In beiden Fällen tatsächlich Gay Romance. Aber wie schon erwähnt, bin ich ziemlich flexibel, was das Genre angeht. Eine Story muss mich mit ihrem Kern und ihren Figuren überzeugen, dann ist es egal, ob es ein Krimi, Fantasy oder Romance ist, ob zeitgenössisch oder historisch, ob Gay oder Hetero.Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Hast du ein Lieblingsland und warum?Mein Lebensmotto ist recht klassisch: Lebe deine Träume.Zitate aus meinen Romanen finde ich immer schwierig. Ich mag den Satz aus dem Ikarus-Evangelium „Glaube ist, was Wissen von Wahrheit trennt“. Außerdem hat Lucien, der Vampirlord aus meiner ersten Serie, ein paar recht interessante Thesen von sich gegeben. Aber das würde hier den Rahmen sprengen.
Schottland. Immer schon. Ich liebe das Land, die Menschen dort, die raue Natur, die Geschichte dieses Landes, die Magie, die einen erfasst, sobald man einen Fuß in die Highlands setzt. Es ist schwer in Worte zu fassen. Ich war immer schon sehr anglophil, mag also generell die britischen Inseln plus Irland, aber Schottland hat mein Herz erobert und seit ich einmal dort war, träume ich davon, dort meinen Lebensabend zu verbringen. Mal schauen, ob ich diesen Traum irgendwann wahrmachen kann.Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Warum hast du dich entschieden zu einem Verlag zu gehen und nicht Selfpublisher zu werden?Ich denke schon, denn ich finde es sehr wichtig, dass wir mit konstruktiver Kritik wachsen und uns entwickeln. Wenn wir uns dagegen verschließen, treten wir auf der Stelle oder machen sogar Rückschritte. Es muss aber tatsächlich konstruktiv und fair sein, also begründet und argumentiert. Ich habe in allen Bereichen meines Lebens immer wieder Dinge überdacht und verändert. Beim Umgang mit dem Pferd, den Hunden, beim Heimwerken (ich habe wahnsinnig viel von meiner Ma gelernt), aber auch was allgemeine Standpunkte angeht. Wissen ist dynamisch und immer, wenn ich neues Wissen erlange (wofür ich natürlich ebenfalls offen sein sollte), lohnt es sich, auch alle Dinge zu überdenken, auf die dieses Wissen Einfluss hat. Manchmal werden neue Erkenntnisse den eigenen Standpunkt noch bekräftigen, manchmal aber auch verändern. Das ist auch nicht schlimm. Wir alle machen Fehler und dürfen das auch, denn Fehler sind ebenfalls lehrreich.Was die Kritikfähigkeit bei meinen Texten angeht, hoffe ich, dass meine Lektoren und Betaleser bestätigen können, dass ich kritikfähig bin. Ich bemühe mich jedenfalls, jeden Einwand und Hinweis sehr ernst zu nehmen und die Stellen zu hinterfragen, auf die sie sich beziehen. Ich persönlich finde den Blick von außen auch unerlässlich, denn beim eigenen Werk wird man zwangsläufig betriebsblind. Das bedeutet nicht, dass ich jede Kritik auch zum Anlass nehme, etwas zu ändern, aber sie gibt mir einen Denkanstoß. Dazu ist es aber eben wichtig, dass sie konkretisiert. Über was genau ist man weshalb gestolpert? Wenn ich das weiß, kann ich darüber nachdenken und es besser machen. Wenn ich kein Feedback bekomme, habe ich diese Chance nicht. Das ist auch der Grund, warum ich so enttäuscht von der reinen Sterne-Bewertung bei Amazon bin. Weil ich die Gründe für eine gute oder eine schlechte Bewertung dadurch oft nicht kenne und keine Möglichkeit habe, mich daran weiterzuentwickeln. Aber das werden wir Autoren nicht ändern können. Feedback ist jedenfalls wichtig. Kritik sinnvoll, wenn sie mit Respekt erfolgt.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?Ich mache inzwischen ja beides, und ich finde, beide Seiten haben Vor- und Nachteile. Als ich mit dem Schreiben angefangen habe, gab es die SP-Möglichkeiten von heute noch nicht. Es gab damals nicht einmal Ebooks. Das fing da gerade erst an. Es gehört eine Menge mehr dazu, ein Buch zu veröffentlichen, als es „nur“ zu schreiben. Schon das ist viel Arbeit, aber meiner Meinung nach sollte es danach mindestens von einer qualifizierten Person gegengelesen werden. Also nicht die beste Freundin, die sowieso alles toll findet, was man so macht. Sondern jemand, der Ahnung hat und auch kritisch ist. Danach folgt die Überarbeitung und dann geht es eigentlich erst ans Erstellen des Buches. Print ist noch mal aufwändiger als Ebook, aber bei beidem finde ich eine vernünftige Formatierung wichtig. Am besten noch ein professioneller Buchsatz. Das ist einfach ansprechender. Idealerweise folgt im Anschluss ein Korrekturlesen – ebenfalls von jemandem, der es kann und am besten nicht dieselbe Person, die lektoriert oder betagelesen hat. So minimiert man die Fehler. Damit sich ein Buch verkauft, braucht es natürlich ein ansprechendes Cover, beim Print sogar ein Rundumcover. Sowas muss man erst mal können. Und wenn das Buch dann erschienen ist, was dank vieler Buchplattformen inzwischen relativ einfach ist, braucht es viel Werbung, damit Leser auch darauf aufmerksam werden. Das kostet Zeit und nicht selten auch Geld. Ich denke, den meisten wird jetzt klar sein, warum ein Verlag ziemlich nützlich sein kann. Man spart sich einfach eine Menge drumherum. Will man ein professionelles Lektorat und einen professionellen Cover-Designer, kostet das schnell mal einige hundert Euro. Ob das Buch das hinterher einspielt, steht zunächst in den Sternen. Das will also gut überlegt sein. Ein Verlag übernimmt all das für mich, dafür ist mein Verdienst pro verkauftem Exemplar natürlich geringer. Im Verlag habe ich auch nur bedingtes Mitspracherecht, was Cover, Titel, Buchsatz, Veröffentlichungstermin, Marketingstrategie, Preis etc. angeht. Obwohl die meisten Verlage da sehr auf Kooperation mit dem Autor setzen und sehr entgegenkommend sind.Als Fazit kann man einfach sagen, es gibt mehrere Methoden und man muss auch hier die für sich richtige finden. Lässt man sich von einer Agentur vertreten, ist das Selfpublishing sowieso eher keine Option, denn Agenturen vermitteln an Verlage. Aus gutem Grund. Entscheide ich mich irgendwann, die SP-Schiene zu wählen oder hybrid zu veröffentlichen, sind die richtigen Kontakte innerhalb der Buchbranche sehr hilfreich. Ich habe das große Glück, dass ich über die Jahre viel gegenseitige Unterstützung erfahren durfte. Aber das ist eben ein Geben und Nehmen und vor allem ist es keine Selbstverständlichkeit.
Nehmt euch mehr Zeit! Und zwar echte Quality-Time. Macht mal etwas langsamer, seid offen für Kleinigkeiten. Pflegt Kontakte. Seid fair und tolerant. Ein Lächeln kostet nichts, bringt aber unheimlich viel – dem Geber und dem Empfänger. Das Leben ist kostbar.
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