Freitag, 20. Juni 2025

[Schnipseltime] Noah - Sehnsucht des Herzens von Emma Christ


 

Auf den Champagner-Aperitif folgte eine Flasche Wein, jedoch nicht aus purem Genuss. Vielmehr schien es, als müssten wir uns beide ein wenig Mut antrinken.

»Lass uns nach oben in unsere Suite wechseln«, schlug er vor, nachdem er den letzten Schluck Rotwein getrunken hatte. Sein Blick huschte zu meinen Lippen, tiefer zu meinem Dekolleté und zurück zu meinen Augen. Was auch immer er darin las, es schien ihn zu verunsichern. »Oder soll ich uns noch eine Flasche kommen lassen? Wie du willst.«

»Bloß nicht«, sagte ich und musste lachen. »Mein Bedarf ist für heute gedeckt, und für morgen gleich mit.«

»Dann komm!« Mit ausgestreckter Hand erwartete er meinen Griff. Diese Geste und sein intensiver Blick, das war mehr als bloße Hilfsbereitschaft. Ich verstand es als das, was es war: Eine Aufforderung, aufs Ganze zu gehen.

 

Mit jeder Stufe, die uns der Hotelsuite näherbrachte, beschleunigte sich mein Herzschlag. Lag es an seinem Blick, der mich immer wieder mit unverhohlenem Verlangen streifte, oder an der beinahe greifbaren Spannung zwischen uns, die sich ungebremst aufbaute?

 

Vom Alkohol beschwingt, schlenderte ich durch die Hotelsuite zur Sofalandschaft aus graublauem Samt und sank mit einem Seufzen in die Kissen. »Ach, ich liebe das Four Seasons, komme immer wieder gerne hierher«, sagte ich und ließ den Blick durch den Raum wandern. Das harmonische Farbkonzept aus Rosé, Zartblau, Sand und Weiß, die verspielten Vorhänge, elegant geschwungenen Sofas und der kunstvoll drapierte Betthimmel aus Tüll verliehen der Suite eine romantische und zugleich luxuriöse Atmosphäre.

»Ich weiß, und ich freue mich darauf, dieses besondere Ambiente mit dir zu genießen.« Mit einem Lächeln legte er sein Jackett lässig über einen der Sessel und schlenderte zur Bar. Wie immer bewegte er sich mit einer natürlichen Selbstsicherheit, die seine Größe und athletische Statur hervorhob. Ob mit oder ohne Alkohol, er strahlte ein unerschütterliches Selbstvertrauen aus und vermittelte stets das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.

Als er mit der Fernbedienung hantierte, erfüllte im nächsten Moment sanfte Klaviermusik den Raum.

»Schon besser«, stellte er fest, ohne sich die Mühe zu machen, nach meinen Wünschen zu fragen. Wozu auch? Er kannte mich gut genug, um zu wissen, was ich mochte. Mit einer entschlossenen Bewegung zog er eine Flasche aus dem Kühlschrank der Bar und hielt sie triumphierend in die Luft. »Champagner?«

Sein schelmisches Grinsen entlockte mir ein Lachen. »Nach dem Aperitif und dem Rotwein hatte ich eigentlich vor, nichts mehr zu trinken. Aber wenn du schon meine Lieblingssorte hervorzauberst …«

»Eben!« Mit zufriedener Miene füllte er zwei Gläser, kam auf mich zu und reichte mir eins. »Mir ist ziemlich warm. Ein kühler Champagner wird da sicher Abhilfe schaffen.« Er ließ sich neben mir nieder und öffnete die beiden oberen Knöpfe seines hellblauen Hemdes. »Ah, viel besser.« Sein Blick wurde eindringlich, als er sein Glas hob. »Auf uns.«

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.