
Auf den
Champagner-Aperitif folgte eine Flasche Wein, jedoch nicht aus purem Genuss.
Vielmehr schien es, als müssten wir uns beide ein wenig Mut antrinken.
»Lass uns nach oben in unsere Suite wechseln«, schlug
er vor, nachdem er den letzten Schluck Rotwein getrunken hatte. Sein Blick
huschte zu meinen Lippen, tiefer zu meinem Dekolleté und zurück zu meinen
Augen. Was auch immer er darin las, es schien ihn zu verunsichern. »Oder soll
ich uns noch eine Flasche kommen lassen? Wie du willst.«
»Bloß nicht«, sagte ich und musste lachen. »Mein Bedarf
ist für heute gedeckt, und für morgen gleich mit.«
»Dann komm!« Mit ausgestreckter Hand erwartete er meinen Griff. Diese Geste und sein
intensiver Blick, das war mehr als bloße Hilfsbereitschaft. Ich verstand es als
das, was es war: Eine Aufforderung, aufs Ganze zu gehen.
Mit jeder Stufe, die uns der Hotelsuite näherbrachte, beschleunigte sich
mein Herzschlag. Lag es an seinem
Blick, der mich immer wieder mit unverhohlenem Verlangen streifte, oder an der
beinahe greifbaren Spannung zwischen uns, die sich ungebremst aufbaute?
Vom Alkohol beschwingt, schlenderte ich durch die
Hotelsuite zur Sofalandschaft aus graublauem Samt und sank mit einem Seufzen in
die Kissen. »Ach, ich liebe das Four Seasons, komme immer wieder gerne
hierher«, sagte ich und ließ den Blick durch den Raum wandern. Das harmonische Farbkonzept aus Rosé,
Zartblau, Sand und Weiß, die verspielten Vorhänge, elegant geschwungenen Sofas
und der kunstvoll drapierte Betthimmel aus Tüll verliehen der Suite eine
romantische und zugleich luxuriöse Atmosphäre.
»Ich weiß, und ich freue mich
darauf, dieses besondere Ambiente mit dir zu genießen.« Mit einem Lächeln legte
er sein Jackett lässig über einen der Sessel und schlenderte zur Bar. Wie immer
bewegte er sich mit einer natürlichen Selbstsicherheit, die seine Größe und
athletische Statur hervorhob. Ob mit oder ohne Alkohol, er strahlte ein
unerschütterliches Selbstvertrauen aus und vermittelte stets das Gefühl, alles
unter Kontrolle zu haben.
Als er mit der Fernbedienung
hantierte, erfüllte im nächsten Moment sanfte Klaviermusik den Raum.
»Schon besser«, stellte er
fest, ohne sich die Mühe zu machen, nach meinen Wünschen zu fragen. Wozu auch?
Er kannte mich gut genug, um zu wissen, was ich mochte. Mit einer
entschlossenen Bewegung zog er eine Flasche aus dem Kühlschrank der Bar und
hielt sie triumphierend in die Luft. »Champagner?«
Sein schelmisches Grinsen entlockte mir ein
Lachen. »Nach dem Aperitif und dem Rotwein hatte ich eigentlich vor, nichts
mehr zu trinken. Aber wenn du schon meine Lieblingssorte hervorzauberst …«
»Eben!« Mit zufriedener Miene füllte er zwei Gläser, kam auf mich zu und
reichte mir eins. »Mir ist ziemlich warm. Ein kühler Champagner wird da sicher
Abhilfe schaffen.« Er ließ sich neben mir nieder und öffnete die beiden oberen
Knöpfe seines hellblauen Hemdes. »Ah, viel besser.« Sein Blick wurde
eindringlich, als er sein Glas hob. »Auf uns.«
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.