
Irgendwie ziehen sich meine Gedärme stets ungut zusammen, wenn ich in Mr.
Duartes Büro beordert werde. Seit der Oberboss zu Besuch weilt, potenziert sich
das Unbehagen. Als ich die Villa betrete, ist die Tür geschlossen, was es nicht
besser macht. Und schaut Jander heute nicht besonders grimmig drein? Aber das
liegt wahrscheinlich daran, dass er angeschossen wurde und womöglich Schmerzen
hat.
Der Oberboss
kündigte an, mit mir reden zu wollen, und jetzt ist es so weit. Mir kommt es
vor, als würde ich geradewegs in die Höhle der Löwen marschieren, die sich
bereits die Mäuler lecken bei der Aussicht, mich gleich zu verspeisen.
Ich klopfe und
trete ein, nachdem ich ein »Ja« vernehme.
Da sitzen sie
auch schon. Mr. Duarte hinter dem Schreibtisch. Seltsamerweise ohne Mr.
Chorizo. Ich überschaue den Raum und entdecke den Kater auf dem zweisitzigen
Sofa. Auf der Schreibtischkante hockt der Oberboss und mustert mich. Matteo
sitzt in einem der beiden Cocktailsessel und streicht nicht vorhandene Fussel
von seiner Hose.
Der Oberboss
nickt mich in den Sessel daneben und ich lasse mich angespannt auf der vorderen
Kante nieder.
»Wir haben ein
Angebot für dich«, eröffnet Mr. Duarte sanft das Gespräch.
Eines, das ich
nicht ausschlagen kann? Das kenne ich bereits von Don Corleone. Es besteht kein
Zweifel daran, dass ich dazugehören möchte. Einzig der Preis dafür gefällt mir
möglicherweise nicht, denn eines steht außerfrage, Angebote der Mafia kommen
mit einem gewaltigen Pferdefuß daher.
Andererseits,
was soll großartig passieren? Ich habe mich bewiesen und für diese Familie
getötet. Bin ich damit nicht schon einer von ihnen?
»Wir nehmen
dich in unsere Familie auf«, setzt Felipe Duarte hinzu.
Ich nicke vor
mich hin und versuche, meine Freude nicht heraushängen zu lassen. Denn sein wir
mal ehrlich, das ist das, was ich mir insgeheim die ganze Zeit gewünscht habe.
Zu dieser Familie zu gehören. Ein Leben ohne Limits. Gemeinsam mit Matteo.
Dieser sitzt reglos neben mir und fixiert irgendeinen Punkt in der Ferne.
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