
Buchvorstellung einmal anders
Nach dem Autoreninterview drückt mir Arden den Kindle in die Hand und verlässt einfach das Zimmer. Da mir das schon öfter passiert ist in letzter Zeit, erahne ich, was da kommen wird.
Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das Buch von Arden „Tim & Keiji und der magische Adventkalender“, um schon ein bisschen hineinzulesen. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Jetzt ist Arden weg, dann interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«
Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben den Autoren am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊 Doch da klettern noch zwei Protagonisten aus dem Buch und setzen sich zu uns.
Wer seid ihr denn? Wollt ihr euch den Besuchern des Blogs vorstellen?
Herzlich Willkommen, Tim und Keiji. Wollen wir das Interview nun zu viert machen?»Hallo, gern. Ich bin Tim Forstenbach, benutze er/ihm Pronomen, zum Zeitpunkt der Geschichte 15 Jahre alt und …«»Und er hat heute Geburtstag«, wirft Keiji ein.»Hey!«»Er mag es nicht, darüber zu plärren, aber wann bekommt man schon die Chance, am Geburtstag aus dem Buch zu klettern und dann auch noch interviewt zu werden?«»Na gut, ausnahmsweise drück ich mal ein Auge zu …« Tim schmollt leicht. »Aber wenn wir schonmal dabei sind: Wir sind auf magische Weise aus dem Buch geklettert.«»Okay, dann eben auf magische Weise. Zufrieden?«Tim nickt schmunzelnd. »Jetzt kannst du dich vorstellen.«»Gut, also mein voller Name lautet Somtharasitnu Keiji Jaikienognam, aber nenn mich ruhig Keiji. Ich benutz auch er/ihm Pronomen, bin ebenfalls 15 Jahre alt im Buch, und hab am 23. Mai Geburtstag.«»Sag noch, warum du deinen Zweitnamen als Vornamen benutzt.«»Ah, kleiner Fun Fact: Ich bin ja thailändisch. In Thailand sind Zweitnamen nicht üblich, aber da dort alle mit dem Spitznamen angesprochen werden, der Geburtsname etwas lang ist für die deutsche Kultur, und meine Eltern wussten, dass sie nach Deutschland ziehen, haben sie mir meinen Spitznamen als Zweitnamen eingetragen, den ich auch außerhalb Thailands als Vorname nutze.«Tim grinst. »Find ich immer wieder spannend.«
Hallo, danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um mit mir zu reden. Tim und Keiji haben wir schon kennengelernt. Kannst du dich als Buch meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?Tim: »Sehr gerne!«»Klar, warum nicht.« Keiji lächelt.»Bin dabei.« Das Buch nickt.
»Gern! Bei mir gibt es 24 Kapitel, in denen Tim und Keiji teilweise in ihrer Welt ihren Alltag leben, so wie immer, heißt: Schule, Hausaufgaben, Beziehungen zu Freundys und Eltern pflegen, kochen, Videospiele spielen, und natürlich tagträumen. An jedem Abend öffnen sie das jeweilige Türchen des Adventskalenders und reisen auf magische Weise in ein Winterwunderland, wo sie jeden Tag etwas anderes erleben. Mal helfen sie sprechenden Tieren oder Schneemännern, machen viele neue Bekanntschaften, ab und zu werden sie von Feen ausgetrickst, doch überwiegend bewundern sie die Magie und Keiji liebt das viele Schnee. Insgesamt ganz viel Queerness, mit ein wenig Subtext, positive Repräsentation an Behinderungen, und viele unterschiedliche Kulturen sowie Sprachen. Diversität wird hier gefeiert!«In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da ihr ja auch viel mit Arden zusammenarbeiten müsst, könnt ihr uns vielleicht beantworten, ob es Arden leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen? Seht ihr es als Protagonisten genau so?
Habt ihr eine Lieblingsstelle, die ihr uns gerne vorstellen würdet?Buch: »Ich glaube, Arden bevorzugt schöne Momente, besonders Dialoge. Da fliegen die Buchstaben geradezu auf meine leeren Seiten, und manchmal bin ich nicht mal schnell genug, sie in dem Tempo speichern zu können!«Tim nickt bestätigend. »Oh, ja.«Buch: »Schwieriger wird’s dann bei Szenen-Übergängen. Arden ist ja eher ein Pantser, schreibt hier und da eine Szene, wann dey was einfällt, welche aber nicht direkt hintereinander spielen. Oft überlegt dey lange, was dey da einfügen könnte, und meist sind es ähnliche Übergänge.«»Ja, ich fühl mich da immer, als würde ich hin und her springen, kann manchmal anstrengend werden«, stimmt Keiji zu.»Ich find aber toll, dass dey mich genauso gerne andere umarmen lässt, wie ich Umarmungen liebe. Bei ein paar Szenen frag ich mich schon, ob es nicht zu viele Umarmungen sind, aber beschweren kann ich mich nicht.« Tim grinst.»Ich würde es ja toll finden, wenn dey mich genauso gern Videospiele gewinnen lässt, wie ich gern gewinne …«
Wisst ihr wie viel Arden tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt? Habt ihr dazu noch etwas hinzuzufügen oder stimmt ihr dem Buch zu?»Hui, da gibt es so viele … Aber am meisten liebe ich die Stellen, in denen Magie gewirkt wird! Besonders wenn die Feen in der Nähe sind. Währenddessen schwebt immer Magiestaub durch meine Seiten und das kitzelt so schön.« Das Buch kichert. »Zum Beispiel die zwei Kapitel, als die Dorfbewohnenden die Feen mit Liedern geweckt haben. Oder das letzte Kapitel mit dem herrlichen Essen …« Das Buch atmet tief die Luft dieser Seiten ein.»Mein Favorit ist definitiv auch das letzte Kapitel – zumindest alles, das nach dem Traum passiert. Apropos, Arden hat mir immer noch nicht gesagt, was dieser Traum zu bedeuten hat. Ich hoffe, es ist das, was ich hoffe, dass es das ist …« Er lächelt verträumt. »Ansonsten fand ich auch das Eislaufen lustig. In beiden Welten. Und, im Gegensatz zu Tim, auch das Skifahren. Na ja, der Anfang zumindest. Aber ist ja alles gut ausgegangen.«»Uff, erinner mich nicht daran …« Tim kratzt sich kurz über sein Knie. »Ich find die Stellen toll, in denen wir den Tieren oder Wesen helfen. Wie dem Schneemann am Anfang, der Vogeldame später und den Eichhörnchen … Oh, und das mit der Gebärdensprache fand ich super! Bis dato kannte ich mich null mit Gebärdensprache aus, aber bin erstaunt, wie schön die Sprache doch ist. Und wie schwierig es ist, sich eine Namensgebärde auszudenken! Besonders spannend find ich aber, dass Arden sich für jedes Tier eine Abwandlung ausgedacht hat.«
Wie würdest du oder die Protagonisten Arden beschreiben?»Ich würde sagen, ich bin ein Teil von Ardens Seele, also ist alles, das mich ausmacht, ein Teil von dey. Wie ein Kuchenstück einer Torte. Das ist aber anders für die Charaktere, also lass ich sie mal die frage beantworten.«»Wenn wir unsere Freundesgruppe auf zwei Seiten stellen müssten: Ich, Jason und Sam sind am unähnlichsten zu Arden, während Tim, Sophie und Ayan am ähnlichsten sind. Würd ich jetzt sagen. Also die Liebe zu Kreativität und Kunst von Arden steckt definitiv in Ayan, Sophie hat die rebellische Seite von dey bekommen und es ist sicher kein Zufall, dass die beiden dieselben Pronomen benutzen. Und Tim …«»Ich hab ein paar zu viele Unsicherheiten von dey bekommen … und auch das mit dem ektomorphen Körpertypen. Aber auf der positiven Seite: Ich bin froh, genauso umweltbewusst zu sein, obwohl das in dieser Welt anstrengend werden kann. Aber wenigstens punktet das Winterwunderland damit.«
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?»Schwierig, Arden zeigt nicht gern was von sich, ist selbst uns gegenüber sehr verschlossen. Obwohl Arden in vielerlei Hinsicht meiner Mutter ähnlich ist, passend zur vorherigen Frage, dass ich trotzdem nie weiß, wie ich dey helfen kann, wenn dey mal traurig ist oder so. Ich weiß nur, dass Arden auf meiner und Keijis Freundesgruppe neidisch ist, denn dey wiederholt während dem Schreiben oft, dass dey selbst gerne solche Freundschaften hätte. Und auch die positive Beziehung, die ich zu meiner Mutter pflege, ist etwas, das Arden gern von deyr Eltern gehabt hätte.«»Wer hätte die nicht?«, entgegnet Keiji. »Du und deine Mutter seid ja nahezu perfekt.«»Das stimmt nicht. Auch wir streiten oft.«»Trotzdem.«»Arden ist ein facettenreicher Gestaltwandler und selbst ich kenne nur ein paar Gestalten von dey. Dey nimmt mich in viele Welten bei deyr Reisen sogar mit und bewirbt die Geschichte auch gern in anderen Welten, aber nicht alle. Ich frag mich, wieso.« Das Buch denkt kurz nach. »Aber wenn du die Geduld hast, dey kennenzulernen, was ich ja haben musste, dann kann dey jemand werden, den du nicht mehr aus dem Leben streichen möchtest … aber ich glaub, das ist für beide Seiten zu schwierig. Na ja, da ist wohl der einfachste Weg, deyr Geschichten zu lesen.«
Seid ihr zu 100% zufrieden mit dem Cover/Outfit oder würdet ihr nachträglich gerne etwas ändern wollen?»Ich hieß beim allerersten Entwurf bereits schon ›Der magische Adventskalender‹, da Arden so das erste Kapitel genannt hat. Als Arbeitstitel beziehungsweise Abkürzung hat dey es dann nur ›Adventskalender‹ oder ›ADK‹ genannt. Da es den Kapiteltitel aber schon als Buchtitel mehrmals gibt, kamen dann eben die Namen der beiden Erzählfiguren vorne dran.«»Tim war sich nur nicht sicher, ob sein Name im Titel so wirklich interessant wäre, da der so alltäglich ist. Aber ich fand das schon eine gute Idee. Es ist ja unsere Geschichte. Und der Name Keiji kommt eher im asiatischen Raum vor, nicht in deutschen Büchern, was den deutschen Namen, Tim, wieder ausgleicht und interessant macht. Find ich.« Keiji zuckt mit den Schultern.»Das mit Keijis Namen stimmt. Ich bin zwar noch dabei, mich an den Titel zu gewöhnen, aber so schlimm ist das nun auch wieder nicht. Ich find aber toll, dass ›magisch‹ im Titel steht.« Tim grinst.
Zum Abschluss würde mich noch euer Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.Tim: »Hmm, ich hätte gern mehr Tiere auf der Rückseite gehabt. Es wirkt etwas fahl unter dem Klappentext und drumherum … Aber die Vorderseite mag ich.«Keiji: »Ich finde, unsere Gesichtsausdrücke hätten ruhig etwas überraschter aussehen können. Ansonsten mag ich aber das viele Schnee vorne und hinten. Der sieht so schön weich aus!«
Nun betritt Arden wieder das Zimmer und blickt mich ungläubig an. Scheinbar ist es selbst in Autorenkreisen nicht üblich, dass das Buch und seine Hauptcharaktere antworten. Leise flüstere ich den beiden, bevor sie wieder ins Buch zurückkehren, und dem Buch noch zu: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«»Ein einziges?«, fragt das Buch verblüfft. »Das ist schwierig! Ich weiß nicht, ob ich mich entscheiden kann. Aber ich schau mal nach …«Während das Buch in den eigenen Seiten blättert, antwortet Tim: »Ich muss auch mal überlegen. Es gibt so viele gute …«
Dann wende ich mich Arden zu. »Alle meine Fragen sind beantwortet, ich danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir.«
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