Donnerstag, 16. Januar 2025

[Autoreninterview] Heike Wolff


Autoreninterview
Heike Wolff


Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Ich bin Heike Wolff und schreibe seit meiner Kindheit. Jahrelang habe ich Kurzgeschichten geschrieben und auf den Leipziger Lesebühnen vorgetragen oder in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht, bis ich mich vor fünf Jahren an das Abenteuer Roman gewagt habe. Außerdem organisiere ich mit zwei Freunden die Offene Lesebühne Delitzsch in einer Kleinstadt nördlich von Leipzig.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich erzähle Geschichten, seit ich sprechen kann. Schreiben zu lernen, war ein Geschenk. Weil ich eine Gehbehinderung habe, habe ich in meinen Geschichten die Abenteuer erlebt, die mir im realen Leben verwehrt blieben. Mit dem Erwachsenwerden verschob sich der Fokus und ich möchte mit meinen Texten Menschen unterhalten und ihnen vielleicht einen Funken Inspiration mitgeben.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Im Dezember 2023 ist mein Debüt „Der Untergang von Phaistos“ erschienen, ein historischer Roman, der in der Bronzezeit auf Kreta spielt. Ide, Königstochter aus dem minoischen Palast von Phaistos, erzählt ihre Geschichte, wie sie sich zwischen ihrer Liebe zu Kapitän Geros und der Loyalität zu ihrem Volk entscheiden muss.
Seit Mai 2024 ist „Arowan und der Turm der Winde“, ein High-Fantasy-Roman mit mehreren Perspektiven, bei Legionarion veröffentlicht. Der Magier Arowan, der mit seinen Kräften hadert, sucht seinen verlorenen Sohn und trifft dabei auf die Waise Dazha, die mit Drachen sprechen kann und wissen möchte, woher sie kommt.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Klar, allerdings bin ich abergläubisch und spreche nicht über unfertige Projekte. 😉
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Der Austausch mit anderen Menschen ist mir wichtig und inspiriert immer wieder mein Schreiben. Natürlich lese ich sehr gerne sowohl Romane und Sachbücher aus unterschiedlichen Bereichen. Außerdem bin ich gern in der Natur und verbringe Zeit mit meinem Pferd.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Ich habe einige – wie ich sie nenne – Lebensbücher. Das sind Romane, die mich ganz tief berührt haben, wie z.B. „Die Parabel vom Sämann“ von Octavia E. Butler, ein unglaublich vielschichtiges und aufwühlendes Buch. Außerdem kaufe ich ohne Ansehen des Klappentextes alles von David Mitchell, Andreas Eschbach und N.K. Jemisin.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Beine hochlegen, Notebook auf den Schoß und los geht’s. Im Winter auf der Couch, im Sommer auf dem Balkon.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Als Chronotyp Eule schreibe ich am liebsten abends, unter der Woche zwischen neun und elf, am Wochenende auch mal bis zwei oder drei Uhr nachts. Das ist ein guter Ausgleich zu meinem Beruf, bei dem ich viel unterwegs bin, und den Aktivitäten draußen.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Ich lese quer durch alle Genre und bin da nicht wirklich festgelegt. Nur mit Romance kann ich nichts mehr anfangen und zu Horror habe ich noch nie Zugang gefunden. Meine Wurzeln beim Schreiben liegen in der Phantastik, Fantasy und Science Fiction, aber ich schreibe auch Geschichten aus dem Hier und Jetzt.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Tucholsky hat gesagt: Erfahrung bedeutet nichts, man kann eine Sache auch 30 Jahre lang falsch machen. Das mag ich sehr, weil es dazu auffordert, sich immer wieder zu hinterfragen.
Und im „Untergang von Phaistos“ habe ich verarbeitet, was mein Vater mir mitgegeben hat: Du kannst alles schaffen, was du willst. Nicht aufzugeben, sondern Wege und Möglichkeiten zu suchen, das ist wohl auch die Kernbotschaft meiner Geschichten.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Ganz klar Griechenland. Die Menschen, die Landschaft, das Licht, jeder Meter roter Erde atmet Geschichte, hier liegt die Wiege unserer Kultur und Demokratie. Das strahlt eine Kraft aus, die mich verzaubert hat, von der ich nicht genug bekommen kann. Deshalb hab ich auch meinen ersten Roman über die Minoer auf Kreta geschrieben, der ältesten Hochkultur Europas.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Ohne Kritik ist keine Weiterentwicklung möglich. Das gilt für das Schreiben wie für jeden anderen Bereich. Ich höre mir an, was andere zu sagen haben, und denke darüber nach, ob sie Recht haben könnten.
Warum hast du dich entschieden zu einem Verlag zu gehen und nicht Selfpublisher zu werden?
Da mir neben meiner Arbeit nur wenig Zeit zum Schreiben bleibt, hatte ich keine Kapazitäten, mich in die Dinge einzudenken, die das Selfpublishing erfordert, wie Cover, Buchsatz etc. Mit meiner Entscheidung bin ich bei beiden Verlagen sehr zufrieden. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass ich es irgendwann mit Selfpublishing probiere, wenn ein Herzensprojekt keinen Verlag findet.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Haltet an Euren Träumen fest und gebt nicht auf. Es findet sich ein Weg, manchmal dauert es länger, manchmal erfordert es Umwege, manchmal braucht es Hilfe. Wie mein Vater schon sagte und wie ich es Ide in den Mund gelegt habe: Ihr könnt alles schaffen, was ihr wollt.

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