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Der Abend verlief teils amüsant und teils etwas zäh. Essen wurde bestellt,
Schweinebraten und Schnitzel gegessen, Bier und Wein getrunken und viel
belangloses Zeug geplaudert. Lisa aß kalorienbewusst einen gemischten Salat und
trank ein leichtes Weißbier. Sie lauschte hübschen und faden Anekdoten,
eifrigem Klatsch und Tratsch, unterschwelliger Angeberei, Geschichten von
Babys, Obsttorten und Weight Watchers. Irgendwann reichte man, wie erwartet,
Fotos herum. Die Fotos der Kinder und Ehemänner wurden begutachtet und gelobt.
Lisa war jetzt wirklich froh darüber, selbst welche mitgebracht zu haben,
zeigte den anderen nun eifrig auch ihre Familie. Über den vielen Bildern vergaß
sie sogar Carmen und die Bedenken, die sie noch auf der Zugfahrt begleitet
hatten.
Gegen zehn Uhr beschloss Lisa aufzubrechen. Es war ganz nett gewesen, aber
viel mehr war von dem Abend nicht zu erwarten. Zuvor wollte sie noch schnell
die Toilette aufsuchen. Sie stand auf und verließ den Nebenraum. In der Nähe
des Einganges war eine Treppe, die hinab zum WC führte. Lisa steuerte zügig
darauf zu. Dabei stieß sie fast mit einer Frau zusammen, die gerade schwungvoll
das Lokal betrat. Lisa erstarrte.
Ihr Gegenüber blickte sie erst überrascht an, dann begann es über das ganze
Gesicht zu strahlen. Die hellblauen Augen leuchteten und kleine Lachfältchen
zierten das sonnengebräunte Gesicht.
»Mensch Lisa«, rief die Frau erfreut. »Wie geht’s dir, altes Haus? Komm,
lass dich mal drücken.«
»Carmen«, hauchte Lisa.
Ehe sie sich versah, lag sie schon in Carmens Armen und wurde fest an ihre
Brust gedrückt. Sie spürte Carmens schlanken, warmen Körper, während ihr
Gesicht in den schwarzen Locken versank. Ein Hauch von Cool Water Woman drang
in ihre Nase, und Lisas Knie wurden weich.
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