Am Eingang tat sich
etwas. Als ein Mann eintrat, presste es Alessio die Luft aus der Lunge. Den
Fremden umgab eine Aura aus Überlegenheit, dazu war er sehr groß und attraktiv.
Die fließenden Bewegungen, mit denen er dem einen Kopf kleineren Kellner folgte
und dabei sein Umfeld taxierte, erinnerten an ein Raubtier.
»Na, ahnst du es?«
»Was ist er?«
»Ein Wolfswandler.«
Überrascht sah er Kieran ins Gesicht. »Die
interessieren dich normalerweise nicht.«
»Der da ist besonders. Er bekommt ein
hübsches Plätzchen in meiner Sammlung.«
Erneut musterte Alessio den Mann. Sein
langes dunkelbraunes Haar lag zu mehreren Zöpfen geflochten eng am Kopf an und
reichte bis über die breiten Schultern. Er schaute immer wieder zum Eingang.
Kieran ergriff sein Telefon und tippte eine
Nachricht, der Fremde blickte gleich darauf auf sein Handy.
»Du hast ihn doch schon am Haken.«
»Ich könnte ihn mit Gewalt entführen, will
ich aber nicht. Er soll freiwillig mitkommen. Dafür wirst du sorgen.«
»So was tust du nie, du zwingst niemanden,
Kieran. Wir sind bei dir, weil wir so entschieden haben.«
»Ich will ihn«, versetzte Kieran scharf.
»Und du wirst ihn überzeugen!«
Beim Gedanken, jemanden in die Falle zu
locken, schauderte Alessio. Widerstand regte sich in ihm – und Furcht. »Ein
Wolf würde mir nie folgen. Wieso sollte er? Sie bleiben unter sich und leben in
Rudeln.«
»Du hast recht, daher reizen sie mich nicht
sonderlich. Das hiesige Rudel ist nützlich, er gehört ihm jedoch nicht an. Der
hier ist besonders.«
»Sehr attraktiv ist er zumindest.«
Ein Schnauben ließ ihn aufblicken.
Kieran zog eine Braue hoch. »Gefällt er
dir?«
»Ein Wolf? Gewiss nicht.«
Das Essen kam. Für ihn ein Steak, für
Alessio Salat. Das Dressing schmeckte zu sauer, doch immerhin waren die Zutaten
frisch.
»Er sucht jemanden, mit dem er trainieren
kann. Schwertkampf, um genau zu sein. Wir sind beide geübt darin.«
»Warum lässt du ihn dann dort zappeln? Du
brauchst nur …«
»Sag mir nicht, was ich tun soll«, fauchte
Kieran lauter als nötig.
Der Fremde wandte den Kopf und sah zu ihnen
herüber.
»Denk daran, was passiert, wenn du ihn nicht
dazu bringst, freiwillig mitzukommen, oder auf noch dümmere Ideen kommst.«
»Wie soll ich einen Wolf überzeugen? Für sie
bin ich Beute. Das kann …«
»Wieso glotzt du den Burschen immerzu an?«,
schnauzte Kieran. »Du siehst aus, als wolltest du dich von ihm flachlegen
lassen.« Mit seinem Gebrüll lenkte er die Aufmerksamkeit aller Gäste auf sie.
Alessio bog den Hals und zog die Schultern
ein, um sich kleinzumachen. Der Wutausbruch traf ihn vollkommen unerwartet.
Ein Stuhl krachte nach hinten. Plötzlich
wurde er auf die Beine gezerrt. Ein fester Hieb warf seinen Kopf zur Seite, ein
zweiter ließ ihn vor Schmerz aufschreien. Er versuchte, das Gesicht vor den
Schlägen zu schützen, und wich zurück.
Zwei Kellner eilten herbei, etwas
explodierte an seiner Schläfe, bevor sie ihn erreichten. Er fiel und rollte
sich zusammen.
»Das reicht«, sagte eine tiefe Stimme.
»Versuch es mit jemandem, der so groß ist wie du!«
»Fick dich«, blaffte Kieran. »Und mit dir
bin ich fertig.«
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