Buchvorstellung einmal anders
Nach dem Autoreninterview drückt mir Cathryn ihren Kindle in die Hand und verlässt einfach das Zimmer. Da mir das schon öfter passiert ist in letzter Zeit, erahne ich, was da kommen wird.
Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das Buch der Autorin „Die Farbe der Knochen von Alpakas am Strand“, um schon ein bisschen hineinzulesen. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Jetzt ist sie weg, dann interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«
Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. Doch da kommt die Autorin wieder in den Raum und setzt sich zu uns.
Wollen wir das Interview nun zu dritt machen?
Cathryn: Meinetwegen. Ich brauchte erstmal einen Kaffee.Hallo, danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um mit mir zu reden.
Kannst du dich als Buch meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?Cathryn: Gut, dass der Hund gerade draußen war.Buch: Mit mir gehst du nie raus …Cathryn: Na, wir fahren doch bald nach Braunschweig und Berlin zur Messe.
Ich bin, denke ich, ein wenig speziell, also schon das Genre ist speziell: Da sind einerseits diese Teenager mit ihren ganzen Konflikten – ich sag nur Drama, Mobbing, Herzschmerz, Drogen – die auf dieser Klassenfahrt den Tod einer Mitschülerin aufarbeiten sollen. Das ist allein schon eine Story für sich. Nun landen die aber nun plötzlich auf dieser merkwürdigen Insel mit den Alpakas, die es eigentlich gar nicht geben sollte, also die Insel. Das hier irgendwas faul ist, merkt andererseits auch der Schicksalsadministrator Bernie im Jenseits, der quasi für die Überwachung der Vorgänge auf der Erde verantwortlich ist und so schickt er kurzerhand Dormin, einen seiner Agenten, los, der das Chaos beseitigen soll, möglichst bevor etwas kaputt geht oder irgendwelche Monster aus anderen Dimensionen in die Realität gelangen. Nun ja, ihr könnt euch jetzt anhand des Covers ausmalen, ob letzteres klappt.In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihr leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen? Siehst du es als Autorin genau so?
Habt ihr eine Lieblingsstelle, die ihr uns gerne vorstellen würdet?Buch: Ich würde sagen, die skurrilen Situationen waren die einfachsten, da war es eigentlich egal, ob diese locker, schwierig oder düster waren.Cathryn: Ja, das stimmt. Nach meinen ganzen Dämonengeschichten fiel es mir echt schwer, wieder ‚normale‘ Situationen mit ‚normalen‘ Menschen zu schreiben. Gerade die Dynamik in den Dialogen bei Konflikten zwischen verschiedenen Personen war hier auch deshalb eine Herausforderung, weil ich die Charaktere noch nicht so kannte wie Cay und Mia.
Weißt du wie viel Cathryn tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt? Hast du dazu noch etwas hinzuzufügen oder stimmst du deinem Buch zu?Buch: Meine Lieblingsstelle ist, wo einer der Schüler reichlich dicht die Partylocation verlassen will, und vor der Haustür eine ganze Herde Alpakas steht, die ihm den Weg versperrt.Cathryn: Meine Lieblingsstelle ist natürlich die einzige Szene, die in der Hölle spielt, genauer gesagt in einer bekannten Höllenkneipe, wo Dormin einen alten Bekannten trifft und es fast zu einer Kneipenschlägerei kommt.
Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?Buch: Ich weiß, dass einige Vibes aus Cathryns Vergangenheit in mir stecken. Im Grunde bin ich ja eine Neufassung von Cathryns erstem Roman, den sie aber nie veröffentlicht hat. Dort ging es bereits um eine Schulklasse mit ziemlichen Problemen, so wie es Cathryn selbst erlebt hat.Cathryn: Das stimmt zwar, aber ich muss sagen, dass ich durch den Abstand zu dieser Zeit keine so starke Beziehung mehr dazu hatte, wie bei der ersten Fassung, die ich mit 13 geschrieben habe. Die war übrigens handschriftlich verfasst und ich habe keinen einzigen Satz daraus wiederverwendet. Das einzige sind die Namen einiger Charaktere und bestimmte Schauplätze, wie z.B. die Jugendherberge und das Haus von Frau Cartré. Mit meinen Charakteren habe ich daher auch wenig gemeinsam, mit meiner Protagonistin Norma teilt mein 13jähriges Ich zumindest das Faible für schwarze Klamotten und das Außenseiterdasein.
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?Buch: Also, wenn ihr mich fragt, ist die komplett wahnsinnig.Cathryn: He!Buch: Ich meine ernsthaft, das vierte Kapitel, also Tag 4, was da abgeht?! Spätestens bei Tag 0 sollte jeder etwas Zartbesaitete vielleicht besser die Blutdrucktabletten bereithalten.Cathryn: Ich finde, so schlimm ist es gar nicht. Und einige Szenen sind doch trotz Horror auch ganz lustig.Buch: Ja, DU findest das lustig! Du lachst aber auch, wenn in Filmen jemand geköpft wird!Cathryn: Nur, wenn es spontan ist – das hat einen gewissen Slapstick, findest du nicht?Cay: Also ich finde das auch immer sehr unterhaltsam. Könnte in den nächsten Demon’s Diaries auch mehr vorkommen.Cathryn: Was willst du denn hier, du spielst doch gar nicht mit!Cay: Wohl!Buch: Na ja, ich weiß nicht, ob man das mitspielen nennen kann, so ohne Dialogpart.Cay: Na fein, dann gehe ich halt wieder. Cathryn kommt auch ohne mich auf bekloppte Ideen. Gibt’s hier Kaffee?Cathryn: Dahinten …Buch: Apropos bekloppte Ideen – diese Sache mit den Alpakas …Cathryn: Ja, nun wenn die im Titel stehen, sollten sie ja irgendwie vorkommen.Buch: Nein, ich meine die QR-Alpakas, die man im Buch finden kann. Cathryn muss nämlich ständig mit so multimedialem Zeug experimentieren, müsst ihr wissen. Das kann sie einfach nicht lassen!Cathryn: Ich finde die QR-Alpakas hübsch und schließlich können die Leser was entdecken, wenn sie sie mit dem Handy scannen.Buch: Weil einfach lesen reicht ja nicht!Cathryn: Ich zwinge doch niemanden! Ich bin grundsätzlich sehr tolerant, was persönliche Präferenzen angeht.
Seid ihr zu 100% zufrieden mit dem Cover / Outfit oder würdet ihr nachträglich gerne etwas ändern wollen?Buch: Also ich habe diesen Titel seit ich denken kann …Cathryn: Das stimmt, der Titel stand fest bevor ich den ersten Satz geschrieben habe. Ich wollte hierbei etwas, das auf das Mysterium der Insel verweist, ohne dabei zu offensichtlich zu sein. Und der Titel sollte maximal skurril klingen.Buch: War ja klar.Cathryn: Ich wusste also, dass es ein langer Titel werden würde. Am längsten habe ich aber an der Tierart rumüberlegt. Bis ich zu den Alpakas kam, gab es u.a. Flamingos und Wollschweine.Buch: Ich werde nie wieder etwas gegen Alpakas sagen!
Zum Abschluss würde mich noch euer Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.Buch: Ich finde, wir hätten die Regenbogenvariante nehmen sollen.Cathryn: Laut Verlag hätte es bei Farbverläufen Probleme mit dem Druck gegeben. Und im Grunde passt es mit dem Rot ziemlich gut zu meinen anderen Büchern.Buch: Eben! So mit bunt wäre es mal was anderes gewesen – und der Regenbogen hätte zu deinen Charakteren gepasst.Cathryn: Du und dein Geltungsbedürfnis! Es muss ja nicht alles gleich so offensichtlich sein.
Gemeinsam: „In einer anderen Dimension ist längst Feierabend!“Obwohl es selbst in Autorenkreisen nicht üblich ist, dass das Buch antwortet, bedanke ich mich bei dem Buch: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«
Sehr gerne. [Es reicht ein Tentakel zum Abschied]Dann wende ich mich der Autorin zu. »Danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir und das tolle Interview.«
Ich danke dir! [Zum Buch] Aus! Lass jetzt los! F’tangh!
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