»Warum hast du seine Kutte?« Blake mahlte mit den
Kiefern.
Mein Herz begann zu pochen, denn jede Sekunde, in der ich
ihn ansah, schmerzte in mir. Dazu kam, dass ich keine Lust hatte, wieder mit
ihm zu diskutieren. Ihn anzulügen würde nichts bringen. Früher oder später
würde er erfahren, dass Dad mir eine eigene Kutte überreicht hatte.
»Es ist nicht seine. Es ist meine.«
Im Sekundentakt änderten sich seine Gesichtszüge. Ich
konnte nicht umhin zu bemerken, wie schön er war. Noch immer. Selbst der
fassungslose Ausdruck, den er mir zuwarf, ließ ein Flattern in mir wachsen.
Nervös fasste ich meine Mähne zusammen und betrachtete die Haarspitzen zwischen
den Fingern.
»Du hast eine Kutte?« Er trat näher an mich und nahm mir
das Leder aus der Hand.
Erst jetzt konnte ich den Henker und den Löwen, auf dem
der Todesbringer ritt, bewundern. Nagelneu glänzte die Oberfläche und
reflektierte das Neonlicht des Flurs.
»Als Frau?« Er grinste schief.
Meine Wut wurde angeknipst wie eine Lampe. »Hm, lass mich
überlegen …« Ich griff mir künstlich ans Kinn und sah zur Decke. »Wir waren
fast fünf Jahre zusammen und hatten … Sagen wir mal jeden zweiten Tag Sex … Das
macht … so tausend Mal. Du hast so oft mit mir geschlafen und dir fällt erst
jetzt auf, dass ich eine Frau bin. Starke Leistung, Holloway!«
Sein Gesicht versteinerte.
Nun war ich es, die lachte. Ich nahm ihm meine Kutte aus
den Händen und klemmte sie mir unter den Arm.
Er fing sich schnell. Innerhalb von Sekunden wurde sein
Ausdruck wieder nonchalant. Zu nah trat er an mich heran. Vorbei war es mit
meiner frechen Art.
»Tausend Mal.« Er brachte sein Gesicht neben meines.
Mein Herz setzte aus. Ich konnte kaum atmen, ohne dass
ich ihn roch oder auf meiner Zunge schmeckte. Das Dröhnen seiner Stimme. Die
Hitze, die er ausstrahlte.
»Und an wie viele Male davon erinnerst du dich?«
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