Prolog
Gefiedertes
Sonnenlicht fiel durch die Baumkronen auf den Waldboden und das erschöpfte
Gesicht des Kindes. „Ich kann nicht mehr!“ Die weinerliche Stimme der Kleinen
zerrte an ihren ohnehin zum Zerreißen gespannten Nerven.
„Komm, ich trag‘
dich ein Stück.“ Die junge Frau versuchte, ihrer Stimme einen festen Klang zu
geben, aber Angst und Verzweiflung schlüpften ihr zusammen mit den wenigen
Worten über die Lippen.
Die Augen des
Kindes spiegelten ihre eigene Panik wider.
Mit dem Mädchen auf
dem Arm kam sie etwas schneller voran. Der Teppich aus Kiefern- und
Fichtennadeln verschluckte das Geräusch ihrer Schritte. Nur noch wenige
harschige Schneeflecken zeugten davon, dass der Wald sich noch nicht vollends
aus dem eisernen Griff des Winters befreit hatte.
Schweiß rann ihr in
die Augen. Sie wischte ihn mit der freien Hand weg und rückte dann das süße
Gewicht auf ihrer Hüfte zurecht. Die ersten Buschwindröschen streckten ihre
Köpfe zwischen den Wurzeln der alten Bäume der Sonne entgegen. Doch sie
schenkte ihnen keine Beachtung. Nur weiter.
Was erwartete sie
bei ihrer Ankunft? Göttin, lass uns nicht zu spät sein, betete sie
flehend. Aber sie sprach die Worte nicht aus. Keuchend eilte sie weiter, die
Füße so schwer wie ihr Herz.
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