»Es muss eine Möglichkeit geben. Ich vertraue
Meister Darayn. Laut seiner Vision hat das Ganze irgendetwas mit Mutter und mir
zu tun. Wir müssen nur herausfinden, was – und ob sie noch lebt.« Ich balle die
Hände zu Fäusten, weil ich mich so ohnmächtig fühle. Die Antwort ist zum
Greifen nahe. Wir müssen nur irgendwie an die Königinmutter herankommen.
Plötzlich durchzuckt mich eine Idee. »Ich bin der Köder!«
Die anderen starren mich entsetzt an.
»Unmöglich!«, ruft Aiden aus.
»Warum nicht?«
»Sie werden dich an die Menschen ausliefern und
die werden dich töten. Das kann ich nicht zulassen.« Er greift nach meiner
Hand. »Ich kann dich nicht schon wieder verlieren.«
Sanft drücke ich seine Finger. Seine Sorge berührt
mich. Trotzdem ist es aus meiner Sicht die einzige Möglichkeit, zumal uns die
Zeit davonläuft. Selbstbewusst recke ich mein Kinn in die Höhe. »Die Königin
wird mich nicht ausliefern. Das hat sie doch selbst gesagt.«
»Weil sie dich sowieso nicht hatte«, schaltet
Shawn sich ein und mustert mich nun ebenfalls besorgt. »Da ist so eine Aussage
schnell getroffen.«
»Königin Celina meint das ernst. Ich vertraue
ihr. Glaubt mir, so erreichen wir eine Audienz und können Penelope mit unserer
Theorie konfrontieren. Ich muss wissen, was mit Mutter geschehen ist. Nicht nur
wegen des Kriegs, sondern auch meinetwegen.«
Aiden sieht mir lange in die Augen, dann streicht
er mir über die Wange und lächelt mild. »Das verstehe ich. Außerdem werde ich
dich sowieso nicht davon abbringen können. Also gut, ab in die Höhle des
Löwen.«
»Kommst du etwa mit? Als Elbe, an den Hof der
Sylphen? Ich weiß nicht, ob das zum jetzigen Zeitpunkt so klug ist ...«
»Mag sein. Aber glaubst du, ich würde dich dieser
Gefahr allein aussetzen?« Entrüstung steht in seinen Augen.
»Natürlich nicht.« Dankbar lächele ich ihn an,
bevor ich mich an Carter wende. »Also gut. Ich würde sagen, wir haben einen
Plan. Irgendwie müssen Sie uns jetzt nur noch ins Schloss hineinbekommen.«
»Nun, ich lebe dort, das sollte kein Problem
darstellen.« Er lacht leise, wird aber wieder ernst. »Ich werde euch als meine
Gefangenen präsentieren und direkt zur Königsfamilie bringen. Lasst euch jedoch
eins gesagt sein: Sobald wir im Schloss sind, liegen eure Schicksale in Celinas
Händen – nicht mehr in meinen.«
Ich sehe ihm fest in die Augen. »Verstanden. Ich
vertraue darauf, dass sie die richtige Entscheidung trifft.«
Carter erwidert den Blick ernst, bevor sich ein
Lächeln auf sein Gesicht stiehlt. »Das wird sie sicherlich. Ich schlage vor,
dass wir uns nach meinem Treffen mit König Byron vor dem Schloss treffen. Gibt
es denn eine Möglichkeit, ungesehen hier herauszukommen?«, fragt er an Deirdre
gewandt.
Die Drachenprinzessin lächelt ihn salomonisch an.
»In diesem Schloss kann ich jeden verschwinden lassen. Warten Sie auf dem
Landeplatz, auf dem Sie angekommen sind. Dorthin werde ich unsere Gäste
bringen.«
»Ich sehe schon, Prinzessin Deirdre, vor Ihnen
muss ich mich in Acht nehmen. Aber zum Glück stehen Sie ja auf meiner Seite.«
Er nickt ihr zu.
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