Samstag, 19. Februar 2022

[Schnipseltime] Anni und der Satan - Reihe von Doris E. M. Bulenda

 


(aus: Höllische Rache)
Ich fühlte mich top-fit, und erinnerte mich trotzdem genau, dass ich am Boden zerschellt und gestorben war.

Jetzt stand ich bis zu den Knöcheln eingesunken auf einer weichen Wolke, und blickte auf eine stark verzierte Pforte mit einem Zaun im Zuckerbäcker-Stil. Wo war ich hier? Verblüfft redete ich vor mich hin.

»Nein, das glaube ich einfach nicht. Soll das etwa der Himmel sein … an den ich nicht so recht geglaubt habe? Wo ist Tommy?«

Eine Stimme dröhnte plötzlich in meinem Kopf, sie hatte einen scharfen, unangenehmen Befehlston.

»Tritt ein! Geh in den Himmel.«

Zweifelnd schaute ich mich um und traute meinen Augen nicht. Vor mir stand ein Wesen und fixierte mich genau! Wer oder was war das?

Es schien ebenfalls aus der überbordenden Phantasie eines romantischen mittelalterlichen Malers entstanden zu sein. Die Erscheinung war nur andeutungsweise menschlich, groß und sehr dünn, grau-weißlich gefärbt, leicht durchscheinend, Kopf und Körper kaum voneinander unterscheidbar, nur durch einen kurzen Hals getrennt, die Arme waren viel zu lang, Beine konnte ich nicht sehen. Sie war wie eine Säule, von oben bis unten mit dem gleichen Durchmesser. Etwas umhüllte die Gestalt, ein leichtes Gewand vielleicht, das sich wie in einem Luftzug aufbauschte. Ihr Gesicht war irgendwie undefiniert, die Augen waren viel zu groß, der Mund klein. Nase, Wagen, Kinn und Stirn waren nur angedeutet. Als ich die Erscheinung genauer musterte, wurde sie deutlicher sichtbar.

Dann erst erkannte ich das Auffallendste an diesem Wesen: seine Flügel. Es hatte gigantische, hellgraue Vogelflügel, bei denen die einzelnen Federn groß und gut voneinander zu unterscheiden waren. Die Schwingen reichten weit über seinen Kopf und streiften am unteren Ende die Wolke, auf der es stand.

Wieder schüttelte ich den Kopf, um dieses ganze Bild zu verscheuchen, aber es verschwand nicht. Ich bemerkte, dass das Wesen eine Handbewegung machte und die verzierte Pforte sich langsam öffnete. Ich hörte sie sogar leise knarren.

»Schreite durch die Himmelspforte. Du bist tot! Geh‘ in den Himmel!« Die Stimme in meinem Gehirn klang noch schärfer und sehr ungeduldig.

»Ist Tommy da drin?«

»Was? Wer?«

»Verdammte Scheiße, Tommy! Mein Dreckstück von Freund, der mich gerade umgebracht hat.«



(aus: Höllische Bedrohung)

»Special-Höllen-Agent No.1, als erstes darf ich zum Aufrücken in die höchste Spitze der Höllenhierarchie gratulieren. Du bist also die Nummer zwei der Hölle geworden, hast den Rang des letzten gefallenen Engels übernommen. Du bist sehr einflussreich und mächtig geworden in diesem üblen Reich. Wer hätte das gedacht, als du damals vor unserem Tor erschienen bist und gewütet und getobt hast?«

Das hatte sich ja schnell rumgesprochen … »Ich danke, Erzengel, auch wenn das nur eine formelle Sache ist. So lange Satan herrscht, habe ich hier nicht viel zu sagen. Das Kommando über meine Agents hatte ich schon vorher. Auch ohne offizielle Ernennung zur No.1.«

»Ja, so lang Satan verfügbar und auffindbar ist«, erwiderte er zögernd und machte eine kurze Pause. »So lang ist dein Rang nur eine Formsache. Aber jetzt …«

Wie bitte, was hatte er da gerade gesagt? So lang Satan auffindbar war? Das hörte sich gar nicht gut an. »Habe ich dich richtig verstanden, hoher Vertreter der Gegenseite, der Höllenherrscher ist verschwunden? Hast du das gerade angedeutet? Wieso weißt du das und wir nicht?«

»Woher ich das weiß, ist nicht relevant«, wurde ich knapp abgeschmettert. »Außerdem, einer von euch, er, der ehemals bei uns gewesen ist und mit Satan verbannt wurde, sollte darüber Bescheid wissen. Er müsste gespürt haben, dass sich etwas geändert hat.«

»Nein, habe ich nicht«, rief Ouzza eifrig und für höllische Verhältnisse sehr schnell dazwischen. »Wie du selbst gesagt hast, habe ich meinen Rang und damit auch die direkte Verbindung zu Satan aufgegeben. Unser ungnädiger Agent No.1, die neue Nummer zwei der Hölle, ist wohl noch nicht vertraut genug mit seiner gerade erst übernommenen Position, um diese Veränderung zu spüren.«

 


 (aus: Höllische Intrige)

Wir waren eindeutig an der Quelle der Störung, aber es war nichts zu sehen. Der Höllenboden sah aus wie immer, grau, ein wenig uneben, ein bisschen …

Oder doch, halt, da war doch was, ich spürte es nach kurzer Konzentration. Rechts vor mir schien etwas zu liegen, tief eingegraben in den Boden, unsichtbar, aber ein nicht zur Hölle gehörender Fremdkörper, der deutlich wahrzunehmen war. Im selben Moment spürte es auch Ouzza und wir gingen ein paar Schritte, bis wir unmittelbar davorstanden.

»Was kann das nur sein«, murmelte ich vor mich hin. »Dieser Boden, da stimmt was nicht. Ob da irgendwas darunter ist?«

»Ja, ich glaube, da ist ein Ding verborgen«, mutmaßte Ouzza und beugte sich nach unten. Er grub mit den Fingerspitzen den Boden ein Stück auf. Normalerweise schossen aus dem Höllenboden sofort hohe, heiße Flammen, wenn man ihn auch nur ein wenig aufwühlte. Das war hier nicht der Fall und wir schauten uns wieder erstaunt an.

»Das ist merkwürdig, Ouzza. Kein Feuer im Boden?« Ich beugte mich ebenfalls nach unten und half ihm, die oberste Schicht noch weiter aufzugraben. Keinerlei Flammen behinderten uns dabei, auch nicht, als wir tiefer kamen.

Dann stießen wir auf Widerstand und legten vorsichtig ein Ding frei, von dem wir nicht wussten, was es sein könnte. Es war kugelförmig, groß, sehr solide und sah aus, als ob es mit Federn bewachsen wäre. So etwas hatte ich in der Hölle noch nie gesehen. Auf der Erde im Übrigen auch nicht. Es sah staubig und dreckig aus, aber darunter blitzte ein weißes Strahlen hervor.

Plötzlich schrie Ouzza auf: »Verdammt, ich glaube, ich weiß was das ist. Oder genauer, wer das ist. Das ist zwar unmöglich, aber eigentlich … also, ich weiß nicht …«

»Raus mit der Sprache, wer oder was ist das?«

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