(aus: Höllische Rache)
Ich fühlte mich top-fit, und erinnerte mich
trotzdem genau, dass ich am Boden zerschellt und gestorben war.
Jetzt stand ich bis zu den Knöcheln eingesunken
auf einer weichen Wolke, und blickte auf eine stark verzierte Pforte mit einem
Zaun im Zuckerbäcker-Stil. Wo war ich hier? Verblüfft redete ich vor mich hin.
»Nein, das glaube ich einfach nicht. Soll das
etwa der Himmel sein … an den ich nicht so recht geglaubt habe? Wo ist Tommy?«
Eine Stimme dröhnte plötzlich in meinem Kopf,
sie hatte einen scharfen, unangenehmen Befehlston.
»Tritt ein! Geh in den Himmel.«
Zweifelnd schaute ich mich um und traute meinen
Augen nicht. Vor mir stand ein Wesen und fixierte mich genau! Wer oder was war
das?
Es schien ebenfalls aus der überbordenden
Phantasie eines romantischen mittelalterlichen Malers entstanden zu sein. Die
Erscheinung war nur andeutungsweise menschlich, groß und sehr dünn,
grau-weißlich gefärbt, leicht durchscheinend, Kopf und Körper kaum voneinander
unterscheidbar, nur durch einen kurzen Hals getrennt, die Arme waren viel zu
lang, Beine konnte ich nicht sehen. Sie war wie eine Säule, von oben bis unten
mit dem gleichen Durchmesser. Etwas umhüllte die Gestalt, ein leichtes Gewand
vielleicht, das sich wie in einem Luftzug aufbauschte. Ihr Gesicht war
irgendwie undefiniert, die Augen waren viel zu groß, der Mund klein. Nase,
Wagen, Kinn und Stirn waren nur angedeutet. Als ich die Erscheinung genauer
musterte, wurde sie deutlicher sichtbar.
Dann erst erkannte ich das Auffallendste an
diesem Wesen: seine Flügel. Es hatte gigantische, hellgraue Vogelflügel, bei
denen die einzelnen Federn groß und gut voneinander zu unterscheiden waren. Die
Schwingen reichten weit über seinen Kopf und streiften am unteren Ende die
Wolke, auf der es stand.
Wieder schüttelte ich den Kopf, um dieses ganze
Bild zu verscheuchen, aber es verschwand nicht. Ich bemerkte, dass das Wesen
eine Handbewegung machte und die verzierte Pforte sich langsam öffnete. Ich
hörte sie sogar leise knarren.
»Schreite durch die Himmelspforte. Du bist tot!
Geh‘ in den Himmel!« Die Stimme in meinem Gehirn klang noch schärfer und sehr
ungeduldig.
»Ist Tommy da drin?«
»Was? Wer?«
»Verdammte Scheiße, Tommy! Mein Dreckstück von
Freund, der mich gerade umgebracht hat.«
(aus: Höllische Bedrohung)
»Special-Höllen-Agent No.1, als erstes darf ich
zum Aufrücken in die höchste Spitze der Höllenhierarchie gratulieren. Du bist
also die Nummer zwei der Hölle geworden, hast den Rang des letzten gefallenen
Engels übernommen. Du bist sehr einflussreich und mächtig geworden in diesem
üblen Reich. Wer hätte das gedacht, als du damals vor unserem Tor erschienen
bist und gewütet und getobt hast?«
Das hatte sich ja schnell rumgesprochen … »Ich
danke, Erzengel, auch wenn das nur eine formelle Sache ist. So lange Satan
herrscht, habe ich hier nicht viel zu sagen. Das Kommando über meine Agents
hatte ich schon vorher. Auch ohne offizielle Ernennung zur No.1.«
»Ja, so lang Satan verfügbar und auffindbar
ist«, erwiderte er zögernd und machte eine kurze Pause. »So lang ist dein Rang
nur eine Formsache. Aber jetzt …«
Wie bitte, was hatte er da gerade gesagt? So
lang Satan auffindbar war? Das hörte sich gar nicht gut an. »Habe ich dich
richtig verstanden, hoher Vertreter der Gegenseite, der Höllenherrscher ist
verschwunden? Hast du das gerade angedeutet? Wieso weißt du das und wir nicht?«
»Woher ich das weiß, ist nicht relevant«, wurde
ich knapp abgeschmettert. »Außerdem, einer von euch, er, der ehemals bei uns
gewesen ist und mit Satan verbannt wurde, sollte darüber Bescheid wissen. Er
müsste gespürt haben, dass sich etwas geändert hat.«
»Nein, habe ich nicht«, rief Ouzza eifrig und
für höllische Verhältnisse sehr schnell dazwischen. »Wie du selbst gesagt hast,
habe ich meinen Rang und damit auch die direkte Verbindung zu Satan aufgegeben.
Unser ungnädiger Agent No.1, die neue Nummer zwei der Hölle, ist wohl noch
nicht vertraut genug mit seiner gerade erst übernommenen Position, um diese
Veränderung zu spüren.«
(aus: Höllische
Intrige)
Wir waren
eindeutig an der Quelle der Störung, aber es war nichts zu sehen. Der
Höllenboden sah aus wie immer, grau, ein wenig uneben, ein bisschen …
Oder doch,
halt, da war doch was, ich spürte es nach kurzer Konzentration. Rechts vor mir
schien etwas zu liegen, tief eingegraben in den Boden, unsichtbar, aber ein
nicht zur Hölle gehörender Fremdkörper, der deutlich wahrzunehmen war. Im
selben Moment spürte es auch Ouzza und wir gingen ein paar Schritte, bis wir unmittelbar
davorstanden.
»Was kann
das nur sein«, murmelte ich vor mich hin. »Dieser Boden, da stimmt was nicht.
Ob da irgendwas darunter ist?«
»Ja, ich
glaube, da ist ein Ding verborgen«, mutmaßte Ouzza und beugte sich nach unten.
Er grub mit den Fingerspitzen den Boden ein Stück auf. Normalerweise schossen
aus dem Höllenboden sofort hohe, heiße Flammen, wenn man ihn auch nur ein wenig
aufwühlte. Das war hier nicht der Fall und wir schauten uns wieder erstaunt an.
»Das ist
merkwürdig, Ouzza. Kein Feuer im Boden?« Ich beugte mich ebenfalls nach unten
und half ihm, die oberste Schicht noch weiter aufzugraben. Keinerlei Flammen
behinderten uns dabei, auch nicht, als wir tiefer kamen.
Dann
stießen wir auf Widerstand und legten vorsichtig ein Ding frei, von dem wir
nicht wussten, was es sein könnte. Es war kugelförmig, groß, sehr solide und
sah aus, als ob es mit Federn bewachsen wäre. So etwas hatte ich in der Hölle
noch nie gesehen. Auf der Erde im Übrigen auch nicht. Es sah staubig und
dreckig aus, aber darunter blitzte ein weißes Strahlen hervor.
Plötzlich
schrie Ouzza auf: »Verdammt, ich glaube, ich weiß was das ist. Oder genauer,
wer das ist. Das ist zwar unmöglich, aber eigentlich … also, ich weiß nicht …«
»Raus mit
der Sprache, wer oder was ist das?«
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